kirche und hitler
23.09.2005 um 18:44
Wie Sie schon schrieben war der NS-Staat eine Diktatur,der mit drakonischen Strafen gegen Kritiker und Systemgegner vorging.
Die meisten SPDler hielten sich nach der Machtergreifung mit öffentlichen politischen Ausserungen oder gar Wiederstandsaktionen zurück.Gerne wird diese Geisteshaltung als innere Emigration verklärt.Genau wie weite Teile des bürgerlichen-konservativen-christlichen Lagers (als einzig homogene Gruppe des Wiederstandes würde ich die Kommunisten gelten lassen - zum Teil,weil sie genauso ideologisch verhaftet wie die Nationalsozialisten waren).
Die Mehrheit der Deutschen schwieg,egal ob Sozialdemokraten,Christen,Konservative,Bürgerlich,Adel,Wehrmacht...
Aber trotz aller Gefahren gab es Menschen aus eben allen jenen gesellschaftlichen Schichten,die die Praktiken des 3.Reiches nicht mit ihren Moralvorstellungen vereinbaren konnten und Wiederstand leisteten.
Nur um mal Pastor Paul Gerhardt Braune oder Bischof von Galen als bekannte Personen zu erwähnen.
Ich habe nichts gegen die Kirche und die Christen gesagt.
Ihnen erging es auch nicht anders als den restlichen Bewohnern der Nazidikdatur - sie waren weder bessere noch schlechtere Menschen.
Die einen ließen sich gleichschalten und folgtem ihren Führer bis zum bitteren Ende währenddessen andere an ihren Glaubensprinzipien festhielten und oft genug mit KZ-Haft oder ihrem Tod bezahlten.
Aus heutiger Sich fällt es einfach über diese Menschen zu urteilen - Warum habt ihr nichts gemacht?
Manchmal empfinde ich das als arrogant.
Ich stimme mit Ihrem Beitrag ganz und gar überein. Genau so war es. Männer wie Julius Leber haben gekämpft, und gelitten, und dann auch noch mit dem Leben bezahlt. Nicht nur Sozialdemokraten, auch Christen. Die Massen haben nicht mitgezogen, nicht zuletzt auch deshalb nicht, weil der Masse ganz einfach der Durchblick fehlte. Sebastian Haffner, der Antinazi, hat das ja klar und deutlich dargelegt. Und als man sich dann unter schwierigsten Umständen zu einem Widerstand organisierte, dann war das schon viel zu spät. Sie haben vollkommen recht: Aus heutiger Sicht ist alles so leicht. Heute würde man es "problemlos" total anders machen. So jedenfalls behaupten es die Besserwisser. Sie vergessen dabei, daß die Nazidiktatur noch viel schlimmer als die SED-Diktatur war. Es ist darum müßig, den Papst und die Kirche aufs Korn zu nehmen. Die waren alle überfordert, zumal die Nazidiktatur dann einen Weltkrieg entfachte und zu Beginn auch noch einen Sieg nach dem anderen feierte. Damit zogen die Nazis die Massen erst recht in ihren teuflischen Bann.
Vom 11. 11. 1946 stammt ein Schreiben des Hochwartes der GGG (Fahrenkrogs) an den "Kreis-Untersuchungsausschuß für die politische Säuberung". Darin heißt es:
»Stellung zur NSDAP.: Politik wurde satzungsgemäß in der G.G.G. nicht betrieben. - Der Gründer und Hochwart der G.G.G, Fahrenkrog, gehörte selbstredend zu keiner Zeit der Partei oder einer ihrer Gliederungen an. - Ohnehin waren Hitler und Fahrenkrog Gegensätze. Hitler: Wille zur Macht; Fahrenkrog: Wille zu einer höheren Ethik.
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In einem tabellarischen Lebenslauf Fahrenkrogs von 1946 heißt es:
Zeitlich folgte das Verbot dem Ausscheren der GGG aus der Deutschen Glaubensbewegung Hauers. Hauer hatte die Aufgabe, die alten sog. "völkisch-religiösen" Gemeinschaften zusammenzubringen in der dazu gegründeten Dt. Glaubensbewegung. Als ihm dies mit der GGG mißlang (die GGG schloß sich zuerst an - aus Angst vor einem Verbot durch die NS-Regierung - scherte dann aber wieder aus und feierte ab 1935 wieder eigene Treffen), erfolgte das Verbot. Ludwig Dessel schrieb rückblickend im Hartung 1988 (Blatt 3f) darüber:
»Nach 1933 kam der Zusammenschluß einiger Gemeinschaften recht unterschiedlicher Art gegen die Zwangschristianisierung seitens des neuen Staates, der aber bald wieder zerfiel. Von dieser Seite kreidete ein Dortmunder Presseangehöriger (Wilhelm Moser) dem Professor Fahrenkrog an, daß er einen Dortmunder höheren Polizeibeamten, der auch der GGG angehört [...] in einer vertraulichen Aussprache bestätigt habe, daß er nicht mit allen Entscheidungen der NSDAP usw. einverstanden sei.
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Von Prof. Hauer wurde auch bekannt, daß dieser die alten Glaubensgemeinschaften wie Germanische Glaubens-Gemeinschaft und Deutschgläubige Gemeinschaft als Krebsschaden seiner Deutschen Glaubensbewegung bezeichnet hat. Durch innere Unruhen in dieser wurde dieser selbst später von seinen ursprünglichen Parteigängern ausgebootet, weil dieser (Hauer) im Verdacht stand, "sich dem Führer Adolf Hitler an die Seite zu setzen"; also gewissermaßen der ''religiöse Arm des Nationalsozialismus" werden zu wollen.«
Mit dem Versammlungseinschränkungen einher ging ein zeitweiliges Verbot der GGG-Zeitschrift "Nordischer Glaube" (1940 umgenannt in "Germanen-Glaube"). Außerdem unterlag die Zeitschrift Einschränkungen, es wurde z. B. kein Papier zugeteilt usw. Ähnlich war es auch mit der Zeitung der GGG-Österreichs ("Die Brücke"), die schon vor dem Anschluß Österreichs verboten worden war. Die nationalsozialistische Regierung Österreichs hielt dieses Verbot weiterhin aufrecht.
Zugehörigkeit zur NSDAP
Auch der Nachfolger Prof. Fahrenkrogs, der damals schon das Gemeinschaftsamt der GGG innehatte, nämlich Ludwig Dessel, gehörte nicht der NSDAP an. In einem Brief an Graf Strachwitz, dem Leiter der GGG-Österreichs vom 13. 7. 1939 schreibt Dessel:
»Nun kommt das, wo Ihr mir Euer Herz ausschüttet: die NSDAP. Ich bin auch nicht Mitglied. Ich gebe ehrlich zu, den Führer anfangs nicht verstanden zu haben. Als dann die schlechten Gewissen zur Partei liefen - die man Märzgefallene und Maiblümchen nennt, - da bin ich erst recht fern geblieben [...] Ich arbeite mit einigen Tröpfen zusammen, die das Abzeichen tragen, und irgend ein Amt haben und demzufolge sich wie Frösche blähen - es ist widerlich..«
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»Meine Beziehung zur NSDAP:
Ich war niemals Mitglied dieser Partei oder einer Organisation der Partei. Ich sagte niemals "Heil Hitler". Als ich dafür getadelt wurde, sagte man mir, daß ich keinerlei Chancen haben würde, wenn ich am Ende meiner Briefe nicht "Heil Hitler" schriebe. 1933 wurde eine Ausstellung meiner Werke, die durch das Museum in Mannheim arrangiert worden war, durch das Propagandaministerium mit dem Argument verboten "Fahrenkrog ist nicht geeignet, daß deutsche. Volk zu erziehen". Ich sandte einen Protestbrief an Hindenburg, in dem ich ihm von dem Mißbrauch offizieller Autorität erzählte. Die Antwort war: Gehen Sie den Instanzenweg. Ich resignierte. Aber seit jener Zeit hatte ich unter den Intriegen der Parteiführer zu leiden. Nicht eins meiner Gemälde wurde angenommen für die Kunstausstellung in München, nicht eins meiner Bücher wurde gedruckt und nicht eins meiner Bilder reproduziert. Lebendig begraben zu sein ist kein angenehmer Zustand!
Im Jahre 1937 wurde ich zum Ehrenmeister von Hamburg ernannt. Sofort nach der Ernennung wurde dem Gemeinderat verboten, irgendjemanden zum Ehrenmeister zu ernennen ohne Erlaubnis der Staatsregierung.
Aber: "ein guter Köder fängt feine Fische": Von Stuttgart erhielt ich eine Anfrage, ob ich ein Hitler-Portrait zu verkaufen hätte? - Niemals malte ich Hitler! Aber vor kurzem habe ich die Portraits der beiden Scholl-Kinder vollendet, die durch Hitler getötet worden waren«.
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»Politische Betätigung wurde und wird innerhalb der GGG. nicht geduldet.
In diesem Sinne genoß die G.G.G. volle Glaubens- und Betätigungsfreiheit sowohl im Kaiserreich als auch in den Jahren der ersten Republik. Einschneidende Beschränkungen traten erst in der Zeit des Hitlerregiemes ein: Abzeichenverbot, Beeinträchtigung der Versammlungsfreiheit, zeitweiliges Verbot, dann Erscheinungsbeschränkung unserer Zeitschrift, zahlreiche Haussuchungen beim Hochwart durch die Gestapo...«
U. A. über die GGG und den Antisemitismus handelt ein Brief von Fahrenkrog an Dr. Kusserow vom 27. 1. 1947. HIer ergibt sich auch, daß Dr. Kusserow, der Leiter der Nordischen Glaubensgemeinschaft (und von 1945 bis 1953 Mitglied der GGG) auch nicht in der Partei gewesen war:
»"Wer sich unter Wölfen befindet, muß mit ihnen heulen" Alter Spruch. NS. erst recht, wenn die Heulerei Regimentsbefehl ist - wenn auch u. U. mit Ingrimm. Wer nicht mitheulte wurde als Vaterlandsverräter verdächtigt. Ist mir passiert.
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Was nun den Antisemitismus anbetrifft, so hat hier - schon seit Clims Zeiten eine Linkmischelei stattgefunden. WIR sind just die Toleranten und sagen: "Jedem das Seine!" Wir lassen den Juden liebend gerne ihre Religion, ihren Glauben und ihre Vornamen und Nachname und wünschen nur, daß sie uns ungeschoren ließen und uns UNSERN GLAUBEN und UNSERE Vor= und Nachnamen lassen«.
Dr. Kusserow hatte schon zu Beginn der Nazizeit Saalschlachten der sog. "positiven" Christen mit den Anhängern seiner Nordischen Glaubens-Gemeinschaft erleben müssen.
Wie Fahrenkrog über Hitler dachte, belegt auch ein Brief an Müller-Hagemann vom 22. 11. 1945 (Im Archiv unter 10/42):
»Daß im allgemeinen Getümmel der Volksverräter Hitler eine besonders verderbenbringende Rolle für Deutschland spielte, liegt obenauf. Ich habe dem feigen und feilen Monarchen von vornherein nicht getraut - leider haben sich meine schlimmsten Befürchtungen als noch zu zahm erwiesen.
Und dann die Vertrauensseligkeit der Deutschen besonders den Maulhelden gegenüber - da habt Ihr recht«.
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Das Programm der "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei" (NSDAP) wurde lange vor der Machtübernahme aufgestellt. In Punkt 24 dieses Programms heißt es:
»Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums.«
Von einer germanischen, heidnischen oder völkischen Religion ist hier also überhaupt nicht die Rede.
Der Parteiideologe Alfred Rosenberg erläutert den Standpunkt der NSDAP in dem Buche "Wesen, Grundsätze und Ziele der NSDAP":
»Die Geschichte Europas hat bewiesen, daß dieses im extrem antijüdischen Christentum eine Religionsform gefunden hat [...] Die Wahrung christlichen Lebens hat auch die NSDAP als eine wirkliche Volksbewegung unbedingt zu fordern. «
Ganz deutlich wird hier gezeigt, daß der Antisemitismus des Nationalsozialismus dem Christentum entnommen wurde. Aber auch zu den heidnischen Gruppen äußert sich Rosenberg:
»Über die Wegleugnung der Persönlichkeit Christi überhaupt, mit Hilfe altgermanischer und anderer Mythologien, darf man heute zur Tagesordnung übergehen. «
Die Ablehnung Christi ist für Rosenberg also eine Lüge; daraus ergibt sich eindeutig, daß er Christ war und das Heidentum ablehnte. Auch andere christliche Autoren, wie z. B. Arthur Dinter, waren für die NS-Ideologie maßgebend.
Adolf Hitler gehörte nicht nur zeitlebens der Katholischen Kirche als Mitglied an, er zahlte sogar bis zu seinem Tode Kirchensteuern. Ein Telegramm mit der Aufforderung, Hitler zu Exkommunizieren, wurde damals an Papst Pius XII. geschickt, doch Hitler wurde nie exkommuniziert (das Telegramm findet sich in der Zeitschrift Catholic Telegraph-Register, Cincinnati, Ohio, USA). Schon 1933 schloß Hitlers Regierung mit dem Vatican ein noch heute gültiges Reichsconcordat ab, welches der Kirche zahlreiche Rechte einräumt, auch solche, die sie nicht einmal in Italien hat (nach dem Kriege half der Vatican dann entsprechend den Nazi-Kriegsverbrechern bei der Flucht ins Ausland).
In einem Aufruf des katholischen Jungmännerverbandes vom September 1933, unterzeichnet vom Generalpräses, heißt es:
»Jawohl, liebe Freunde, darüber müssen wir uns klar sein, daß der Abschluß des Konkordats auch Pflichten auflegt. Indem die Kirche den neuen Staat anerkennt und durch einen feierlichen Vertrag sich mit ihm verbunden hat zum gemeinsamen Wirken im Volke der Deutschen, hat sie auch uns als Jugend der Kirche verpflichtet für den neuen Staat. Und nicht nur in dem Sinn, daß wir als Katholiken selbstverständlich um des Gewissens willen dem Staate geben, was des Staates ist, seine rechtmäßige Obrigkeit anerkennen, seine Autorität und seine Gesetze achten und befolgen;
sondern in dem weiteren Sinne, daß wir den deutschen Staat nationalsozialistischer Prägung, seine Idee, seine Führung, seine Formen anerkennen und ihm uns mit ganzer Bereitschaft und ganzer Treue zur Verfügung stellen [...] Der neue deutsche Staat trägt etwas von der Idee des Gottesstaates in sich, in der Anerkennung des Christentums als Fundament des Staates«.
(H. Müller (Hrsgb.), Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente 1930-1935, München 1963, S. 190-193). Ähnlich übrigens auch ein Aufruf des Führers des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studenten CV vom 15. 7. 1933: .
»Der CV bekennt sich zur nationalsozialistischen Revolution als dem großen geistigen Umbruch unserer Zeit. Der CV will und muß Träger und Künder der Idee des Dritten Reiches sein [...] und deswegen wird der CV im Geiste des Nationalsozialismus geleitet werden [...] Nur der nationalsozialistische Staat, der machtvoll aus der Revo- .
lution herauswächst, kann uns die Wiederverchristlichung unserer Kultur bringen«.
(H. Müller, S. 168). Auf einem NS-Wahlplakat zur Reichstagswahl vom 12. 11. 1933 wird der päpstliche Nutius Basallo di Torregrossa so zitiert:
»"Ich habe Sie lange nicht verstanden. Ich habe mich aber lange darum bemüht. Heute versteh' ich Sie". Auch jeder deutsche Katholik versteht heute Adolf Hitler und stimmt am 12. November mit ,Ja!"«.
Schon in "Mein Kampf" (Seiten 395-399) hatte Hitler sich nicht nur von "religiösen Reformatoren auf altgermanischer Grundlage" distanziert, er meinte wahrscheinlich auch geradezu Proffessor Ludwig Fahrenkrog als er schrieb:
»Ein bekannter Professor in Bayern, ein berühmter Kämpfer mit geistigen Waffen ...«
Im gleichen Text sagt der Katholik Hitler, daß er »tiefsten Ekel« vor diesen Leuten empfinde. Dagegen warnten noch 1933 Heiden vor den schweren Rechtsverletzungen der NSDAP und einem drohenden Weltkrieg, die Inhaftierung der Kommunisten und die Konzentrationslager wurden angeprangert.
Erich Ludendorff, Leiter des Tannenbergbundes telegraphierte an Hindenburg (als Hitler mit Hindenburg in Potsdam das alte Preußen beschwor):
»Sie haben unser deutsches Vaterland einem der größten Demagogen aller Zeiten ausgeliefert: Ich prophezeihe Ihnen, daß dieser Mann unser Reich in den Abgrund stürzen, unsere Nation in unfaßbares Elend bringen wird«.
In der Folge wurden Mitglieder des Tannenbergbundes in Lager eingewiesen, Verhaftungen begannen, die heidnischen Bünde und ihre Zeitschriften wurden - im Gegensatz zu den Kirchen - verboten. Der Landeskirchenrat Reichardt dagegen drückte seine volle ünterstützung 1933 so aus:
»So begrüBt es die Kirche auf das freudigste, daß jetzt die Staatsgewalt Maßnahmen zur Reinigung und Erneuerung unseres Volkslebenas trifft«. Und der Vorsitzende des Katholischen Lehrerverbandes des Deutschen Reiches, August Weber, sagte in einer Kundgebung vom 1. 4. 1933:
»Möge es vereinter Kraft aller in unserem Volke gelingen, möglichst bald die Spuren alles Undeutschen und alles Volks- und Christentumsfremden aus unserem öffentlichen und staatlichen Leben zu verbannen«.
(H. Müller, S. 86f).
In einer Denkschrift der katholischen Bischöfe an Hitler vom 20. 8. 1935 werden die neuheidnischen Gemeinschaften direkt erwähnt und als zu bekämpfende Gegner denunziert:
»Die in Fulda zur herkömmlichen Jahreskonferenz versammelten Bischöfe senden dem Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches den Gruß treuer Gesinnung mit der Ehrfurcht, die wir nach göttlichem Gebot dem Inhaber der höchsten staatlichen Macht und Würde schuldig sind [...] Die Deutsche Glaubensbewegung unter Führung von Hauer und Genossen, die Nordische Glaubensbewegung, der Ludendorff-Kreis und andere Systeme heidnischer Prägung haben dem Christentum wegen seiner angeblich deutschfremden und deutschfeindlichen Art den Kampf angesagt [...] Andere Vorwürfe der neuen Glaubensstifter und Religionsnihilisten sind Euerer Exzellenz bekannt. Wir bitten Sie, Herr Reichskanzler, bei Ihrer Liebe zum deutschen Volk, diesen planmäßigen Versuchen, das deutsche Volk zu entchristlichen, mit der in Deutschland einzigartigen Autorität Ihrer Person ein Ende zu machen. Ihre Regierung hat mit fester Hand die Gottlosenverbände der früheren Zeit aufgelöst, kann also nicht dulden, daß die alten Freidenker und Gottlosen in diesen neuen heidnischen und halbheidnischen Bewegungen neu auftauchen [...] Es kann Ihrem scharfen Auge nicht entgehen, Herr Reichskanzler, daß diese heidnischen und liberalen Kämpfe gegen Christus und seine Kirche im Inland weite Volkskreise, die treu am Glauben ihrer Väter hängen, kopfscheu und mißtrauisch machen [...] Wir bitten den allmächtigen Gott, daß Er das Leben unseres Führers und Reichskanzlers in Seinen Schutz nehme und [...] Seinen allmächtigen Segen gebe.«
(Vollständig bei: H. Müller, S. 364-389). Nur sieben Monate später erging an die GGG das Verbot öffentlicher Versammlungen.
Papst Pius XII. soll in einer Audienz sinngemäß gesagt haben:
»Man wollte mich nicht als Vermittler, aber ich hätte so gerne die Waffen der Europäer für einen Feldzug gegen die Bolschewisten gesegnet«.
(Vatikan - Die Macht der Päpste, Sendung von Guido Knopp, ZDF 1997).
Überhaupt waren sich Kirchen und NS-Staat einig in der Bekämpfung des sog. "Bolschewismus". In der schon zitierten Denkschrift der kath. Bischöfe an Hitler heißt es:
»Ihnen hat Papst Pius XI. am 13. 3. 1933 im Konsistorium vor aufhorchenden Vertretern anderer Nationen das hohe Lob ausgesprochen, daß Sie als erster Staatsmann mit Ihm vom Bolschewismus abrückten«.
Auch die österreichischen Bischöfe schrieben in einer "feierlichen Erklärung" vom 18. 3. 1938:
»Wir sind auch der Überzeugung, daß durch das Wirken der nationalsozialistischen Bewegung die Gefahr des alles zerstörenden gottlosen Bolschewimus abgewehrt wurde.«
(Faksimile in: Erwachet, 22. 10. 1994, S. 9).
Die Kirchen, die mit ihrem Eingottglauben, der Vorstellung eines Heilandes oder Erlösers und der Idee eines Reiches Gottes in vielen Punkten als geistige Wegbereiter des Nationalsozialismus gelten müssen, haben auch religiöse Begründungen herangeführt, wenn es galt, ihre Stellung zur NS-Diktatur zu erläutern. In einem gemeinsamen Hirtenbrief der Oberhirten der Diözesen Deutschlands vom 8. 6. 1933 finden wir z. B. die Sätze:
»Gerade in unserer heiligen, katholischen Kirche kommen Wert und Sinn der Autorität ganz besonders zur Geltung [...] weil wir in jeder menschlichen Obrigkeit einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes erblicken (Röm. 13, 1 ff) [...] Zu unserer großen Freude haben die führenden Männer des neuen Staates ausdrücklich erklärt, daß sie sich selbst und ihr Werk auf den Boden des Christentums stellen. Es ist das ein öffentliches, feierliches Bekenntnis, das den herzlichen Dank aller Katholiken verdient. Nicht mehr soll also der Unglaube und die von ihm entfesselte Unsittlichkeit das Mark des deutschen Volkes vergiften, nicht mehr der mörderische Bolschewismus mit seinem satanischen Gotteshaß die deutsche Volksseele bedrohen und verwüsten.«
(H. Müller S.152-161).
Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler bedankten sich evangelische Christen im Gebet bei Gott "für die Errettung des Führers". Der landesbischof Marahrens ließ ein Dankgebet in den Gemeinden sprechen, welches so begann:
»Heiliger barmherziger Gott! Von Grund unseres Herzens danken wir Dir, daß Du unserm Führer bei dem verbrecherischen Anschlag Leben und Gesundheit bewahrt und ihn unserm Volke in einer Stunde höchster Gefahr erhalten hast.«
(Kirchliches Amtsblatt für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers vom 21. 7. 1944).
Der Runenesoteriker Friedrich Bernhard Marby, in dessen Zeitschrift "der eigene Weg" auch der spätere GGG-Vorsitzende Ludwig Dessel seine Berichte veröffentlichte, kam für zwei Jahre in ein Konzentrationslager, Dr. Wachler von der GGG starb Anfang 1945 in einem Konzentrationslager, in der Czechei, auch der occuItist Weishaar-Pählke kam in ein Konzentrationslager, dem Urgeschichtsforscher Professor Hermann Wirth wurde Titel und Lehramt aberkannt.
Einzelne vom Nationalsozialismus mißbrauchte heidnische Versatzstücke wie z. B. das Hakenkreuz, die s-Runen der SS, Sonnwendfeiern und Maifeste dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Nationalsozialismus ganz andere Ziele hatte. Derartige Dinge wurden lediglich deswegen verwendet, weil sie damals gerade in Mode waren.
http://www.beepworld.de/members62/a...de/gggundns.htm