Noch andere Aussagen zum Fall Katyn :
1951/1952 beschäftigte sich ein Ausschuß des amerikanischen Kongresses noch einmal mit diesem Thema. Durch Befragung der Gerichtsmediziner konnte bestätigt werden, dass die Morde vor dem Jahr 1941 stattgefunden hatten, als dieses Gebiet noch in Händen der Sowjets war. Demnach ist der westlichen Geschichtsschreibung seit Anfang der fünfziger Jahre bekannt, dass die Sowjets für dieses Massaker verantwortlich sind; doch erst im April 1990 konnte sich die sowjetische Regierung entschließen, dies auch offiziell einzuräumen.
Das Massaker von Katyn spielt in der Argumentation der Rechtsextremisten eine gewisse Rolle. Sie gehen in etwa von folgender Überlegung aus: Da den Deutschen das Massaker bis vor kurzem noch zu Unrecht vorgeworfen wurde, muss man annehmen, dass alle anderen Vorwürfe gegen die Deutschen, insbesondere was den Judenmord angeht, ebenso unbegründet sind.
Die Tatsache, dass die Sowjets schon seit fast einem halben Jahrhundert als Täter überführt sind, fällt dabei nicht selten unter den Tisch, So führen die "Revisionisten" ihre Leser bewusst in die Irre, indem sie das sowjetische Eingeständnis aus dem Jahre 1990 in einer Weise präsentieren, als wäre erst zu diesem Zeitpunkt der wahre Sachverhalt aufgedeckt worden. Als Beispiel ein Zitat von Cedric Martel:
In dieser Form und in diesem Kontext ist dies ein Musterbeispiel für die "revisionistische Wahrheitssuche". Es trifft zu, dass die Sowjets bis etwa 1990 die Fiktion von der deutschen Schuld an Katyn aufrechterhalten haben. Es trifft aber ebenso zu, dass spätestens seit 1952 kein westlicher Historiker mehr an diese Fiktion geglaubt hat - und genau diese westlichen Historiker sind es, die über die mehr als 33000 jüdischen Opfer in Babi Jar ebenso präzise Auskunft geben können wie über die wahren Täter von Katyn.
Die Frechheit besteht darin, dass ein korrektes Resultat westlicher Geschichtsforschung zur sowjetischen Lüge deklariert wird, obwohl die westlichen Historiker - wie man am Beispiel Katyns sieht - auf sowjetische Fälschungen überhaupt nicht hereingefallen sind. Die Umstände des Massakers von Babi Jar erschließen sich denn auch aus Dokumenten der "Einsatzgruppen" - also der Täter selbst - und keineswegs aus fragwürdigen sowjetischen Angaben.
Es ist ein beliebter Trick der Holocaust-Leugner, den seriösen Historikern Behauptungen vorzuwerfen, die sie nicht zu verantworten haben; in der einschlägigen rechtsextremistischen Literatur findet man zahlreiche Beispiele dafür.
Und es gibt noch einen weiteren Punkt, der in diesem Zusammenhang bedeutsam ist. Zwar trifft es zu, dass die Sowjets in Nürnberg versucht haben, ein eigenes Verbrechen den Deutschen in die Schuhe zu schieben. Aber es trifft eben auch zu, dass sie sich damit nicht durchsetzen konnten, weil die westlichen Vertreter, die in der Mehrheit waren, das Verfahren so weit wie möglich nach rechtsstaatlichen Prinzipien abgewickelt und unberechtigte Vorwürfe in der Urteilsfindung nicht berücksichtigt haben.
Quelle :
http://www.h-ref.de