@Sybilla Vielen Dank für dieses wichtige Thema. Über genau diese Frage habe ich mir auch schon des Öfteren Gedanken gemacht.
Sybilla schrieb am 06.06.2018:06.06.2018 um 10:31
Seit Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns, wird allmonatlich ein neuer "historischer" Beschäftigungsrekord im Viertelstundentakt in den "Qualitätsmedien und Qualitätsonlinemedien" verkündet.
Die Vorhersage das ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn Millionen von Arbeitsplätze vernichtet, ist nicht eingetreten. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist wieder einmal nicht untergegangen.
Die Arbeitslosenstatistiken in Deutschland sind ehrlich gesagt so ziemlich das nutzloseste was es überhaupt gibt. Meiner Meinung nach ist das einfach nur noch irgendeine fast zufällige Zahl deren Berechnung von jeder neuen Regierung so verändert wird dass es am Ende der Legislaturperiode besser aussieht als davor. 😂
Dass das offensichtlich so ist und die Arbeitslosenstatistik sich bei uns inzwischen wirklich vollkommen von den Grundsätzen des gesunden Menschenverstandes verabschiedet hat, merkst Du vermutlich selbst wenn Du Dir das folgende mal durchliest:
"Die Berechnung der registrierten Arbeitslosigkeit wird von der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt. Die Definition der Zählkriterien (wer gilt als arbeitslos?) bestimmt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Unter registrierter Arbeitslosigkeit wird in Deutschland allgemein die Zahl der Arbeitslosen verstanden, die bei der Bundesagentur für Arbeit nach dem SGB III bzw. einer Arbeitsgemeinschaft oder Optionskommune nach dem SGB II (Sozialgesetzbuch) arbeitslos gemeldet sind. Arbeitslos ist, wer weniger als 15 Stunden in der Woche arbeitet, aber mehr als 15 Stunden arbeiten will und jünger als das jeweilige Rentenalter ist. Darüber hinaus muss die Person dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und bereit sein, jede zumutbare Arbeit anzunehmen. Mit Verweis auf die Verfügbarkeit zählt nach § 16 Absatz 2 SGB III nicht als arbeitslos, wer an Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit teilnimmt (z. B. Trainingsmaßnahmen, Arbeitsgelegenheiten). Ebenfalls nicht berücksichtigt werden Personen, die arbeitsunfähig erkrankt sind."
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Wikipedia: Arbeitslosenstatistik#Arbeitslosenbestand: Offiziell registrierte Arbeitslosigkeit/Gemeldete ArbeitslosigkeitSybilla schrieb am 06.06.2018:06.06.2018 um 10:31
Eine deutliche Anhebung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn ist ein unverzichtbarer Pfeiler zur Sicherung vor Altersarmut, weitere müssen folgen, wie zum Beispiel das alle, also wirklich alle einen Rentenbeitrag leisten müssen.
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Erhöhung des Mindestlohns würde die Situation noch weiter verschärfen. Wenn ich schon mehr für die Arbeitsstunde bezahle, dann muss der Arbeitnehmer entsprechend produktiver werden. Prinzipiell keine schlechte Sache, da der Staat mit Mindestlohn Anhebungen ein effektives Instrument besitzt um die nationale Wirtschaft zur mehr Innovation bzw. höherer Produktionseffektivität zu zwingen. Funktioniert auch wunderbar - und führt dazu dass Unternehmen zwangsläufig in effizientere Technologien investieren. Heißt: Aufgaben die bislang von Menschen ausgeführt wurden, werden zunehmend von Maschinen (IT/Computer) übernommen → Aufgaben werden schneller, fehlerfreier und kostengünstiger erledigt als wenn man dafür jemanden zum Mindestlohn beschäftigen würde.
Für meine Generation (= Digital Natives) hammer geil - ein Arbeitsplatz wo wir die nervigen Aufgaben einfach dem Rechner überlassen und unsere Arbeitszeit mit Tätigkeiten verbringen können, wo wir unsere persönlichen Fähigkeiten optimal entfalten können. Wer mit Smartphone, PC, Facebook, wikipedia und Google aufgewachsen ist, muss dafür auch gar nix mehr groß lernen. WhatsApp, Facebook Messenger, Skype, wikipedia und Google sind Teil unserer DNA. Das gleiche gilt natürlich auch für die nächste Generation (nach 2000 geborenen).
Ich gebe zu dass es für mich ehrlich gesagt ebenso unvorstellbar ist wie für wahrscheinlich auch alle anderen Digital Natives: Aber die Leute über die wir beim Thema Altersarmut reden, müssen/mussten den Umgang mit digitalen Medien tatsächlich erstmal erlernen. Meine Mutter ist Mitte 50 und braucht für ne WhatsApp Nachricht 5 Minuten (wobei sie sogar noch zu denen gehört die es sehr schnell verstehen wenn man was am Computer erklärt - davon abgesehen ist bei ihr der Mindestlohn auch nicht relevant). 😂
Für jemanden in ihrem Alter der in einem Beruf arbeitet wo Berufserfahrung und fachliche Kompetenz nicht so sehr eine Rolle spielen (also jemand der ersetzbar ist) können 3 Minuten die er länger braucht um eine E-Mail (oder sonst was) einzugeben, schon das Todesurteil sein. Ich bin mittlerweile ehrlich gesagt wirklich ein Freund des Mindestlohns weil er einen wirtschaftlichen Effizienzdruck auf Unternehmen bewirkt.
Wirklich profitieren tun davon dann aber vor allem diejenigen die auch effizient sind. Und - bei allem Respekt: Das sind nicht die älteren Gesellschaftsmitglieder.
Jetzt nehmen wir mal an wir würden den Mindestlohn erhöhen so wie Du es vorschlägst:
Lohnkosten steigen → Unternehmerische Innovationskraft steigt → Effizienz + Arbeitsproduktivität steigen
Alles okay. Alles gerecht.
Mitarbeiter arbeiten besser/effizienter → Verdienen dementsprechend auch ne bessere Bezahlung 👉 Vollkommen gerecht
Für eine bessere Leistung ist es natürlich dann auch legitim, höhere Preise zu verlangen (immerhin hat man ja nun auch höhere Personalausgaben die irgendwo dann auch wieder erwirtschaftet werden müssen) → Verbraucherpreise steigen (i.d.R. stärker als das "Rentenniveau") → Rente/Geld wird real weniger (man bekommt zwar mehr Rente, kann sich aber immer weniger davon kaufen) → Altersarmut
Sybilla schrieb am 06.06.2018:06.06.2018 um 10:31
Die jetzt favorisierte Idee das Renteneintrittsalter weiter auf 69 zu erhöhen, ist zynisch gegenüber der Bürger, die 50 Jahre lang früh aufstehen den ganzen Tag in der Pflege oder im Handwerk oder an der Werkbank schwer arbeiten. Und verschiebt das Problem um 2 Jahre in die Zukunft denn das Rentenniveau als die Höhe der Rentenauszahlung wird dadurch höchstens stabilisiert.
Altersarmut ein Problem für alle ?
1. Ich gebe Dir völlig Recht: Damit lässt sich das Problem der sogenannten "Altersarmut" auf gar keinen Fall lösen.
Und ganz ehrlich gesagt: Ich denke auch nicht dass es unserer Regierung überhaupt darum geht dieses Problem zu lösen.
2. Als FDP Wähler bin ich außerordentlich froh darüber dass unsere Partei sich nicht an dieser Koalition beteiligt hat.
Warum?
Ganz einfach: Ich könnte garantieren dass mit einer FDP-beteiligten Regierung genau der gleiche sozial ungerechte Quatsch gekommen wäre wie das was jetzt gemacht wird → auf die sozialen Probleme der Menschen wird geschissen → Sozialstaat wird weiter aufgelöst → Altersarmut wird nicht gelöst (weil es 1. auch gar keiner lösen will und 2. auch eigentlich jeder weiß dass man mit der Renteneintrittsalter Erhöhung überhaupt nix verändert).
Das weiß die Union genau so gut wie die SPD und die Grünen. Und im Grunde wollen die auch gar nichts dagegen tun. Aber anders als die FDP stehen sie halt nicht dazu sondern lügen dem Wahlvolk Versprechungen ins Gesicht um ihre Wählerstimmen zu bekommen. Trotzdem hätte man unter Garantie wieder der FDP alles in die Schuhe geschoben was dem Wahlvolk irgendwie als sozial ungerecht verkauft werden kann.
Ironisch ist natürlich jetzt dass diese Idioten tatsächlich jetzt versuchen es trotzdem der FDP in die Schuhe zu schieben - dieses mal weil sie nicht an der Regierung beteiligt ist. 😂
Von den Idioten die uns regieren lernen wir also: Egal wer regiert - wenn Scheiße dabei rauskommt wars immer die FDP. 🤣👌
3. Ja. Altersarmut ist ein Problem für alle. Vom Müllmann bis zum Facharzt - keiner ist davor geschützt.
Der einzige Vorteil des Arztes liegt darin dass er seinen Beruf auch noch mit 70 Jahren einigermaßen ausüben kann.
Oder mit anderen Worten: Vor Altersarmut ist man nur dann geschützt wenn man möglichst niemals in Rente geht.
Was ist das Problem?
Das gesamte System der gesetzlichen Rentenversicherung ist eigentlich kompletter Schrott. Das Konzept funktioniert übrigens schon lange nicht mehr.
Und die zugrunde liegende Rechnung ist eigentlich auch so simpel dass ein Grundschüler sie verstehen würde:
Das Konzept: Erwerbstätige zahlen solidarisch in die Rentenkasse ein → Die Beiträge werden dann unter den Rentnern verteilt → Rentner können dadurch ihren Lebensunterhalt finanzieren ohne dafür arbeiten zu müssen #ruhestand #generationenvertrag
Seit mindestens 20 Jahren allerdings kennen wir den Begriff "Demographischer Wandel".
Bedeutet konkret:
1. Pille → niedrige Geburtenraten → unzureichender Nachschub von Arbeitskräften → weniger Rentenbeitragszahler
(so lautet zumindest eine der Theorien)
2. Technologischer Fortschritt → Verbesserung der medizinischen Versorgung → höhere Lebenserwartung → mehr alte Menschen
Zusammengefügt: Weniger Rentenbeitragszahler + Mehr Rentenbezieher → Problem #GenerationenvertragAmArsch
Kommt das überraschend?
Nein. Das wissen wir seit Jahrzehnten. Das habe ich vor 9 Jahren schon in der Schule gelernt.
Kommt es plötzlich?
Nein. Die Beiträge reichen schon seit 1990 nicht mehr aus um die Renten finanzieren zu können → seit 28 Jahren wird das Rentensystem mit Steuergeldern des Bundes finanziert - Tendenz: kontinuierlich steigend (Notwendige Mittel bis heute auf mehr als 80 Mrd. EUR angewachsen)
Was wurde dagegen unternommen?
Nichts. Und für dieses Nichts haben unsere Vollidioten/Politiker auch noch Milliarden von unseren Steuergeldern verschwendet.
Beispiele gefällig?
= staatlich geförderte private Altersvorsorge/Bullshit
Was ist Rürup bzw. Riester-Rente?
In meinen Augen die zwei kompliziertesten und nutzlosesten Versuche unseres Staates unter dem Deckmantel der Altersvorsorge Milliarden Steuergelder in die Kassen der Versicherungswirtschaft zu pumpen.
Ganz ehrlich: Jeder der diese beiden Konzepte komplett versteht, ist meiner Meinung nach ohne jeden Zweifel locker dazu fähig alle Bilanzen und Jahresabschlüsse jeder börsennotierten Aktiengesellschaft der Welt auf den Punkt genau perfekt zu analysieren. Wenn ich ehrlich sein soll ist jede Bilanz und jeder Finanzbericht den ich jemals in meinem Leben gelesen habe, leichter zu verstehen als dieser Riester/Rürup-Scheißdreck.
Die Lösung ist meiner Meinung nach ganz einfach: Depot eröffnen → in Aktien investieren → Rendite mitnehmen