@Xedion65 Wie ist der Zustand in den Entwicklungsländern?
WIR leben von deren Armut, nicht absolut, aber sie trägt ihren Teil dazu bei. Zumeist wird davon ausgegangen, daß Armut in den Entwicklungsländern darauf beruht, dass wir konsumieren, was sie zu Dumping-Preisen produzieren und exportieren.
Das wäre gleichbedeutend mit gewaltigen Handelsumsätzen von Süd nach Nord. Das ist aber nicht der Fall.
Die Industrieländer bestreiten zirka 80 Prozent des Welthandels (bei Importen wie bei Exporten), daß heißt, Welthandel findet vor allem zwischen den Industrieländern, nicht zwischen Entwicklungs- und Industrieländern statt.
Und auch das Argument, daß dieser geringe Anteil am Welthandel vor allem an den viel zu niedrigen Rohstoffpreisen läge stimmt nicht:
Der Anteil der westlichen Industrieländer an den Rohstoffexporten der Welt betrug 1986 221,3 Md. Dollar, der der Entwicklungsländer 100,2. Zwei Drittel der Weltexporte an Nahrungsmitteln stammen aus den Industrieländern. Die USA sind der größte Exporteur von Rohstoffen und Nahrungsmitteln.
Bereits Ende der Siebziger exportierten die Entwicklungsländer mehr Industrieprodukte als Rohstoffe, während die Industrieländer 36 Prozent mehr Rohstoffe exportierten als die Entwicklungsländer.
Der Preisverfall auf dem Rohstoffmarkt trifft also Erste wie Dritte Welt und
der Hauptgrund dafür, daß die Rohstoffproduzenten in vielen Entwicklungsländern so niedrige Preise für ihre Produkte erhalten, sind nicht die Weltmarktpreise, sondern die den Produzenten von ihren Regierungen aufgezwungenen internen Preise, die oft zu 50 oder 60, zuweilen bis zu 80% unter den Weltmarktpreisen liegen. Das gilt übrigens auch für nicht importierte Rohstoffe und Nahrungsmittel, deren Preise niedrig gehalten werden, um die städtische Bevölkerung bei Laune zu halten: ‚Hungern die Städte, gibt es Revolutionen, hungern die Bauern, gibt es nur Tote!‘"
"Die Zukunft war früher auch besser" (Karl Valentin)