@paranoikerVöllige Zustimmung Deiner Betrachtung.
"Das Problem sind nicht die Menschen, die zu uns wollen, weil sie hier (bequemen) Wohlstand erreichen können. Das Problem sind unsere Politiker und Medien, die uns desinformieren."
Ein Beispiel dazu:
Nach der Wende dachte jeder berliner Bauarbeiter, er habe Arbeit ohne Ende durch die Erschließung des Potsdamer Platzes. Zur Erinnerung, das war vor 15 Jahren die größte unbebaute Fläche die es weltweit, mitten im Herzen einer Stadt gab. Ein Bauvolumen von mehreren Milliarden Euro wurde ausgegeben. Aber nicht ein berliner Arbeiter hat auf dem Potsdamer Platz eine Job gehabt, auch keins der mittelständischen berliner Unternehmen ist rangekommen.
Die Aufträge gingen an Großunternehmen wie z.B. Phillip Holzmann. Dieser Konzern hat das sofort an seine Subunternehmer weitergegeben, die haben das oftmals nochmal weiter gegegeben und am Ende stand ein unausgebildeter portugisischer Leiharbeiter mit der Schippe in der Hand, für damals 5 DM die Stunde ,auf der Baustelle.
Nachdem dieses Problem zu dieser Zeit dann nicht mehr übersehbar war und sich nicht nur am Potsdamer Platz, sondern in der gesamten Baubranche, abgespielt hat, mußte auch die Politik irgendwann handeln.
Es wurde also die "Entsenderichtlinie", welche auch aktuell ein kurzes Comeback feierte, beschlossen. Diese sagt aus das auslänischen Arbeitskräften der gleiche Tariflohn wie Deutschen gezahlt werden müsse. Die Politik klopfte sich jetzt medienwirksam auf die Schulter und ließ sich mal ein wenig feiern.
Allerdings denke ich, das die Party von den Unternehmen ausgerichtet wurde. Die Entsenderichtlinie ist nämlich faktisch niemals auch nur im Ansatz wirklich kontroliert worden. Halbjährlich gabs eine im Fernsehen mal eine Jagd auf Schwarzarbeiter zu sehen, immer schön mit dem Kamerateam im Anschlag, damit man im Fernsehen auch von der Jagd auf Schwarzarbeiter und dem Erfolg der Richtlinie berichten konnte.
Die Realität sah aber anders aus. Der illegale Arbeitsmarkt auf den Baustellen des Regierungsviertel explodierte! Subunternehmer holten noch mehr Subunternehmer bis irgendwann moderne Sklaven aus der Ukraine in 16 Stunden Schichten schufteten. Von deutschen Arbeitern war am Ende gar nichts mehr zu sehen. Gerade mal noch der Bauleiter.
Davon will natürlich keiner was gewußt haben. Das Gewerbeamt nicht, die Politik nicht und natürlich auch nicht die Großunternehmen die bewußt Subunternehmer verpflichten und die niedrigen Arbeitskosten wie durch ein Wunder gegeben annehmen.
Aber wie so oft, zählt am Ende nur das, was hinten rauskommt. Eine neue Mitte in Berlin, mit baulichen Großinvestitionen und Regierungsgebäuden, die man sich für deutsche Tariflöhne nicht so billig hätte leisten können. Jeder hat da seinen Schnitt gemacht, nur nicht die deutschen Bauarbeiter.
Die Nichtkontrolle der Entsenderichtlinie in den 90ern war der Todesstoß für die gesamte bundesdeutsche Baubranche, mit dramatischen Folgen besonders im Osten. Ein Musterbeispiel wie Politik und Großkapital stillschweigend eigenen gemeinsamen Interessen nachgegangen und national-ökonomische Interessen "verraten" worden sind.
Man kann den Menschen die hier herkommen, um ihr Glück machen zu wollen, das nicht vorwerfen. Aber man kann einen Vorwurf an die nationale Politik richten wenn sie es zuläßt, das das Glück der Auswärtigen zum Unglück der hier Lebenden wird.
"Es ist Unsinn, sich in Fragen der Wahrheit darauf zu berufen, dass man etwas glauben müsse - denn etwas wird nicht dadurch wahr, dass man daran glaubt."
Konfuzius