Das Ende der Arbeit?
08.08.2005 um 15:51
Oh, habt Ihr den Quatscher auch schon gefunden?
Dann gibts gleich was längeres dazu zu lesen ;)
Aber jetzt zu Rifkins Interview:
1. Seite:
1. Antwort: 1995-2001 waren ca. 250 Mio Menschen mehr arbeitslos. Es gab aber ca. 350 Mio mehr Menschen. Es sind in der Zeit also 100 Mio Jobs entstanden. Eindeutiger Trend, oder?
2.+3. Antwort: Da habe ich die Grundlagen nicht, woraus er diese Zahlen zieht. Bei den Privatinsolvenzen sollte aber angemerkt werden, dass diese imho auch in den USA noch nicht lange existieren und somit lediglich ein normaler Selbstreinigungsprozess sind.
4.+5. Antwort: Äpfel und Birnen. In China sind soviele Jobs weggefallen, weil ineffiziente Strukturen aufgelöst wurden, ein normaler Prozess bei Einführung des Industriezeitalters in einem Land. Gut zu beobachten nach der Wende in den neuen Bundesländern. Die Staatsbetriebe in China haben überflüssige Mitarbeiter abgebaut, welche nur aus politischen Gründen dort angestellt waren.
6.+7. Antwort: Seltsam. Warum gibt es dann immernoch Halbsklaverei, z.B. in den Boomtowns von China? Warum immernoch Kinderarbeit? Offensichtlich ist diese Behauptung demnach nicht wirklich richtig.
8. Antwort: Die Realität sagt was Anderes, siehe 1. Antwort.
9. Antwort: Ob die laut lachen, kommt ganz auf die Branche an. Diese Verallgemeinerung ist einfach lachhaft.
10. Antwort: Die Forscher wissen nichtmal, wieviel Arbeitsplätze nächstes Jahr bestehen, un er redet von 2020. Das schöne an solchen Zukunftsforschern ist, dass sie im Normalfall weit daneben liegen. Dass immer weniger Menschen in Fabriken gebraucht werden, ist ein Trend, der seit ungefähr 200 Jahren besteht, aber es gibt eben nicht nur Fabriken. Ausser natürlich, man will von Fertigpizza aus der Mikrowelle leben.
Seite 2:
1.: 2 wunderbare Beispiele, soviel Angriffsfläche. 11500 Jobs weniger? Naja, Callcenter- Agent ist meines Wissens nach ein Studentenjob, und kein Fulltimejob. Eine Netzbank? Wo bleiben Beratung und Service und Dienstleistung? Dienstleistung bedeutet, dass jemand einen Dienst leistet, und nicht, dass jemand zuschaut, wie ich es mache. Internetbanking ist keine Dienstleistung! Man macht den Dienst selber.
Also: er hat weder über Service, noch über Dienstleistung noch über hochqualifierte Job gesprochen. Womit die Frage nicht beantwortet wurde, sondern hohle Phrasen gedroschen wurden.
2.: "Jetzt geht es um Maschinen, die mit Maschinen reden. Der Mensch wird überflüssig."
Dort sollten wir bereits seit 15-20 Jahren sein, zumindest, wenn man den damaligen Propheten glauben schenkt. Irgendwie merke ich aber trotzdem nicht viel davon.
3.: Da hat er meine Zustimmung
4.+5.: mach ich in den entsprechenden Antworten.
6.: Wer behauptet das denn grossartig? Jeder ernsthafte Wirtschaftler weis, dass Deutschland unter einer zu geringen Binnennachfrage leidet, nicht unter Jobs, die ins Ausland gehen. Das behaupten nichtmal grossartig die Politiker, ausser zu den regelmässigen Schreistunden, wenn ein Unternehmen Mitarbeiter entlässt. Damit: Was will der denn?
3. Seite:
1.: Wieder Frage nicht beantwortet. Es geht nicht darum, 5 Mio Leute zu Top- Jobbern zu machen. Es geht darum, ausreichend Top- Jobber zu haben. Dann gibt es auch genug Arbeit für die weniger qualifizierten. Deutschland hat einen massiven Ingeneursmangel, einen Ärztemangel auf dem Land, zuwenig Leute, die Unternehmen übernehmen wollen. In Deutschland sind trotz 5 Mio Arbeitslosen mindestens 100.000 Stellen für Fachleute unbesetzt, und bei Ausbildungsberufen in manchen Branchen nochmal 300-400tsd. Dazu kommen bestimmt 30-40tsd offene Lehrstellen. Und bei anderen Berufen sind auch ewig viele Stellen offen. dadurch werden weniger Werte geschöpft, wodurch weniger Personal in den nachfolgenden Stufen benötigt wird.
2.: Die Sozialsysteme und Deutschland leiden unter Ineffizienz und Überbürokratisierung. Warum ignoriert er das? Dort sind die Ursachen der hohen Nebenkosten zu suchen, und dort kann man bei gleichbleibendem Standart eine Menge Geld einsparen.
Ansonsten hat er natürlich Recht.
3.: Logische Schlüsse? Ich konnte bisher nichts Logisches erkennen an seinen Schlussfolgerungen.
4. Seite:
1.: Hmm, liege ich richtig, dass für ihn Arbeit rein körperliche Fliessbandarbeit ist? Er arbeitet demnach nicht? Vielleicht sollte man ihm mal sagen, dass in D. der überwiegende Teil der Arbeit nicht am Fliessband, sondern woanders gemacht wird. Maschinenbau z.B. hat keine Fliessbänder, da dort meisst Unikate oder Kleinstserien produziert werden. Natürlich werden viele Bedarfsgüter nicht mehr per Hand gebaut, aber dafür entsteht woanders Arbeit. Dieser Rifkin scheint einen echten Tunnelblick zu haben. Wieviele Leute stehen denn in D. noch am Fliessband? Wenn es eine halbe Mio ist, ist das vermutlich schon positiv gerechnet.
2.: Erstmal ist Wissenschaft ein Profitsektor, denn es entsteht ein Mehrwert. Zumindest in den meisten Fächern.
Jetzt muss ich abbrechen, muss arbeiten gehen. Hab garnicht auf die Uhr geschaut.
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So, dann mal die Fortsetzung:
Religion steht aussen vor, hier hat der Staat nicht einzugreifen. Bleiben also Sozialarbeit, Kunst und Sport.
Hier sind mit Sicherheit noch eine Menge Stellen zu schaffen, aber gewiss keine 5 Mio. Und der Vergleich mit den Niederlanden hinkt, da das ein kleines Land ist, in dem die Wege nicht so gross sind. Wieviele Minitheater will man denn in McPomm oder Schleswig- Holstein bauen, damit dort die Leute aus den nächsten 25-50km anreisen können? Kunst braucht Zuschauer, und die müssen erstmal dorthinkommen.
3.: Jetzt wirds langsam abstrus. Eine erhöhte Besteuerung von Rohstoffen trifft zuerst die unteren Einkommensschichten. Deutschland hat ja eine sehr hohe Steuer auf den Rohstoff Öl, zumindest, wenn er zur Fortbewegung genutzt wird. Wenn man das jetzt auf Heizöl umlegt, heisst das, dass viele Leute im Winter in der kalten Wohnung sitzen. Natürlich schohnt man damit die Vorräte. Dasselbe mit allen anderen Sachen. Es trifft fast immer zuerst die Armen. Tolle Vorstellung...
Und die Maschinensteuer: Abstrus...
4.: Sorry, das ist Blödsinn. Die Zeit bei der Ausübung mag in etwa gleich sein. Aber was ist damit, dass der Eine Verantwortung für Menschenleben trägt, der Andere nicht? Der eine hat jahrelang auf Einkommen verzichtet und sogar Schulden aufgenommen, der Andere nicht. arbeit ist nicht gleichviel wert. Manche Arbeit ist mehr, Andere weniger wert. Auch wenn es manchen Leuten nicht passt, es ist so.
5.: Natürlich brauchen wir Utopien. Aber genauso braucht man gesunden Menschenverstand und einen Sinn für das Machbare und, vor Allem, für das Sinnvolle. Der Mensch ist nunmal kein Kommunist, wie die Realität gezeigt hat. Und kommt bitte nicht damit, dass es doch nur Sozialismus war, der auchnoch ausgenutzt wurde. Der Mensch denkt zuerst an sich und seine Familie, dann an die unmittelbaren Nachbarn, und dann, mit ganz grossem Abstand, an die anderen Artgenossen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
6.: Die Unternehmen drücken also immer weiter die Löhne? Wo denn? In den reichsten Ländern der Welt. In den ärmeren Ländern steigen die Löhne. Die Reichen geben also zugunsten den Armen. Was will er eigentlich mehr? Und das ganz ohne Utopien etc.
MfG jever
ist aus nem anderen Forum, aber von mir!
Verwirrt mich nicht mit Tatsachen!