"die Meinungen unserer intoleranten islamischen Freunde dazu würde mich sehr interessieren..."
Da rennst du selbstverständlich gegen eine intolerante Mauer. Ich fragte hier schon des öfteren nach, wie das zu verstehen sei mit den schwulen Muslimen, die in der Öffentlichkeit nicht geduldet werden, obwohl Hetero-Muslime sich begrüssungstechnisch rechts und links öffentlich Küsschen geben und Hand in Hand rumlaufen und sich in den Arm nehmen.
Na ja, ich denke, die schwulen Muslime hier an Bord könnten uns sicher Auskunft geben. Möglicherweise sind heute keine da. Und darum habe ich hier nochmal den Text gefunden, der sich in Wikipedia nachlesen lässt:
Wie der Islam die Homosexualität betrachtet:
Gesetzliche Aspekte (Schari'a)
Der Koran übernimmt die Annahme von der Sündhaftigkeit homosexueller Handlungen aus der jüdisch-christlichen Tradition und wählt folgende Formulierung: Und diejenigen, die es von euch [Männern] begehen, strafet beide. Und so sie bereuen und sich bessern, so lasset ab von ihnen. Siehe, Allah ist vergebend und barmherzig.(Sure 4, Vers 16). Die Wortwahl erscheint relativ milde im Vergleich mit der Verurteilung anderer Vergehen, z.B. dem im vorausgehenden Vers behandelten außerehelichen Verkehr von Frauen (زناء zinā).
Seltsamerweise bleibt im Koran auch die Art der Bestrafung offen, was in den islamischen Rechtsschulen (مذاهب madhahib) zu einem breiten Dissens geführt hat. Während die Hanafiten als größte Rechtsschule des Islam die Entscheidung darüber in das Ermessen des einzelnen Richters stellen (lediglich die Todesstrafe wird anfangs ausgeschlossen), sehen die Hanbaliten, als kleinste und konservativste Rechtsschule, analog zum Ehebruch die Steinigung vor.
Sehr viel seltener wird in juristischen Texten auch die Tribadie zwischen Frauen (sihaq) behandelt. Ob und auf welche Weise sie strafbar ist, gilt als strittig. Die relative Stille, die diese Frage umgibt, erklärt sich u.a. daraus, dass rechtliche Effekte sexueller Handlungen normalerweise an die (vaginale oder anale) Penetration durch einen Penis gebunden sind.
Aufgrund der großen Hürden, welche die Schari'a aufbaut, wenn es um den Nachweis von unzuchtähnlichen Handlungen geht (in der Regel sind vier Augenzeugen oder ersatzweise ein vierfaches Geständnis für eine Verurteilung nötig), dürfte eine Bestrafung vor dem Aufkommen des modernen Islamismus äußerst selten gewesen sein, obwohl sich die Juristen seit dem Spätmittelalter einig sind, das auf mann-männlichen Analverkehr die Todesstrafe steht; siehe [1] Die einzigen in der Literatur angeführten Fälle stammen beide aus dem 7. Jahrhundert n.u.Z., wobei uns die Umstände, die dazu geführt haben, nicht genau bekannt sind.
In der Realität herrschte eher ein pragmatischer Umgang mit gleichgeschlechtlicher Sexualität, was u.a. daran deutlich wird, dass in mehreren islamischen Texten die Frage verhandelt wird, ob nach dem mann-männlichen Beischlaf, ähnlich wie nach dem Verkehr mit einer Frau, eine Waschung (ghusl) erforderlich ist, bevor jemand beten darf. Diese Frage wird allgemein bejaht. [2]"
Siehe auch:
http://www.islamic.org.uk/deutsch/homosex.html (Archiv-Version vom 15.10.2006)Die Bedeutung gleichgeschlechtlicher Liebe
Im Einklang mit der christlichen Tradition (aber in Abweichung von der jüdischen) assoziiert der Koran die Sünden von Lots Volk an einigen Stellen auch mit den Ausschweifungen zwischen Männern: Es gibt fünf Stellen im Koran, die sich auf schwules und lesbisches Verhalten beziehen. Manche befassen sich offensichtlich mit "femininen Männern" und "maskulinen Frauen". Die zwei wichtigsten Verweise auf homosexuelles Verhalten im Koran ist einmal die 7. Sure, Vers 80-81:.
"80 Und (wir haben) den Lot (als unseren Boten gesandt). (Damals) als er zu seinen Leuten sagte: "Wollt ihr denn etwas Abscheuliches begehen, wie es noch keiner von den Menschen in aller Welt vor euch begangen hat? 81 Ihr gebt euch in (eurer) Sinnenlust wahrhaftig mit Männern ab, statt mit Frauen. Nein, ihr seid ein Volk, das nicht maßhält".
Und zum anderen die Sure 26, Vers 165[-166]:.
"165 Wollt ihr euch denn mit Menschen männlichen Geschlechts abgeben 166 und (darüber) vernachlässigen, was euer Herr euch in euren Gattinnen (als Ehepartner) geschaffen hat? Nein, ihr seid verbrecherische Leute."(1).
Beide Verweise beziehen sich auf schwule und nicht auf lesbische Sexualität, da diese im Koran nicht erwähnt wird. Lut wird in den hebräischen Schriften als "Lot" bezeichnet. Diese Passage ist ein offensichtlicher Verweis auf die Ereignisse bei Sodom und Gomorrah. Dies scheint zu implizieren, dass es vor der ersten Erwähnung in Sodom keine Homosexualität gab. Dies ist ein ausschließlich im Islam existierendes Konzept, das weder im jüdischen noch im christlichen Glauben vorkommt. Diese Passage verbindet die Sünden von Sodom - den Grund für die Zerstörung - mit Homosexualität.. Deswegen werden Männer, die Sex mit Männern haben, seitdem von religiöser Seite als luti bezeichnet, der Analverkehr zwischen ihnen als liwāt (لواط).
Ein scheinbares Paradox ergibt sich daraus, dass die islamische Tradition die erotische Attraktivität des eigenen Geschlechts als ein natürliches und universelles Faktum betrachtet. So heißt es in einem dem Propheten Muhammad zugeschriebenen Hadith: "Starre nicht auf bartlose Knaben, denn sie haben Augen, die verführerischer sind als die Jungfrauen [huris]." Ähnlich äußert sich der im Jahr 1200 n.u.Z. verstorbene hanbalitische Rechtsgelehrte Ibn al-Gauzi:
"Derjenige, der behauptet, dass er keine Begierde empfindet [wenn er schöne Knaben erblickt], ist ein Lügner, und wenn wir ihm glauben könnten, wäre er ein Tier, nicht ein menschliches Wesen."
Dies schlägt sich auch in den Paradiesbeschreibungen des Koran nieder, wo nicht nur "großäußige Jungfrauen", sondern auch Jünglinge, "gleich verborgenen Perlen" (Sure 52, Vers 24), auf die (männlichen) Wiederauferstandenen warten und sie als Mundschenke bedienen: "Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben mit Humpen und Kannen (von Wein) und einem Becher (voll) von Quellwasser." (Sure 56, Vers 17-18)
Die romantische Liebe ('isq) zwischen Männern wird – unter der Voraussetzung, dass sie keusch ist – vom Islam vollständig akzeptiert. So schreibt der Universalgelehrte Ibn Hazm: "Liebe wird von der Religion weder missbilligt, noch vom Gesetz verboten; denn jedes Herz ist in Gottes Hand." Gleichzeitig führt aber die Verwerfung von unkeuschen Handlungen zwischen Männern für den strenggläubigen Muslim zu einem inneren Glaubenskampf (dschihad) gegen sein eigenes Selbst (nafs). Einem bekannten Hadith zufolge gilt derjenigen, der in diesem Kampf obsiegt, als "Liebesmärtyrer": "Wer liebt und keusch bleibt und sein Geheimnis verbirgt und stirbt, stirbt als ein Märtyrer." Eine etwas andere Haltung nimmt die sufistische Tradition ein. In ihr spielt die leidenschaftliche Zuneigung zwischen dem Liebenden und dem Geliebten eine konstitutive Bedeutung für die mystische Annäherung an Gott.
Gruß
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich;)