Ist die Klimabewegung bald am Ende?

Das wird mMn die Frage dieser Jahre, wenn nicht sogar des Jahrzehnts sein. Zumindest in Europa.

Warum denke ich das:

Die vielzitierte Energiewende hat bis jetzt nur in D offenbar mehrere hundert Milliarden Euro gekostet, ist bei weitem nicht vollzogen, und mündet momentan in einer handfesten Energiekriese. Die Bürger ächzen jetzt schon unter kaum bezahlbaren Energiepreisen, und der Winter ist noch nicht mal da. Die Lieferwege, die ganze Infrastruktur, usw, um halbwegs preiswert an Ersatz zu kommen, sind noch lange nicht in außreichendem Maße erschlossen. Die energieintensiven Industriezweige drohen abzuwandern, oder für immer ihre Läden zu schließen, was unsere Volkswirtschaft selbstverständlich unglaublich belasten würde.

Was ist die momentan einzig gangbare kurzfristige Konsequenz? Kohle hoch fahren, Atom weiter betreiben, möglicherweise auch Fracking erlauben, und wenn zwischendurch noch Kapazitäten frei werden, die Regenerativen voran puschen, was aber offenbar hierzulaunde aus diversen Gründen nicht so einfach zu sein scheint.

Daraus ergibt sich also eine komplette Kehrtwende in der Klimafrage, und die Klimabewegung wird meiner Ansicht nach nicht viel dagegen tun können, denn ihre Lobby schwindet unter der Last der Energiekosten und der drohenden Deindustrialisierung.

Sehe ich das falsch, und wenn ja, warum?

Klimaschutz ist Schönwetterpolitik, in Krisenzeiten zählen andere Dinge (Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze). Ideologische Politik wird man sich die nächsten Jahren nicht leisten können, sondern alleine Pragmatismus.

Das kann die Klimabewegung in Form von FFF und anderen Extremisten durchaus auch pushen. Wobei natürlich die Frage ist, ob die Kids noch auf die Straße gehen wenn zuhause die Wohnung kalt bleibt oder gar der Strom ausfällt und die Eltern arbeitslos werden.

Atomkraft ist übrigens nicht klimaschädlich. Ich habe auch nichts gegen erneuerbare Energien, aber sie taugen nur als Ergänzung, nicht als Rückgrat der Energieversorgung, gerade ein Ausbau von Solarenergie könnte im Sommer die Probleme durch niedrige Pegelstände kompensieren, hier würden sich also erneuerbare Energie und konventionelle Kraftwerke ideal ergänzen. Windkraft an Land bin ich allgemein skeptisch.

Global kannst du Klimaschutz auch vergessen, wenn die Vorzeigeländer wirtschaftlich vor die Hunde gehen. Aber auch vor dem Krieg wurde von einem Revival der Kernkraft geschrieben.

militarynerd schrieb:Klimaschutz ist Schönwetterpolitik, in Krisenzeiten zählen andere Dinge (Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze). Ideologische Politik wird man sich die nächsten Jahren nicht leisten können, sondern alleine Pragmatismus.

Pragmatismus ist keine Ideologie?
Dann ist ja gut!

militarynerd schrieb:Windkraft an Land bin ich allgemein skeptisch.

Warum? Hat mehr Potential und ist vor allem billiger für den Endverbraucher, auch billiger als Kohle.
Nimmt halt dafür etwas mehr Platz weg.

eckhart schrieb:Pragmatismus ist keine Ideologie?

Es ist in meinen Augen das genaue Gegenteil davon, nämlich das zu tun, was im Moment sinnvoll ist.

cyberbeep schrieb:Warum? Hat mehr Potential und ist vor allem billiger für den Endverbraucher, auch billiger als Kohle.
Nimmt halt dafür etwas mehr Platz weg.

Flächenverbrauch, Infraschall, Belästigung der Anwohner. Windkraft an Wasser ist dann wieder ein anderes Thema. Wobei mich persönlich Winrdräder nicht stören, z.B. entlang von Autobahnen, man sollte sie halt nicht in unberührte Natur oder auch nur annähernd in die Nähe von Siedlungen bauen.

militarynerd schrieb:, z.B. entlang von Autobahnen

militarynerd schrieb:Nähe von Siedlungen

Ach, und nahe der Autobahn wohnen keine Leute?
In meinem Bundesland schon. 😉
Ich finde, du hast vergessen, dass auch die Windräder erst einmal gebaut und die Infrastruktur auf dem Feld installiert werden muss.
Es benötigt ja unterirdische Kabel und eine große Baustelle ist von Nöten.

Krautwurm schrieb:Ach, und nahe der Autobahn wohnen keine Leute?

Nicht neben den Streckenabschnitten (Bayern) die ich dabei im Kopf habe, da wären höchstens ein paar Bauernhöfe.

militarynerd schrieb:Klimaschutz ist Schönwetterpolitik, in Krisenzeiten zählen andere Dinge (Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze). Ideologische Politik wird man sich die nächsten Jahren nicht leisten können, sondern alleine Pragmatismus.

Klimaschutz ist Pragmatismus. Wir leben bereits in der Klimakrise - schau dir die immensen Naturkatastrophen und die dadurch verursachten Schäden und Tote an.

mir im prinzip egal. ich bin nicht entscheidungsträger in dieser angelegenheit, aber die natur wird den menschen schneller wegputzen, als es ihm lieb ist, wenn er sich nicht an ein paar ungeschriebene regeln hält.

Güterzug schrieb:Klimaschutz ist Pragmatismus. Wir leben bereits in der Klimakrise - schau dir die immensen Naturkatastrophen und die dadurch verursachten Schäden und Tote an.

Pragmatismus ist, wie verhindern wir in den nächsten 2 bis 3 Jahren den Blackout, haben es warm und unsere Wirtschaft fährt nicht gegen die Wand.

militarynerd schrieb:Pragmatismus ist, wie verhindern wir in den nächsten 2 bis 3 Jahren den Blackout, haben es warm und unsere Wirtschaft fährt nicht gegen die Wand.

Ist grundsätzlich korrekt. Das heißt doch aber nicht, daß der Klimawandel und die daraus resultierenden Probleme vom Tisch sind.

Maria78 schrieb:Das heißt doch aber nicht, daß der Klimawandel und die daraus resultierenden Probleme vom Tisch sind.

Das sagt ja keiner, aber es ist mittelfristig zweitrangig.

militarynerd schrieb:Das sagt ja keiner, aber es ist mittelfristig zweitrangig.

Ich würde im Gegenteil sagen, dass das Klimathema mittel-bis langfristig das entscheidende Thema sein wird.
Jetzt geht es kurzfristig darum die Energiekrise zu bewältigen.
Gemessen an den Problemen, die der Klimawandel langfristig mit sich bringen wird, ist das jetzt aber Kindergarten (und es ist kein Kindergarten, schon klar).

militarynerd schrieb:Klimaschutz ist Schönwetterpolitik, in Krisenzeiten zählen andere Dinge (Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze). Ideologische Politik wird man sich die nächsten Jahren nicht leisten können, sondern alleine Pragmatismus.

Ist es das? Ich weiß nicht, ob die Natur bzw. die Erde das genau so sieht, dass sie sich gefälligst hinten anstellen soll, bis wir sonst alle Probleme gelöst haben. Dem Klima ist es egal, ob wir uns den Klimawandel gerade finanziell leisten können, oder wir Zeit dafür haben.

militarynerd schrieb:Das sagt ja keiner, aber es ist mittelfristig zweitrangig.

Wir werden noch sehr große Probleme bekommen, wenn der Klimawandel weiterhin nicht ernst genommen wird. Er betrifft nicht nur nervende Friday for Future Kids, sondern uns alle.

Rasenmayer schrieb:Ist es das? Ich weiß nicht, ob die Natur bzw. die Erde das genau so sieht, dass sie sich gefälligst hinten anstellen soll, bis wir sonst alle Probleme gelöst haben.

Der Erde ist das Klima egal, die Erde hat kein Bewusstsein. Wenn in 5 Monaten der Blackout droht ist das nunmal dringender, als wenn in 100 Jahren der Nordpol geschmolzen ist, die Erde wird auch ohne Nordpol weiter existieren und der Mensch deswegen nicht aussterben. Deutschland alleine wird hier eh nichts ändern, egal wie viele Kids sich auf Autobahnen kleben.

militarynerd schrieb:Der Erde ist das Klima egal, die Erde hat kein Bewusstsein. Wenn in 5 Monaten der Blackout droht ist das nunmal dringender, als wenn in 100 Jahren der Nordpol geschmolzen ist, die Erde wird auch ohne Nordpol weiter existieren und der Mensch deswegen nicht aussterben. Deutschland alleine wird hier eh nichts ändern, egal wie viele Kids sich auf Autobahnen kleben.

Das ist jetzt aber irgendwie unlogisch, was du schreibst. Du machst dir Sorgen um die Menschen, wenn das Gas knapp wird aber du machst dir keine Sorgen um die Menschen, wenn der Nordpol schmilzt?

@militarynerd
Problem ist, im Moment können wir noch gegensteuern, so dass die Pole eventuell erst in 100 Jahren weg sind (sehr optimistische Zeitplanung übrigens), anstatt in 50 oder 30. Klar wird die Erde ohne Pol weiter existieren. Frage ist halt wie. Aber ja, Scheiß auf die kommenden Generationen.

Es ist beides wichtig. Sich mit dem Blackout beschäftigen und Lösungen suchen und sich Gedanken machen, was man seinen Kindern und Enkeln hinterlässt.

Die liebe Windkraft. Keiner will sie in seiner Nachbarschaft, aber alle wollen Strom. Offshore ist einiges am laufen, aber vor 2024 geht nicht viel ans Netz.

Mal ab davon, ohne genug Ausgleich für Dunkelflauten läuft das System nicht. Da sind zur Zeit hauptsächlich Gaskraftwerke die irgendwie ersetzt werden müssen. Atomkraft ist vom Tisch, bleibt nur der Ausbau von Biogas, Wasserkraft. etc. Oder wollen wir heimlich Kohle verbrennen, um den Straßenverkehr zu bereinigen.


Der Energiebedarf steigt ebenso stetig. Wenn in naher Zukunft 30 Millionen Bundesbürger ihr KFZ laden wollen, gehen die Lichter aus. Alles nicht weit genug gedachte unausgegorene Politik zur Zeit.

Aber es geht ja ums Klima. Machen wir uns doch nichts vor, solange wir so leben wie wir jetzt leben, wird das nix mit den Klimaschutz. Verkehr und Handel müssten massiv eingeschränkt werden. Fleischkonsum und Urlaubsreisen werden zu Todsünden.

Alternativ bringt man die Weltbevölkerung dazu sich um die Hälfte zu dezimieren. Europa mit Elektroautos auszustatten und mit emmisionsfreier Energie zu versorgen, reicht alleine nicht aus. Ich sehe da ehrlich gesagt keine Chance global in absehbarer Zeit die notwendige Kehrtwende zu vollziehen.

navi12.0 schrieb:Die vielzitierte Energiewende hat bis jetzt nur in D offenbar mehrere hundert Milliarden Euro gekostet, ist bei weitem nicht vollzogen, und mündet momentan in einer handfesten Energiekriese.

Die Energiewende mündet in der Energiekriese? Is es nich eher so, dass eine beschleunigte Energiewende die derzeitige Energiekriese etwas entschärft hätte?

navi12.0 schrieb:Sehe ich das falsch, und wenn ja, warum?

Ja, du siehst das falsch! Die Antwort is recht einfach: Wer heute schon weit mit der Energiewende gegangen is (gut gedämmtes Haus/Wohnung, PV Anlage, Wärmepumpe, E Auto), der is von der Energiekriese so gut wie nich betroffen, wer in nem ungedämmten Altbau mit Gas/Ölheizung sitzt, merkt die Verteuerungen stark.
Es folgt, die Energiewende is gut fürs Klima und hilft gegen die Energiekrise.

mfg
kuno

Maria78 schrieb:Das ist jetzt aber irgendwie unlogisch, was du schreibst. Du machst dir Sorgen um die Menschen, wenn das Gas knapp wird aber du machst dir keine Sorgen um die Menschen, wenn der Nordpol schmilzt?

Das eine droht akut, das andere in einer fernen, nicht greifbaren Zukunft. Mal ein plastisches Beispiel, wenn dir der Blinddarm entfernt werden muss wirst du auch nicht auf eine Vollnarkose verzichten, nur weil Vollnarkosen Demenz fördern sollen, vll. 30 Jahre später.

Rasenmayer schrieb:Problem ist, im Moment können wir noch gegensteuern, so dass die Pole eventuell erst in 100 Jahren weg sind (sehr optimistische Zeitplanung übrigens), anstatt in 50 oder 30. Klar wird die Erde ohne Pol weiter existieren. Frage ist halt wie. Aber ja, Scheiß auf die kommenden Generationen.

Ich glaube um ehrlich gesagt so oder so nicht an den menschengemachten Klimawandel, das Klima ändert sich, das merke ich, aber ich denke der Mensch kann nichts dagegen tun, in diesem Sinne "Lasst alle Hoffnung fahren". Jetzt werde ich auch Ruhe geben.