Die gefälschten Karikaturen
Akhmad Akkari, dänischer Islam-Sprecher.
Jerusalem - Akhmad Akkari, Sprecher von 21 dänisch-muslimischen Organisationen, hat bestätigt, den ursprünglichen zwölf von "Jyllands-Posten" abgedruckten Mohammed-Cartoons noch drei hinzugefügt zu haben, "um einen Einblick in die hasserfüllte Stimmung gegen Muslime in Dänemark" zu geben. Das erklärte Akkari gegenüber "Brussels Journal", einer Vereinigung europäischer Journalisten, die sich nach eigenen Angaben gegen die "Konsenskultur im heutigen Europa auflehnen, Freiheit, Wissen und Wahrheit anstreben". Akkari kennt angeblich nicht den Ursprung der drei zusätzlichen Bilder. Sie seien dänischen Muslimen anonym zugeschickt worden. Er weigert sich allerdings, die Namen der Empfänger bekannt zu geben.
Karikaturen in die Welt getragen
Der Sturm um die Karikaturen brach nicht sofort aus. Ursprünglich wurden zwölf Zeichnungen im September in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" abgedruckt. Eine Gruppe extremistischer Muslime in Dänemark, deren Gesamtzahl die dänische Journalistin Hana Foighel auf "weniger als 1000" schätzt, bereitete eine 43 Seiten lange Broschüre vor, mit der sie sich auf Reisen nach Ägypten und in den Libanon begab, um Vertretern der Arabischen Liga, Akademikern, Religionsführern und dem Großmufti von Ägypten die angebliche "Hasskultur der Dänen zu beweisen".
Diese Broschüre enthält nicht nur die zwölf abgedruckten Darstellungen des Propheten, darunter jene mit einem zur Bombe stilisierten Turban. Abgebildet sind auch die drei hinzugefügten Bilder und weitere satirische Seiten der "Jyllands-Posten". Ein Bild zeigt den Propheten mit Schweineschnauze, wie er in ein Mikrofon singt, eine Kritzelzeichnung beschreibt ihn als pädophilen Dämon und eine besonders schlimme Karikatur zeigt einen am Boden knienden betenden Muslim, den gerade ein Hund besteigt. Neben arabischen Erklärungen und dänischen Zeitungsausschnitten sind in der Broschüre abstrakte Bilder von Klee und der Mona Lisa wiedergegeben. Die dänische Bildunterschrift unter der Mona Lisa von Leonardo da Vinci belehrt die Leser, dass eine gewisse Loge "seit tausenden Jahren" wisse, dass es sich hierbei um eine Abbildung des Propheten Mohammed handle.
Es gibt inzwischen auf Dutzenden Internetseiten Abbildungen der zwölf ursprünglich von "Jyllands Posten" gedruckten Bilder. Da kann man schnell erkennen, dass die zusätzlichen besonders beleidigenden drei Cartoons nicht von der dänischen Zeitung stammen.
"Das haben wir doch gar nicht getan"
"Wie können Sie nur den Propheten als Schwein abbilden", fragte ein arabischer Journalist bei CNN den dazugeschalteten Redakteur der dänischen Zeitung "Jyllands Posten". Völlig entwaffnet antwortete der: "Das haben wir doch gar nicht getan." Der Araber fällt ihm ins Wort und sagt: "Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Wie können Sie nur das Gegenteil behaupten." Diese peinliche Diskussion dient als weiterer Beleg dafür, dass in der arabischen Welt die Proteste gar nicht gegen die veröffentlichten Karikaturen von "Jyllands-Posten" gerichtet sind.
Gesehen hat die Karikaturen ohnehin kaum jemand. Nur eine jordanische Zeitung wagte, sie nachzudrucken. Die Reaktion der Herausgeber folgte postwendend: "Die Herausgeber der Wochenzeitung 'Shihan' wurden am heutigen Donnerstag überrascht vom Nachdruck der schändlichen Karikaturen des Propheten Muhammad und verurteilen in aller Schärfe dieses unverantwortliche Verhalten seitens der Redaktion. Es wurde beschlossen, alle Ausgaben der Zeitschrift vom Markt zu nehmen; eine Untersuchung darüber einzuleiten, wer im Verlag für dieses schändliche Verhalten verantwortlich ist. Die Firma wird strenge Maßnahmen gegen jeden ergreifen, der mit dieser Tat in Verbindung steht. Der Vorstandsvorsitzende des Verlags beschloss, den Chefredakteur ab dem 2.2.2006 von seinen Aufgaben zu entbinden."
Arabische TV-Sender wie Al Jazeera blenden die Karikaturen aus und selbst CNN vertuscht sie bis zur Unkenntlichkeit. So wirkt allein eine verbale Beschreibung dessen, was in dieser Broschüre enthalten war. Aber das reicht offenbar aus, um 1,3 Milliarden Muslime in Rage zu versetzen.
Quelle:
http://www.kurier.at/ausland/1269898.php (Archiv-Version vom 08.02.2006)ts ts ts
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