G8 - Gipfel
18.06.2007 um 00:39und weiter:
Auch die Mitglieder des Legal Teams waren vor
Übergriffen durch
die Polizei keinesfalls sicher. Neben
verbalen Attacken und wiederholten
Gewaltandrohungen,
kam es zu Platzverweisen, Verhaftungen und Übergriffen
gegen
Anwälte. So berichtete der RAV am 2. Juni, dass in
Rostock auf dem Parkplatz
Fischerstraße eine Anwältin
bei dem Versuch, Kontakt zu einem verletzten,
festgenommenen Mandanten aufzunehmen, von einem Beamten
zu Boden gestoßen und ihr
mit weiteren Schlägen gedroht
wurde. Einer Prügelorgie durch bayerische Polizeibeamte
konnten vier Anwälte am Sonntag früh vor dem
Ausländeramt Rostock nur deswegen
entgehen, weil sich
diesen Berliner Polizisten in den Weg stellten.
Nach Angaben
des RAV wurde am Nachmittag des 7.6. am
Blockadepunkt Hinter Bollhagen ein
gekennzeichneter
Anwalt bei dem Versuch, den Namen eines Festgenommen zu
erfragen, von Polizeibeamten mehrfach körperlich
attackiert und 75 Meter über den
Boden geschleift. Zuvor
hatte ein Polizeibeamter den Mund des Festgenommenen
zugehalten, so dass dieser nicht antworten konnte, ihn
mit fünf weiteren Beamten
zu Boden geworfen und
gefesselt. Insbesondere auf den ortsansässigen
Rechtsanwalt
Dietmar Sasse hatte es die Polizei
abgesehen. Er hatte auch die Infrastruktur für das
Legal
Team beschafft. Drei Mal wurde er bedroht und sein Auto
mehrfach gezielt
durchsucht. Am Donnerstag wurden zwei
Anwälte in ihrem Pkw zunächst von einem Wagen
der 23.
Einsatzhundertschaft aus Berlin verfolgt und schließlich
angehalten.
Nachdem sie sich als Anwälte zu erkennen
gegeben hatten, rissen die Beamten zu dritt
die Wagentür
auf. Ein Polizeibeamter packte den am Steuer sitzenden
Anwalt am
Kragen, riss ihn rücklings aus dem Auto und
warf ihn auf die Straße. Anschließend
hielten die
Beamten die Anwälte weitere 20 Minuten für eine
Fahrzeugkontrolle
fest.
Man ist ja als Jurist bemüht, solche Konflikte mit der
Polizei auf eine
sachliche Ebene zu heben, aber was man
teilweise erleben musste, bringt einen echt an
die
Grenzen des Erduldbaren. Man hatte das Gefühl, für die
Polizei geht die
größte Gefahr von den Anwälten und der
Presse aus.
Rechtsanwalt Claus Förster,
Berlin
Rostock, Industriestaße, Donnerstag, 7.6.07, 10:04: Erst
nach einem
Schlagabtausch mit der Bundespolizei werden
Rechtsanwalt Thomas Moritz und sein
Kollege zum [extern]
Eingang der Gefangenensammelstelle vorgelassen, das
durch
ein Drehkreuz gesichert ist und über der in großen
Buchstaben die Firmennamen Sirius
und Simens pranken.
Die Anwälte versuchen, zum Anwaltszimmer zu gelangen,
werden
aber darüber informiert, dass ein Anwaltszimmer
nicht mehr zur Verfügung stünde.
Daraufhin breiten sie
ihre Aktenordner unter der gleißenden Sonne vor den
Stufen
der provisorischen GeSa aus. Immer wieder
begehren sie Einlass, um für ihre Mandanten
Anträge auf
Freilassung beim Gericht abzugeben.
Die Anwaltsbetreuer sind
verwundert. Ein Gericht gebe
es hier nicht. Die neun Richter würden lediglich die
Räume der GeSa für die Vorführungen nutzen, damit die
Gefangenen nicht zum
Amtsgericht gebracht werden müssen.
Die Anträge würden ausschließlich durch die
Polizei an
die Richter weitergegeben. Die Anwälte weigern sich, die
Schriftstücke
herauszugeben, fragen statt dessen nach
der Rechtsgrundlage und verunsichern die
Beamten mit
Ausführungen zur Gewaltenteilung und zur Unabhängigkeit
der Justiz,
die es gebiete, dass Anwälte jeder Zeit bei
Gericht ihre Anträge abgeben dürften.
Schließlich müsse
es sich doch auch um ein Gericht handeln, wenn es dort
eine
Geschäftsstelle gebe, die Beschlüsse nicht nur
entgegennehme, sondern auch
ausfertige.
Die Beamten sind verwirrt. Die Anwälte machen Druck.
Mit den
Anträgen in der Hand versuchen sie sich an den
Beamten vorbeizuschieben, werden aber
mit Gewalt
zurückgedrängt. Ein Anwalt erhält Hausverbot, als er
versucht, im
"Gerichtsflur" die Tür der Geschäftsstelle
des Gerichts zu öffnen, um sich über die
Bedingungen vor
Ort zu beschweren. Bevor er die Klinke herunterdrücken
kann, wird
er von Beamten umringt, die je zu zweit die
Türen der Richterbüros bewachen, und
abgeführt.
Nach einiger Zeit kommt ein Mann mit
nordrhein-westfälischem Wappen
auf dem Arm zu den
Anwälten herüber, dessen Namenskärtchen ihn als
Verantwortlichen kennzeichnet. Die Anwälte sind
verblüfft, wie es sein könne,
fragen sie, dass er hier
das Kommando führe. Ob es dafür eine Rechtsgrundlage
gäbe, ob er ihnen etwa das Amtshilfeersuchen der
Rostocker Polizeidirektion
vorlegen könne. Der Beamte
ist irritiert, weiß selbst nicht, auf welcher
Rechtsgrundlage er tätig ist und ob es überhaupt eine
gibt. Er holt zum
Gegenschlag aus und verlangt die
Akkreditierungsausweise der Anwälte. Als sich diese
weigern, erklärt er sie schlichtweg für ungültig. Dann
geht er.
Schließlich
erscheint doch noch ein Richter vor dem
Haus. Verspricht, sich für die Belange der
Anwälte
einzusetzen und nimmt die Anträge entgegen. Er teilt
mit, dass die
Polizei den Richtern bisher noch nicht mal
eine Liste mit den Namen der Inhaftierten
übergeben
konnte – sechs Stunden nach der Aufnahme in der GeSa.
Man müsse
sich gedulden, denn nur ein Beamter sei dafür
zuständig. Derweilen treffen immer
wieder
Sammeltransporte mit mehreren Hundert Verhafteten ein.
Dass unter diesen
Bedingungen eine unverzügliche
Vorführung der Gefangenen vor den Richter
gewährleistet
werden kann, wird immer unwahrscheinlicher. Die Anwälte
fordern
daher ein Ende der nach ihrer Ansicht
extralegalen Gerichte, die gegen den Grundsatz
der
Gewaltenteilung verstoßen und für die keine
Rechtsgrundlage ersichtlich sei,
sowie die Schließung
der GeSa.
Als die Anwälte sich noch nach dem
Unterbringungsbedingungen in der GeSa erkundigen, räumt
der Richter die Existenz
der Käfige ein. Sofort werden
einige umstehende Journalisten hellhörig, stellen
Nachfragen und machen sich hektisch Notizen. Kurze Zeit
später diktieren sie,
zwei Handys am Ohr, den
Redaktionen ihre Sensationsmeldung. Es sollte nicht die
letzte bleiben. Gegen 15:00 Uhr kommt Verstärkung für
die Anwälte vor Ort. Aus
dem Büro des Anwaltsnotdienstes
eilen Kollegen herbei. Sie haben ein Transparent
gefertigt, auf dem sie freien Zugang zu ihren Mandanten
fordern. Wenig später
[extern] demonstrieren 16
Mitglieder des Legal Teams vor der GeSa für die
Wiederherstellung rechtsstaatlicher
Standards.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25500/1.html
Auch die Mitglieder des Legal Teams waren vor
Übergriffen durch
die Polizei keinesfalls sicher. Neben
verbalen Attacken und wiederholten
Gewaltandrohungen,
kam es zu Platzverweisen, Verhaftungen und Übergriffen
gegen
Anwälte. So berichtete der RAV am 2. Juni, dass in
Rostock auf dem Parkplatz
Fischerstraße eine Anwältin
bei dem Versuch, Kontakt zu einem verletzten,
festgenommenen Mandanten aufzunehmen, von einem Beamten
zu Boden gestoßen und ihr
mit weiteren Schlägen gedroht
wurde. Einer Prügelorgie durch bayerische Polizeibeamte
konnten vier Anwälte am Sonntag früh vor dem
Ausländeramt Rostock nur deswegen
entgehen, weil sich
diesen Berliner Polizisten in den Weg stellten.
Nach Angaben
des RAV wurde am Nachmittag des 7.6. am
Blockadepunkt Hinter Bollhagen ein
gekennzeichneter
Anwalt bei dem Versuch, den Namen eines Festgenommen zu
erfragen, von Polizeibeamten mehrfach körperlich
attackiert und 75 Meter über den
Boden geschleift. Zuvor
hatte ein Polizeibeamter den Mund des Festgenommenen
zugehalten, so dass dieser nicht antworten konnte, ihn
mit fünf weiteren Beamten
zu Boden geworfen und
gefesselt. Insbesondere auf den ortsansässigen
Rechtsanwalt
Dietmar Sasse hatte es die Polizei
abgesehen. Er hatte auch die Infrastruktur für das
Legal
Team beschafft. Drei Mal wurde er bedroht und sein Auto
mehrfach gezielt
durchsucht. Am Donnerstag wurden zwei
Anwälte in ihrem Pkw zunächst von einem Wagen
der 23.
Einsatzhundertschaft aus Berlin verfolgt und schließlich
angehalten.
Nachdem sie sich als Anwälte zu erkennen
gegeben hatten, rissen die Beamten zu dritt
die Wagentür
auf. Ein Polizeibeamter packte den am Steuer sitzenden
Anwalt am
Kragen, riss ihn rücklings aus dem Auto und
warf ihn auf die Straße. Anschließend
hielten die
Beamten die Anwälte weitere 20 Minuten für eine
Fahrzeugkontrolle
fest.
Man ist ja als Jurist bemüht, solche Konflikte mit der
Polizei auf eine
sachliche Ebene zu heben, aber was man
teilweise erleben musste, bringt einen echt an
die
Grenzen des Erduldbaren. Man hatte das Gefühl, für die
Polizei geht die
größte Gefahr von den Anwälten und der
Presse aus.
Rechtsanwalt Claus Förster,
Berlin
Rostock, Industriestaße, Donnerstag, 7.6.07, 10:04: Erst
nach einem
Schlagabtausch mit der Bundespolizei werden
Rechtsanwalt Thomas Moritz und sein
Kollege zum [extern]
Eingang der Gefangenensammelstelle vorgelassen, das
durch
ein Drehkreuz gesichert ist und über der in großen
Buchstaben die Firmennamen Sirius
und Simens pranken.
Die Anwälte versuchen, zum Anwaltszimmer zu gelangen,
werden
aber darüber informiert, dass ein Anwaltszimmer
nicht mehr zur Verfügung stünde.
Daraufhin breiten sie
ihre Aktenordner unter der gleißenden Sonne vor den
Stufen
der provisorischen GeSa aus. Immer wieder
begehren sie Einlass, um für ihre Mandanten
Anträge auf
Freilassung beim Gericht abzugeben.
Die Anwaltsbetreuer sind
verwundert. Ein Gericht gebe
es hier nicht. Die neun Richter würden lediglich die
Räume der GeSa für die Vorführungen nutzen, damit die
Gefangenen nicht zum
Amtsgericht gebracht werden müssen.
Die Anträge würden ausschließlich durch die
Polizei an
die Richter weitergegeben. Die Anwälte weigern sich, die
Schriftstücke
herauszugeben, fragen statt dessen nach
der Rechtsgrundlage und verunsichern die
Beamten mit
Ausführungen zur Gewaltenteilung und zur Unabhängigkeit
der Justiz,
die es gebiete, dass Anwälte jeder Zeit bei
Gericht ihre Anträge abgeben dürften.
Schließlich müsse
es sich doch auch um ein Gericht handeln, wenn es dort
eine
Geschäftsstelle gebe, die Beschlüsse nicht nur
entgegennehme, sondern auch
ausfertige.
Die Beamten sind verwirrt. Die Anwälte machen Druck.
Mit den
Anträgen in der Hand versuchen sie sich an den
Beamten vorbeizuschieben, werden aber
mit Gewalt
zurückgedrängt. Ein Anwalt erhält Hausverbot, als er
versucht, im
"Gerichtsflur" die Tür der Geschäftsstelle
des Gerichts zu öffnen, um sich über die
Bedingungen vor
Ort zu beschweren. Bevor er die Klinke herunterdrücken
kann, wird
er von Beamten umringt, die je zu zweit die
Türen der Richterbüros bewachen, und
abgeführt.
Nach einiger Zeit kommt ein Mann mit
nordrhein-westfälischem Wappen
auf dem Arm zu den
Anwälten herüber, dessen Namenskärtchen ihn als
Verantwortlichen kennzeichnet. Die Anwälte sind
verblüfft, wie es sein könne,
fragen sie, dass er hier
das Kommando führe. Ob es dafür eine Rechtsgrundlage
gäbe, ob er ihnen etwa das Amtshilfeersuchen der
Rostocker Polizeidirektion
vorlegen könne. Der Beamte
ist irritiert, weiß selbst nicht, auf welcher
Rechtsgrundlage er tätig ist und ob es überhaupt eine
gibt. Er holt zum
Gegenschlag aus und verlangt die
Akkreditierungsausweise der Anwälte. Als sich diese
weigern, erklärt er sie schlichtweg für ungültig. Dann
geht er.
Schließlich
erscheint doch noch ein Richter vor dem
Haus. Verspricht, sich für die Belange der
Anwälte
einzusetzen und nimmt die Anträge entgegen. Er teilt
mit, dass die
Polizei den Richtern bisher noch nicht mal
eine Liste mit den Namen der Inhaftierten
übergeben
konnte – sechs Stunden nach der Aufnahme in der GeSa.
Man müsse
sich gedulden, denn nur ein Beamter sei dafür
zuständig. Derweilen treffen immer
wieder
Sammeltransporte mit mehreren Hundert Verhafteten ein.
Dass unter diesen
Bedingungen eine unverzügliche
Vorführung der Gefangenen vor den Richter
gewährleistet
werden kann, wird immer unwahrscheinlicher. Die Anwälte
fordern
daher ein Ende der nach ihrer Ansicht
extralegalen Gerichte, die gegen den Grundsatz
der
Gewaltenteilung verstoßen und für die keine
Rechtsgrundlage ersichtlich sei,
sowie die Schließung
der GeSa.
Als die Anwälte sich noch nach dem
Unterbringungsbedingungen in der GeSa erkundigen, räumt
der Richter die Existenz
der Käfige ein. Sofort werden
einige umstehende Journalisten hellhörig, stellen
Nachfragen und machen sich hektisch Notizen. Kurze Zeit
später diktieren sie,
zwei Handys am Ohr, den
Redaktionen ihre Sensationsmeldung. Es sollte nicht die
letzte bleiben. Gegen 15:00 Uhr kommt Verstärkung für
die Anwälte vor Ort. Aus
dem Büro des Anwaltsnotdienstes
eilen Kollegen herbei. Sie haben ein Transparent
gefertigt, auf dem sie freien Zugang zu ihren Mandanten
fordern. Wenig später
[extern] demonstrieren 16
Mitglieder des Legal Teams vor der GeSa für die
Wiederherstellung rechtsstaatlicher
Standards.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25500/1.html