Querdenker

V8Turbo schrieb:Ja, jetzt darf man schon nicht mal mehr die Entführung von Politikern planen. Es ist wirklich übel hier.

In Russland übernimmt sowas noch die Regierung selbst.

V8Turbo schrieb:Ich befürchte weiterhin, es wird diverse Personen nicht abschrecken, sondern noch in ihrem tun und denken bestärken. Aber was will man von I… erwarten?!

Wegen so ner kleinen Entführungsgeschichte? Die Leute verteilen Lachssmileys bei Facebook, wenn Frauen und Kinder bombardiert werden.

Bodensatz der Gesellschaft eben.

Meine Rede: die alten Schubladen mit rechts und links und dem Farbspektrum funktionieren nicht mehr. Es ist sogar gefährlich, weiter bei obsoleten Kategorien zu bleiben - weil auf diesem Weg z. B. alles verharmlost wird, was nicht "rechts" oder "links" ist. Die ehemalige gesellschaftliche Mitte fragmentiert sich, da denkt und greift man u. U. ins Leere, wenn man nach Nazis sucht.

Artikel bei WELT ONLINE:

Polizei hält politische Straftaten immer seltener für rechts- oder linksextrem

Die Entwicklung der politisch motivierten Kriminalität stellt die Sicherheitsbehörden vor neue Herausforderungen. Die Zahl der als politisch klassifizierten Straftaten könnte im laufenden Jahr das bisherige Allzeithoch aus 2021 erreichen. Das ergab eine Abfrage von WELT AM SONNTAG unter den Polizeibehörden der Bundesländer. Gesetzesübertritte mit politischem Hintergrund werden dabei nicht mehr nur von Links- oder Rechtsextremisten oder Islamisten verübt – sondern immer öfter von Tätern, die sich den traditionellen Kategorien nicht zuordnen lassen. Viele stammen aus dem „Querdenker“-Milieu.

Eine Zunahme politisch motivierter Straftaten, die weder „links“ noch „rechts“ verortet werden, zeichnete sich bereits in den vergangenen Jahren ab. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres verstärkte sich dieser Trend. (...)

Der Verfassungsschutz reagierte auf den Trend eines neuen Extremismus durch die Definition eines neuen Phänomenbereichs: die „verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“. Überlegungen, auch die polizeiliche Erhebungspraxis zu reformieren, wurden von einer Expertenkommission der Länder dagegen verworfen. (...)

Das BKA verweist darauf, dass politisch motivierte Straftaten nicht nur „Phänomenbereichen“ zugeordnet werden (links, rechts, religiöse oder ausländische Ideologie, „nicht zuzuordnen“), sondern auch „Themenfeldern“ (zum Beispiel Corona-Pandemie). Politisch motivierte Straftaten würden somit „umfassend abgebildet“.

Und nun ein Standpunkt der Grünen, bei dem ich mir nicht so ganz sicher bin, wie ich das verstehen und was ich davon halten soll. Hält man krampfhaft an der Schublade fest, die der gesellschaftlichen Entwicklung aber nicht mehr gerecht wird? "Hauptsache gegen Rechts?!?"

Die Grünen kritisieren die Erfassung dagegen. „Wenn rund 40 Prozent aller politisch motivierten Straftaten keiner Kategorie zugeordnet werden, erweckt das den Anschein sicherheitspolitischer Ratlosigkeit. Daran kann niemand ein Interesse haben“, sagte ihr innenpolitischer Sprecher, Marcel Emmerich, dieser Zeitung. Man müsse überprüfen, ob die nicht zugeordneten Fälle im Kontext der Pandemie nicht als rechtsextremistisch zu kategorisieren seien. „Andernfalls muss in der Statistik ein neuer Phänomenbereich definiert werden“, sagte Emmerich.

Und hier die Linke - lasse ich mal unkommentiert stehen:

Die Linken-Abgeordnete Martina Renner sagte, die Kategorie „Nicht zuzuordnen“ werde überwiegend genutzt, um die hohe Zahl rechter Delikte kleinzurechnen. Renner verwies auf eine Auflistung politisch motivierter Straftaten mit Bezug zur Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Der NSU gilt als zweifelsfrei rechtsextremistisch. Die Polizei stufte dennoch 13 der 228 im Zusammenhang mit dem NSU registrierten Fälle als „Nicht zuzuordnen“ ein. Die Zahlen seien „an Absurdität nicht zu überbieten“, kritisierte Renner.

Quelle aller Zitate: Oben verlinkter Artikel

Nemon schrieb:Die ehemalige gesellschaftliche Mitte fragmentiert sich, da denkt und greift man u. U. ins Leere, wenn man nach Nazis sucht.

Ich würde sie rot-braune Wutrentner im Geiste des Hitler Stalin-Paktes nennen, meistens in der DDR sozialisiert (Nazis und Kommunisten sind sich am Ende eben doch näher als beiden Seiten lieb sein kann). In erster Linie anti-amerikanisch, anti-britisch und anti-demokratisch, durch das Internet aber auch durch Publikationen wie beispielsweise den Kopp Verlag vollkommen gehirngewaschen. Ob diese Leute je Mitte waren bezweifle ich.

@militarynerd
M. E. kannst du es weder auf Extremisten beschränken, noch auf einen DDR-Hintergrund. Es sind postmaterialistisch-saturierte Gutbürger, die zu Wutbürgern werden. Das ist für mich zum Teil nachvollziehbar, zumal ich einige Entwicklungen selbst ganz anders sehe, als ich sie mal gesehen haben oder als sie den Narrativen meiner Sozialisierung entsprechen.

Bei den Querdenker-Themen geht es aber weniger um den Verfall und Wandel, den ich sehe, sondern bekanntlich um VT und irrationalen Schwachsinn, der sich sich in den Bubbles verbreitet. Das ist aus der Mitte der Gesellschaft heraus das Heilpraktiker-Syndrom: Selbstverwirklichung auf dem regressiven Bildungsweg.

Nemon schrieb:Meine Rede: die alten Schubladen mit rechts und links und dem Farbspektrum funktionieren nicht mehr. Es ist sogar gefährlich, weiter bei obsoleten Kategorien zu bleiben - weil auf diesem Weg z. B. alles verharmlost wird, was nicht "rechts" oder "links" ist. Die ehemalige gesellschaftliche Mitte fragmentiert sich, da denkt und greift man u. U. ins Leere, wenn man nach Nazis sucht.

Das ist das zentrale Problem, die ganzen Raster funktionieren nicht mehr, es gibt kein links oder rechts mehr, sondern nur noch rational und irrational bzw. nachvollziehbar und postfaktisch. Das postfaktische Klientel gab es schon immer, hat aber erheblich an Radikalität zugenommen, das ist die neue Qualität.

militarynerd schrieb:Ich würde sie rot-braune Wutrentner im Geiste des Hitler Stalin-Paktes nennen, meistens in der DDR sozialisiert (Nazis und Kommunisten sind sich am Ende eben doch näher als beiden Seiten lieb sein kann)

Klar, rot-braun, klar Kommunismus und Faschismus ist quasi das Gleiche... Solche Formulierungen sind Querdenken par excellence.

cejar schrieb:Klar, rot-braun, klar Kommunismus und Faschismus ist quasi das Gleiche... Solche Formulierungen sind Querdenken par excellence.

Die Hufeisentheorie ist nichts neues, Querdenker = Querfront, also rot-braune Faschisten, statt Kommunisten dann eben meinetwegen Stalinisten. Paar harmlose Esoteriker und Naturheilspinner gehören vll. auch dazu, ich bin übrigens auch nicht geimpft, verbreite aber nicht solchen Unfug, dass mit den Impfungen absichtlich Millionen Menschen umgebracht werden sollen oder Corona nicht existiert. Diese Irren schaden leider vor allen den vernünftigen Skeptikern (zu denen ich mich zähle), egal worum es geht.

cejar schrieb:Klar, rot-braun, klar Kommunismus und Faschismus ist quasi das Gleiche... Solche Formulierungen sind Querdenken par excellence.

Ist nun wahrlich kein großer Sprung für den ehemalig Ostdeutschen Sozialisten oder westlichen Altlinken hin zum rechten Autoritarismus oder sogar Faschismus, oder zumindest zum willigen Lackeien dieser. Bestes Politbeispiel momentan die Wagenknecht.
Diese Querfrontscheiße hat Deutschland immerhin schonmal in den Untergang geführt.

cyberbeep schrieb:Diese Querfrontscheiße hat Deutschland immerhin schonmal in den Untergang geführt.

Und wenn jetzt wieder diese Schreihälse auf den Straßen skandieren: "Reiht euch ein!" haben dieselben letztendlich wieder nichts anderes zum Ziel.

cyberbeep schrieb:Ist nun wahrlich kein großer Sprung für den ehemalig Ostdeutschen Sozialisten oder westlichen Altlinken hin zum rechten Autoritarismus oder sogar Faschismus, oder zumindest zum willigen Lackeien dieser. Bestes Politbeispiel momentan die Wagenknecht.
Diese Querfrontscheiße hat Deutschland immerhin schonmal in den Untergang geführt.

militarynerd schrieb:Die Hufeisentheorie ist nichts neues, Querdenker = Querfront, also rot-braune Faschisten, statt Kommunisten dann eben meinetwegen Stalinisten. Paar harmlose Esoteriker und Naturheilspinner gehören vll. auch dazu, ich bin übrigens auch nicht geimpft, verbreite aber nicht solchen Unfug, dass mit den Impfungen absichtlich Millionen Menschen umgebracht werden sollen oder Corona nicht existiert. Diese Irren schaden leider vor allen den vernünftigen Skeptikern (zu denen ich mich zähle), egal worum es geht.

Ändert nichts daran das Kommunismus und Faschismus komplett andere Menschenbilder und Ziele haben. Dieses ganze Gesabbel von "Linksfaschismus" ist doch nur ein Versuch, den Faschismus harmloser erscheinen zu lassen. Während der Faschismus komplett menschenfeindlich ist, hat der Kommunismus wenigstens eine menschenfreundliche Idee. Es gab bislang eben nur (fast) noch nie eine Umsetzung. Beim Faschismus haben wir die Umsetzung jedoch deutlich sehen können.

cejar schrieb:Während der Faschismus komplett menschenfeindlich ist, hat der Kommunismus wenigstens eine menschenfreundliche Idee.

Hätte man Stalin oder den Roten Khmer vielleicht mal sagen sollen...

Diese Aussage halte ich für eine grobe Verzerrung der Wirklichkeit.

cejar schrieb:Es gab bislang eben nur (fast) noch nie eine Umsetzung.

Ja, die Entschuldigung hört man immer wieder.

"Oh, Mao/Stalin/Castro/Chavez/Ulbricht sind so toll, der Kommunismus wird endlich triumphieren"

Ein paar Jahre später:

"Ne, ne, dass sind/waren ja gar keine echten Kommunisten!"

Tja, da haben Lenin, Stalin, Trotzki und Co. den alten Marxisten auf Jahrzehnte hin einen echten Bärendienst erwiesen, was?

Russland hat also quasi den Kommunismus ruiniert

mikemcbike schrieb:Hätte man Stalin oder den Roten Khmer vielleicht mal sagen sollen...

Diese Aussage halte ich für eine grobe Verzerrung der Wirklichkeit.

cyberbeep schrieb:a, die Entschuldigung hört man immer wieder.

"Oh, Mao/Stalin/Castro/Chavez/Ulbricht sind so toll, der Kommunismus wird endlich triumphieren"

Ein paar Jahre später:

"Ne, ne, dass sind/waren ja gar keine echten Kommunisten!"

Tja, da haben Lenin, Stalin, Trotzki und Co. den alten Marxisten auf Jahrzehnte hin einen echten Bärendienst erwiesen, was?

Russland hat also quasi den Kommunismus ruiniert

Wie schön das Ihr euch am Kommunismus aufreibt und den Faschismus dabei komplett ignoriert. Sagt eigentlich alles...

cyberbeep schrieb:Russland hat also quasi den Kommunismus ruiniert

word.

cejar schrieb:Wie schön das Ihr euch am Kommunismus aufreibt und den Faschismus dabei komplett ignoriert. Sagt eigentlich alles...

Wenn man "Kommunismus" als was Menschenfreundliches sehen möchte - weil er den Menschen "Freiheit" zutraut -
sollte man am Faschismus den Aspekt sehen können, etwas bewahren zu wollen. "Werte" nämlich.
(Wobei ich als alte Anarchistin da dringend die Anführungszeichen brauche...)

Und so geht der Kommunismus daran kaputt, den Menschen keine "eigenen Werte" zuzubilligen
und der Faschismus macht mit seinen "Werten" die Freiheit kaputt.

Dieser ganze "Rechts vs. Links" Mist krankt meiner Ansicht daran, dass es eigentlich nur um eine "Mitte" gehen kann
und die ist der Mensch, der beides braucht: Freiheit und Werte, auf die er zählen kann.
(Mein "laterales Wort zum Sonntag".)

cejar schrieb:Während der Faschismus komplett menschenfeindlich ist, hat der Kommunismus wenigstens eine menschenfreundliche Idee.

Faschismus ist ohnehin ein inhaltsleerer Kampfbegriff, ich wüsste jetzt nicht, wo z.B. der Austro-Faschismus im Kern menschenfeindlicher gewesen sein sollte, als die real existierenden Sozialismen. Spanien ist auch ein Beispiel dafür, dass sich der Faschismus friedlich überwinden lassen konnte. Für mich hat der Begriff "Faschismus" keine inhaltliche Bedeutung über einen Autoritarismus hinaus, kein sozialistisches System war auch nur im Ansatz demokratisch, damit waren und sind für mich auch alle sozialistischen Systeme im Kern faschistisch, gerade auch die DDR war ein faschistischer und militaristischer Staat in meinen Augen, genauso wie die Sowjetunion oder Putinrussland heute, vll. harmonieren rot und braun deswegen so gut.

cejar schrieb:Wie schön das Ihr euch am Kommunismus aufreibt und den Faschismus dabei komplett ignoriert. Sagt eigentlich alles...

Es gibt halt kaum Menschen die sich offen zum Faschismus bekennen, zumal der Faschismusbegriff wie gesagt inhaltsleer ist. Während es immer noch genug Leute gibt die vom Kommunismus träumen, insofern ist der Kommunismus die gefährlichere Ideologie. Sagen wir Trump wäre ein Faschist, nur folgt Trump keiner Ideologie die über seinen eigenen Narzissmus hinausreicht, was bringt es da sich an einem Faschismusbegriff abzuarbeiten oder gegen Faschismus als solches kämpfen zu wollen?

DalaiLotta schrieb:Wobei ich als alte Anarchistin

Pass nur auf das die selbsternannten Kommunisten, besonders die Leninisten, dich nicht doch noch in die Hände kriegen, sonst gehts dir wie die Makhnovshchina oder die CNT u. FAI

@DalaiLotta

Um das klar zu stellen, ich bin absolut kein Kommunist. Aber dieser ständige Versuch den Faschismus in die linke Ecke zu stellen finde ich absolut perfide.

cejar schrieb:Aber dieser ständige Versuch den Faschismus in die linke Ecke zu stellen finde ich absolut perfide.

Umgekehrt wird ein Schuh draus, Faschisten sind keine Linken, aber sozialistische Systeme sind faschistisch, im Sinne von autoritär/totalitär.

@militarynerd

Eben. Die Systeme sind totalitär, deswegen auch absolut abzulehnen. Aber das ist dann auch die einzige Gemeinsamkeit. Es ist ja nicht nur der Totalitarismus der den Faschismus definiert...

cejar schrieb:Es ist ja nicht nur der Totalitarismus der den Faschismus definiert...

Ich habe keine zufriedenstellende Faschismusdefinition gefunden, die so nicht auch auf (reale) sozialistische Systeme passen würde. Da der Begriff Querfront sogar im Eingangspost auftaucht sind wir nicht mal Off-Topic.