Lösungsansätze zur Altersarmut

Seit Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns, wird allmonatlich ein neuer "historischer" Beschäftigungsrekord im Viertelstundentakt in den "Qualitätsmedien und Qualitätsonlinemedien" verkündet.

Die Vorhersage das ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn Millionen von Arbeitsplätze vernichtet, ist nicht eingetreten. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist wieder einmal nicht untergegangen.

Eine deutliche Anhebung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn ist ein unverzichtbarer Pfeiler zur Sicherung vor Altersarmut, weitere müssen folgen, wie zum Beispiel das alle, also wirklich alle einen Rentenbeitrag leisten müssen.

Die jetzt favorisierte Idee das Renteneintrittsalter weiter auf 69 zu erhöhen, ist zynisch gegenüber der Bürger, die 50 Jahre lang früh aufstehen den ganzen Tag in der Pflege oder im Handwerk oder an der Werkbank schwer arbeiten. Und verschiebt das Problem um 2 Jahre in die Zukunft denn das Rentenniveau als die Höhe der Rentenauszahlung wird dadurch höchstens stabilisiert.

Altersarmut ein Problem für alle ?

Sybilla schrieb:Die jetzt favorisierte Idee das Renteneintrittsalter weiter auf 69 zu erhöhen, ist zynisch gegenüber der Bürger, die 50 Jahre lang früh aufstehen den ganzen Tag in der Pflege oder im Handwerk oder an der Werkbank schwer arbeite

Diese Generation ist aber mitlerweile fast in Rente. Angesichts höherer Lebenserwartung, Veränderungen der ARbeitswelt ist ein späteres Renteneintrittalter beim jetzigen System unumgänglich.

Wichtiger wäre es eher dem Einfachn Menschen Vermögensbildung zu erleichtern.

Sybilla schrieb:Altersarmut ein Problem für alle ?

Nein, nur für die "Sozialrentner", also die einstigen Geringverdiener, verkrachte und verschuldete Unternehmer, die nie einen Pfennig in die Rentenkasse eingezahlt hatten, und Alte, die nichts geerbt hatten. Also ein Problem für schätzungsweise 3-5 Millionen.

@Fedaykin
Mit Mindestlöhnen wird das nichts mit Vermögensbildung,ganz egal wie erleichtert

Fakt ist zum Beispiel, dass bei der Einführung der Rente anno 1889 der Beginn der Altersrente mit 70 Jahren war!
http://www.bmas.de/DE/Themen/Rente/Gesetzliche-Rentenversicherung/Geschichte-GUV/geschichte-der-gesetzlichen-rentenversicherung.html

...
Altersrente wurde als "Sicherheitszuschuss zum Lebensunterhalt" erst ab Vollendung des 70. Lebensjahres gezahlt, was weit über der durchschnittlichen Lebenserwartung der Arbeiter zu dieser Zeit lag (Durchschnittliche Lebenserwartung von Männern im Jahr 1910: 45 Jahre; von Frauen: 48 Jahre).
...

Erst 1916 wurde die Altersgrenze auf 65 Jahre abgesenkt, was auf einen Schlag die Rentenberechtigten verdoppelte.

Und das Deutschland auf ein massives demographisches Problem zusteuert ist ebenso klar und aus diesem Grund müssen zur Finanzierung der Rente neue Wege beschritten werden. Klar, ein Dachdecker wird nicht bis 70 auf dem Dach arbeiten können, während ein Banker locker bis 70 am Schreibtisch sitzen kann. Aber wie will man das berechnen? Jede Berufsgruppe müsste dann unabhängig voneinander bewertet werden - und was ist mit den heutigen Lebensläufen, wo man häufig die Firma, die Branche und damit auch die Arbeitsschwere wechselt? Das gibt ein Monster an Bürokratie...

Letztendlich hilft nix und man muss privat zusätzlich vorsorgen, was aber gerade bei Niedriglohn und anderen sozialem Problemen nur sehr schlecht möglich ist.
Aber da gibt es bestimmt bessere Konzepte, als auf die Regierung zu schimpfen wie mein Arbeitskollege, der sich beschwert dass sein Vater in der Rente zwei Nebenjobs hat und (O-Ton!) „nur die scheiß Ausländer schuld sind und alles bekommen“ - was er aber ausblendet ist die Tatsache, dass sein Schwager und dessen zwei Kinder mit von seinem Vater durchgefüttert werden.

@Realo

Das ist nicht mehr richtig mittlerweile. Wenn ich meinen Rentenbescheid anschaue, dann steht da, dass ich - wenn sich mein Gehalt jedes Jahr um 2% erhöht - rund 2000 Euro gesetzliche Rente bekomme.
(Wie realistisch ist es in der heutigen Zeit ohne Tarifvertrag, dass diese Gehaltserhöhungen stattfinden?)
Das wären dann netto ca. 1500 Euro.
Rechnen wir die Inflation mit ein entspricht das einem Wert von heutigen 780 Euro!!!!

Grob zu mir: Ich arbeite mit kleinen Unterbrechungen früher seit 18 Jahren. Davon ca. 5 Jahre Ausbildungszeit. Mein Gehalt ist nach deutschen Statistiken ein Stück weit über dem Durchschnitt.
Zusätzlich habe ich eine Betriebsrente. Dadurch bekomme ich später voraussichtlich nochmal 300 Euro on Top.
Also bin ich bei 930,- Euro netto Wert im Alter.
Um also auf vernünftige 2000 Euro netto Wert zu kommen, müsste ich also zusätzliche 3000 Euro Rente bekommen.
Das ist nicht auf normalem Weg realisierbar! Nichtmal im Ansatz!

(Ich hoffe meine Rechnung ist nachvollziehbar)

Somit bleiben nicht viele Optionen: Entweder ich arbeite bis ich tot bin, was ja auch immer schwerer wird, da man ja oft schon mit 50 "zu alt ist". Oder ich spare jeden Cent den ich kann um später halbwegs über die Runden zu kommen. Habe dann jetzt nichts vom Leben und später auch nicht wirklich. Oder ich lebe jetzt so wie ich lebe, und hoffe, dass ich das Rentenalter nicht erreiche, oder sich bis dahin noch irgendwas tut. Sonst lebe ich halt auf Hartz4 Niveau meine letzten Jahre.

Ich finde, das Thema Rente ist eines der meist unterschätzten Probleme der Zukunft.

Warhead schrieb:Mit Mindestlöhnen wird das nichts mit Vermögensbildung,ganz egal wie erleichtert

Klar kann es das. Zb mit Steuerfreiheiten etc.

Also ich wäre weiterhin ein Fan davon, die staatliche Rentenversicherung nur noch in freiwilligem Rahmen anzubieten. Ich bin mir sicher, dass es einige fähige Menschen gibt, die in Eigenverantwortung mehr aus ihrem lebenslang gezahlten Rentenbeiträgen mehr herauszubekommen.

Atrox schrieb: die staatliche Rentenversicherung nur noch in freiwilligem Rahmen anzubieten.

Weg mit dem Solidarprinzip?

eckhart schrieb:Weg mit dem Solidarprinzip?

Nein, ganz und garnicht. Die "freiwillig staatlich-Rentenversicherten" blieben ja untereinander solidarisch. Und wenn es Rentenlücken gibt, lassen diese sich sicher über die Lohnsteuer füllen.

Aber es besteht kein Zwang mehr, dem Staat seine Altersvorsorge in die Hände zu legen. Auch in einem privatisierten Rentensystem würden sich Konzepte herausbilden, die auf Solidarität aufbauen.

@Atrox
Das funktioniert leider nicht. Warum soll man mit 20-40 Jahren (wo Geld eh knapp ist) in ein System einzahlen, was einem in 30-50 Jahren vielleicht erst einen Vorteil bringt?
Also müsste wieder ein Zwang her oder man lässt es bleiben.

Wenn, dann eher eine Grundrente in Höhe des Existenzminimums durch Steuern finanziert. Und alles was drüber ist, muss man privat vorsorgen...
Wobei dieses Geld garantiert Begehrlichkeiten weckt.

@Fichtenmoped

Mit einer Grundrente könnte ich durchaus leben, wenn die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung massiv sinken. Da gibt es Anlageformen, die einfach besser sind. Außerdem kann man dann selber entscheiden, ab wann man nicht mehr arbeitet und die Wertanlage geht nicht verloren, wenn man um den Renteneintritt herum verstirbt.

Mich stört am aktuellen System das alles was ich je eingezahlt habe in dem Moment weg ist in dem ich sterben sollte, mein Geld geht damit an fremde Menschen.
Ich habe eine zusatz Rentenversicherung, im Fall meines vorzeitigen Ablebens erhält mein Partner oder die Familie das Geld, je nach dem wenn ich festlege.
Das Prinzip der Solidarität ist ja schön und gut, aber ich stehe da zu @Atrox eine geringe Grund sicherung und der Rest liegt in den eigenen Händen

Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung und der Fitness der älteren Bevölkerung wäre ich auch für ein Renteneintrittsalter von 72 Jahren.
Klar, das musste man nach Tätigkeit variieren aber Ziel sollte die 72 sein

@kingari
Mein Vater wird als Fliesenleger nicht bis 72 machen und ich sicher auch nicht in der Pflege. Ich fi de 62 ok was ja immerhin ein Unterschied von 10 Jahren ist

@Dr.AllmyCoR3

Man müsste die Rentenformel eben entsprechend anpassen und dann würde ich deinem Vater (mit 62 in Rente) nur 25% abziehen anstatt >30%

Wer 45 Jahre gearbeitet und eingezahlt hat sollte weiterhin in Rente gehen dürfen.
Für die Rente sollten auch Gewinne durch Spekulationen am Aktien- und Rentenmarkt (heißt ja auch so (fG) )verwendet werden. Es gibt sehr viele Einnahmen in dieser Republik, die müssen nicht unbedingt zur Bankenrettung verwendet werden.

@kingari
Ich wage es fast zu bezweifeln das mein Vater überhaupt so alt wird, wenn der Job einen so kaputt macht das man kurz nach renteneintritt stirbt ist das ja wirtschaftlich gesehen perfekt

@Dr.AllmyCoR3

Dr.AllmyCoR3 schrieb:ch wage es fast zu bezweifeln das mein Vater überhaupt so alt wird,

Persönliche Risiken sind halt nie auszuschließen

@kingari
Ja aber diese Risiken haben leider grade die die hart ihr lebenslang arbeiten