bgeoweh schrieb:Die Medizinstudenten gehen ja z.B. schon ein Jahr mit minimalster Aufwandsentschädigung ins PJ, bei vielen Ingenieursstudiengängen sind Praktika Pflicht, wer dual studiert ist ja insgesamt auch mehr als ein Jahr während des Studiums im Betrieb...
Ja, aber wer anfängt, Ausnahmen zu machen, der muss dann auch damit rechnen, dass a) die Sache immer komplizierter wird, b) das Problem entsteht, dass man erst einmal festlegen muss, wo die Grenze gezogen wird (also wer alles unter diese Regelung fällt, und da wird natürlich jede Lobbygruppe versuchen, ihre Klientel bei den Ausnahmen "unterzubringen") und c) werden immer mehr Schlupflöcher entstehen, wo man dann mit Beziehungen und Gefälligkeiten jemandem bescheinigt dass er/sie aus diesem oder jenem Grund unter diese Regelung fällt, folglich also nicht eingezogen wird.
Ich denke mal, es gibt sicher Ausnahmen, die ganz klar sind, und über die man nicht diskutieren muss, z. B. Eltern mit kleinen Kindern. Aber bei Behinderungen fängt es ja schon an: Ein Rollstuhlfahrer konnte natürlich nicht zur Bundeswehr und dort mit dem Gewehr über den Acker robben. Aber warum soll er/sie nicht im Krankenhaus in der Telefonzentrale arbeiten?
Und mit den Studiengängen wird es dann auch schon schwierig: Nehmen wir mal an, jemand sagt nach dem Abi: "So, ich will Ingenieur werden, hier ist die Bescheinigung, ich habe einen Studienplatz!" Dann sagt man ihm: "Aha, gut, ja ok, weil Sie da so viele Praktika machen müssen, werden sie nicht eingezogen, hier ist die Bescheinigung, alles Gute!" So und dann wird das Studium nach einem Semester wieder abgebrochen, und stattdessen studiert er dann BWL. Und nun? Wenn man ihn trotzdem einzieht, muss er das Studium unterbrechen, das ist Scheiße für ihn. Zieht man ihn nicht ein, dann ist es ein herrliches Schlupfloch um sich zu drücken und die Zahl der Ingenieur-Erstsemester wird ungeahnte Höhen erreichen.
Ich meine: Klar, da kann man natürlich Regeln aufstellen, aber das zieht alles wieder eine elende Diskussion nach sich, entsprechende Klagen, Bürokratie, Verwaltungsaufwand, "Aktivität" von Lobbygruppen etc. die natürlich wortreiche Erklärungen finden werden, warum alle eingezogen werden sollen, aber "Ihre" Klientel natürlich nicht damit belastet werden darf.
Von daher bleibe ich dabei, dass es die erste Regel sein muss, dass so eine Sache, wenn man sie denn einführt, dann auch wirklich möglichst alle betrifft und nicht nur die, die zu dumm oder zu arm sind oder denen die nötigen Beziehungen fehlen um sich drum herum zu mogeln.