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Nemon schrieb:Ich denke, eher nicht. Dafür ist das Bild zu diffus und alles zu stark fragmentiert. Aber das soll besser ein Experte beantworten. Ich würde aber meinen, wir haben hier weder einen Religionsstifter noch Sekten-Guru. Und auch keine Lehre und Rituale etc. Wie bereits gesagt, scheint mir das höchst egozentrisch geprägt.
Hm. Mich erinnert das alles eher an eine typische Endzeitsekte, so etwas wie das hier (auf die auch Leon Festingers "kognitive Dissonanz" (Theorie) zurückgeht):
Wikipedia: The Seekers (rapturists)Innerhalb dieser Gruppe, erlebte Festinger das dissonante Denken hautnah. Als nämlich der, von der Führerin der Sekte, eine Hausfrau namens Dorothy Martin (kein Guru), genannte Termin, für die Ankunft der Aliens, ohne Vorkommnisse verstrich, mussten die Mitglieder feststellen, ihr Leben "ganz unnötig" über den Haufen geworfen zu haben. Sie hatten ihre Häuser verkauft, ihre Arbeitsverhältnisse gekündigt, regelrecht alle Brücken abgebrochen und sahen sich nun der Tatsache gegenüber, dass diese großen Mühen / Investitionen ganz umsonst getätigt worden waren. Sie standen quasi vor den Trümmern ihrer Existenzen. Was auch bei so einigen Querdenkern, besonders denen, die überstürzt auswanderten, der Fall sein dürfte. Oder, wenn sich rausstellt, dass nicht nach und nach alle Geimpften sterben oder schwer erkranken werden.
Viele Endzeitsekten, die sich einer ähnlichen Konstellation gegenüber sahen, begingen kollektiv Gruppensuizid. Die Seekers hingegen redeten sich ihre Sache dennoch irgendwie "schön". Ersannen Erklärungen und deuteten das Ausbleiben, zu der Botschaft der Aliens um, dass ihre spirituelle, gemeinsam aufgewandte Kraft, die Welt noch einmal vor dem Untergang gerettet hätte. Festingers Theorie wurde geboren. Und ich sehe bei den Querdenkern eine handfeste kognitive Dissonanz, von meiner Warte aus. Die "Seekers" benötigten weder Guru noch feste Struktur. Alles was es brauchte, was der Glaube an den Untergang / konkrete Bedrohung und die Rettung durch die Aliens. Der Rest war frei flottierend. Schaue ich mir die bevorzugten Narrative der Querdenker an, sehe ich da einiges an Parallelen.
Ist natürlich alles nur rein spekulativ, ich habe nur latente Informationen zum Thema Sekten und bin weiß Gott kein Experte. Indes, was ich gut fand, in dem von Dir Zitierten, ist das Zerlegen der Querdenker in verschiedene Untergruppen. Ich vermute nämlich sehr stark, dass man es auch nur auf diese Weise schaffen könnte, Ansatzpunkte zu erarbeiten, um Menschen noch dort heraus zu lösen und somit die Gruppe in ihrer Gesamtheit zu erodieren.
LG Mina