Dennis75 schrieb:Ich bin sicher, irgendwer hätte die Explosion bemerkt und wäre hingegangen um nachzuschauen was da los ist.
Wenns wichtig genug aussieht hätte man den obersten Militärs und dem Kaiser wohl auch was davon erzählt.
Man konnte ja auch bei Hiroshima nachschauen. Ging schneller. Vielleicht vergessen wir alle bei unserer Diskussion hier ein extrem wichtiges Puzzleteil: das japanische Atomwaffenprogramm selbst!
https://www.welt.de/politik/ausland/article119031194/Als-Japans-Kaiser-die-Atombombe-bauen-wollte.html...
Vergessen wird dabei jedoch ein wichtiges Stück historischer Wahrheit: Auch Japan wollte die Atombombe und hat während des Zweiten Weltkrieges intensiv ihre Entwicklung betrieben. Gescheitert ist Japan bei seinen nuklearen Ambitionen nur wegen des Mangels an Uran und Plutonium.
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So weit, so schlecht. Aber da ja Kernphysik und Chemie nun mal überall auf der Welt gleich funktioniert, kam mit der Entdeckung der Kernspaltung 1938 (in Deutschland) gewaltig Schwung in die Sache.
Und da Wissenschaft keine Grenzen kennt, wurde die Möglichkeit einer extrem starken „Superwaffe“ oder auch zur unendlichen Energieerzeugung sehr schnell weltweit verbreitet.
1941 begann dann das japanische Atowaffenprogramm, aber in der ganzen japanischen Einflusssphäre gab es nicht genug Uran! Sogar in Deutschland fragte man nach - am Ende reichte es trotzdem nicht.
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Doch die technischen Schwierigkeiten waren zu groß und die Versorgung mit Uranerz viel zu gering, um in der verbleibenden Zeit erfolgreich sein zu können. Arakatsu musste schließlich feststellen, dass seine Zentrifugen die notwendige Rotationsgeschwindigkeit von 100.000 Umdrehungen pro Minute bei Weitem nicht erreichten. Damit war auch das „F-Projekt“ gescheitert. Und zwar, wie schon das „N-Projekt“, in einem frühen Stadium auf dem Weg zur Bombe.
Das ist generell ein Problem bei Atomwaffenprogrammen - damit U235 für eine Atombombe verwendet werden kann, benötigt man auf 85% U235 angereichertes Uran. In der Natur besitzt Uran „nur“ 0,72% U235 - ein enormer Aufwand!
Hier gibt’s mehr:
Wikipedia: Uran-AnreicherungDie Möglichkeit von anderen Materialien für eine Atombombe ist schon damals bekannt. Uran (U235) als Material hat einen enormen Vorteil - man kann ohne Tests eine Atombombe bauen! Es reicht, wenn man zwei Urankugeln unterhalb der kritischen Masse zusammen bringt und dann die kritische Masse überschritten wird.
Simpel, effektiv und sicher in der Handhabung - nur benötigt man wie schon erwähnt eben U235, was angereichert werden muss...
Das war auch den Japanern (und auch den Deutschen und Sowjets) bekannt!
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So bescheiden die Erfolge der japanischen Nuklearphysiker beim Bombenbau auch waren, so wichtig war ihre Sachkenntnis für Japans Regierung nach den Bombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki. Als am 6. August 1945 „Little Boy“ über Hiroshima detonierte, war die japanische Regierung zunächst ratlos. Nach mehr als 24 Stunden wurde offiziell nur verlautbart, es handle sich „um einen neuen Bombentyp“. Doch die Nuklearphysiker um Nishina und Arakatsu, die einen Tag nach der Explosion in ein Expertenteam zur Aufklärung berufen wurden, kamen schon in ihrer vorläufigen Analyse zum richtigen Ergebnis: Es musste sich um eine auf Uran 235 beruhende Bombe handeln.
Aber diese Erkenntnis verleitete sie auch zu fatalen Annahmen. Da sie aus eigener Erfahrung wussten, wie aufwendig die Produktion von Uran 235 war, kamen sie zu der Überzeugung, dass die USA nur über eine einzige Bombe dieser Art verfügen konnten. Das war zwar richtig, signalisierte der Politik jedoch ein beruhigendes Zeitfenster zur Diskussion über die Katastrophe und die von den USA geforderte sofortige bedingungslose Kapitulation.
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Wie schon erwähnt: Little Boy war ein Bombentyp, der keinerlei Tests benötigte!
Nebenbei gab es in den USA auch nicht genug U235 für eine zweite Bombe vom Little Boy zum testen...
Wikipedia: 509th Composite Group#Pumpkin Bombs...
Die simplere Uranbombe war nicht getestet worden, man ging davon aus, dass sie in jedem Fall funktionieren würde. Es stand auch nicht genug 235U für einen Test zur Verfügung.
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Aber dann kam Fat Man um die Ecke:
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Der offizielle Bericht der Nuklearphysiker wurde erst am 9. August fertiggestellt – gleichzeitig mit dem Abwurf der Bombe „Fat Man“ auf Nagasaki. Auch in diesem Fall war die Analyse der Nuklearphysiker korrekt: Es musste sich um einen auf Plutonium beruhenden Sprengsatz handeln. Dieses Plutonium konnte nur aus einem Reaktor stammen. Der aber würde dauerhaft Plutonium produzieren. Das hieß, dass Japan mit dem Einsatz weiterer Plutoniumbomben würde rechnen müssen.
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Aber es kam noch schlimmer für die japanischen Wissenschaftler!
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Wenig später durften sich die japanischen Nuklearphysiker bestätigt fühlen. Kurz vor dem Abwurf der zweiten Atombombe am 9. August wurden in der Umgebung von Nagasaki drei Kanister abgeworfen, die neben Messgeräten auch einen Brief von drei Physikern enthielten, die am „Manhattan-Projekt“ in Los Alamos mitgewirkt hatten. Adressat ihrer ungewöhnlichen Mitteilung war Ryokichi Sagane, ein prominenter japanischer Nuklearphysiker, mit dem sie vor dem Krieg in Berkeley zusammengearbeitet hatten. In eindringlichen Worten forderten die amerikanischen Wissenschaftler ihren früheren Kollegen auf, den japanischen Generalstab vor den furchtbaren Konsequenzen eines fortdauernden Krieges zu warnen.
Das Schreiben endete: „Wenn Japan nicht sofort kapituliert, wird dieser Regen von Atombomben um ein Vielfaches vermehrt auf Japan niedergehen.“ Die Amerikaner wussten, wovon sie sprachen. Am 17. oder 18. August 1945 war der nächste Abwurf einer Atombombe in der Nähe von Nagoya vorgesehen. Ab Oktober wäre jede Woche eine weitere Plutoniumbombe verfügbar gewesen.
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Wer auch etwas über das deutsche Atomprogramm und die Reaktion der deutschen Wissenschaftler auf die Atombombenabwürfe erfahren möchte:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46409361.htmlUnd wir sollten bei der Diskussion auch nicht vergessen, dass die Atombombe ein kompletter Gamechanger war. Hat man früher tausende Bomber benötigt, reicht auf einmal nur ein Bomber oder eine Rakete vom Typ V2.
Hat man früher zur Vernichtung einer Armee tausende Artilleriegeschütze benötigt, reicht eine Bombe.
Große Flotten konnten jetzt mit einem Schlag versenkt bzw. kampfunfähig gemacht werden.