Hier wurden Beiträge gelöscht, also ohne Bezug.
Seitens der Aufständischen - das ist jetzt wertfrei - sei die Aufforderung ergangen, nur deutsche Männer zu töten.
Als ich vor Jahren dazu googelte, war es noch zu lesen wie hier:
Die Kapitäne der Hereros hatten im Norden der Kolonie große Landflächen an Händler und Spekulanten verkauft, die Hereros nutzten diese aber weiter als Weideland für ihre großen Vieherden. Siedler erschossen daraufhin die Rinder der Hereros und immer öfters kam es zu Schießereien zwischen den Hereros und den Einwanderern. Gouverneur Leutwein berichtete dem Kolonialamt in Berlin von den Sorgen und Problemen, aber nichts tat sich. Noch einmal wanden sich „Herero-Großleute“ an den deutschen Gouverneur, mit der Bitte, ein großes Hereroreservat von Otjituepa bis Omitava zu bilden. Schließlich kam zu Plünderungen deutscher Siedlungen und teilweise brutalen Morden an rund 150 deutschen Siedlern, darunter auch 5 Frauen. Auch wurden von den Hereros viele Angehörige des Damara-Volkes ermordet.
Quelle:
https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/projekte/kolonien/deutsch-suedwestafrika/Davon ist aber nichts mehr zu erkennen. Nur die anständigen Aufständischen und die bösen Deutschen. Kann Geschichte so undifferenziert sein?
Ist sie nicht.
Das 19. Jahrhundert war in Namibia geprägt durch ständige Auseinandersetzungen und gegenseitige Raubzüge zwischen Herero einerseits und den Nama und Orlam andererseits. Diese kriegerische Entwicklung wurde maßgeblich gefördert durch die mit Unterstützung der Missionare ins Land gekommenen Händler: Sie verkauften neben Alkohol vor allem Schusswaffen und nahmen dafür Rinder in Zahlung. Extreme Handelsspannen und hohe Kreditzinsen ließen die Stämme schnell verarmen und lösten zahlreiche Raubzüge zwischen den Stämmen aus, damit die Häuptlinge ihre Schulden bezahlen konnten. Die Orlam-Afrikaner waren dabei am erfolgreichsten – es gelang ihnen Mitte des 19. Jahrhunderts die fast völlige Ausrottung der Herero (vgl. Vedder: Das alte Südwestafrika, S. 369: „Das Hererovolk hat, soweit wir es kennen, aufgehört zu bestehen.“)
Erst nach dem Tode des Afrikaner-Häuptlings Jonker Afrikaner im Jahre 1861 gelang den Herero unter ihrem Häuptling Maharero im Zusammenwirken mit dem in Otjimbingwe ansässigen schwedischen Unternehmer Karl Johan Andersson und dessen „Privatarmee“ sowie der „Roten Nation von Hoachanas“ (Nama) eine Rückkehr zu alter Stärke und infolgedessen 1870 eine völlige Unterwerfung der Orlam-Afrikaner (10-Jahresfrieden von Okahandja).
Quelle: wie vor
Also unterscheiden wir doch einfach mal:
Deutschland war Kolonialmacht:
Trotz des zunächst guten Einvernehmens zwischen der deutschen Kolonialverwaltung und den Herero kam es bald zu Konflikten zwischen den deutschen Kolonialisten und den Herero-Hirten. Dabei ging es häufig um Land- und Wasserrechte (etwa im Zusammenhang mit dem Bau der Otavi-Bahn, auch hatte Lüderitz ihnen mehrere Meilen Land abgekauft und ihnen dabei verschwiegen, dass es sich im Vertrag um Seemeilen handelt), aber auch um die (zum Beispiel rechtliche) Diskriminierung (etwa ungeahndete sexuelle Übergriffe auf Herero-Frauen), Missionierung, Unterdrückung und Ausbeutung der Einheimischen durch die Weißen. Insbesondere das Jahr 1897 wirkte sich verheerend aus: Die von Südafrika kommende Rinderpest und eine große Heuschreckenplage führten dazu, dass fast 70 % des Viehbestandes der Herero verloren gingen. Dies und die von den Händlern forcierten Kreditverkäufe führten zu einer nachhaltigen Verarmung der Herero und zwangen diese zu weiteren Landverkäufen sowie zur Lohnarbeit bei deutschen Farmern.
Quelle:
Wikipedia: Herero#16. bis 19. JahrhundertKlingt ähnlich, wie bei der anderen Seite.
Dann :
Die Herero haben einen Aufstand begonnen.
Die Nama haben sich angeschlossen.
Der Aufstand wurde niedergeschlagen.
Trothas Befehle.
Und dann stellen sich die Fragen:
Warum Anspruch auf Schadensersatz?
War der Aufstand gerechtfertigt?
Die Herero waren offensichtlich kein friedfertiges Volk, das - im Rahmen des Selbstverständnisses der Kolonialzeit - unterdrückt wurde, sondern auch wirtschaftlich in Bedrängnis geriet und in der Folge mit auch bisher üblichen Mitteln agierte.
Oder ist unabhängig davon entscheidend, dass die Befehle des deutschen Befehlshabers überzogen waren?
Es gab tatsächlich Stimmen, die sein Vorgehen gutgeheißen haben. Er habe den Aufstand möglichst schnell niedersachlagen und Nachahmungen entgegentreten wollen.
Insgesamt stieß das Vorgehen auf Ablehnung, sowohl im Deutschen Reich als auch international.
Trotha selbst soll gesagt haben, eine Kriegsführung nach Genfer Konvention sein nicht möglich.
Also bin ich auch dafür, dass eine Entschädigung gezahlt wird. Aber nicht als Reparation. Und nicht für die Niederschlagung, sondern die anschließenden Vernichtungsbefehle, denn egal wie Trotha sie begründet oder ernstgemeint hat, sie hatten die bekannten Folgen.
Aber auf keinen Fall in Höhe von etlichen Mrd. EUR. Zumal ein Schaden auch nicht bemessen werden kann, die Zahl der Toten Zivilisten ist ungewiss, die Zahl der Überlebenden ist unbekannt.
Im Krieg und danach kamen zwischen 25.000 und 100.000 Herero und 1749 Deutsche um. Nur etwa 1000 Herero gelang mit ihrem Häuptling Samuel Maharero die Flucht ins Betschuanaland, eine unbekannte Anzahl kam nach Norden durch und wurde von den Ovambo aufgenommen. Einige Herero kehrten erschöpft und mutlos zurück und ergaben sich.
Quelle:
Wikipedia: Herero#16. bis 19. JahrhundertMein Wissenstand war der, dass die Bundesrepublik Deutschland im Hinblick auf die moralische Verantwortung für die ehemaligen Kolonien Togo und Deutsch-Südwestafrika überdurchschnittlich hohe Entwicklungshilfe gezahlt hat. Diese Geschichte war ja nicht erst seit 2004 bekannt oder seit Antritt der letzten Bundesregierung. Man hatte auch bereits zuvor versucht, dieses Geschehen ohne rechtliche Verpflichtung zu würdigen. Und das habe ich als gute Lösung empfunden.