Jedimindtricks schrieb:Dann schau mal rüber zu Arsenal , so zu tun als wär der dort das ganze Jahr der überSpieler geht an der Realität vorbei . Er erlebt ja die Presse dort tag für Tag , dagegen ist die Bild Kindergarten .
Richtig. Komischerweise hat sich Özil aber nie zuvor über "zu viel" oder "ungerechte" oder gar "diskriminierende" Kritik beschwert und wo er das jetzt tut, tut er es ziemlich differenziert (nicht wie die Bild behauptet im "Rundumschlag" oder "wirr"). Und er bezieht sich dabei nicht nur auf die Kritik an dem Foto, sondern die Art und Weise und wie dann das WM-Aus endgültig zum Anlass genommen wurde, nicht nur seine fußballerische Eignung, sondern seine Integration in Frage zu stellen.
Du kannst jeden einzelnen Bild-Artikel der letzten Monate nehmen und fragen, "was ist denn schon da dran, das hat es doch schon oft gegeben", aber das zeigt nur, dass Du nicht kapiert hast was eine
Pressekampagne ist.
In diesem Artikel ist es ganz unverhohlen:
https://www.bild.de/politik/inland/integration/was-sagt-dieses-bild-ueber-integration-aus-55750208.bild.htmlViele Menschen mit Migrationshintergrund sind gut integriert
Nicht alle Nationalspieler mit türkischen Wurzeln nahmen Erdogans Einladung an. Emre Can (24) lehnte ab. Box-Weltmeister Arik nennt ihn deshalb einen „Ehrenmann“. Auch die Geschichte der angehenden Doktorin Nazli Bagli zeigt, wie Integration klappen kann.
Ja, es genügt eben nicht, sonst alles richtig zu machen. Man muss auch alle ungeschriebenen Gesetze kennen, z.B. was man als Spieler nicht darf, auch wenn es die Funktionäre dürfen.
Dass man auch politisch den gesellschaftlichen Konsens vertreten muss.
Dann werden alle Bereiche aufgezählt, in denen es mit der Integration nicht klappt:
Arbeit, Bildung, Kriminalität, Islamismus, Antisemitismus.
Özil ist auf einmal ein Beispiel für misslungene Integration, so wie seine islamistischen, kriminellen, bildungsfernen und Hartz4 beziehenden Mit-Immigranten.
Dann kommt die Schuldfrage:
Wer ist für gescheiterte Integration verantwortlich?
Wenn die Integration scheitert, ist das nach Ansicht von 39 Prozent der Deutschen eher die Schuld der Zuwanderer. 18 Prozent sehen die Schuld eher bei den Einheimischen (Emnid-Umfrage für BamS). 32 Prozent sagen, dass beide Seiten verantwortlich sind.
Diese Frage wird also durch Befragung der Deutschen beantwortet... wurden da auch die mit Migrationshintergrund befragt? Was waren die Kriterien der Befragten?
Die Bild hat das ganz voran im Artikel schon selbst beantwortet:
Dass Migranten die Gesetze beachten, ist die Grundlage von Integration. Gelungene Integration muss aber viel weiter gehen. Wenn Zuwanderer Werte und Kultur des Einwanderungslands übernehmen, einheimische Freunde haben, sich als Teil Deutschlands verstehen und von den Einheimischen auch als gleichwertige Mitbürger akzeptiert werden.
Die Einwanderer sind also nicht integriert, wenn sie die eigene Kultur nicht ganz ablegen und auch nicht, wenn die Einheimischen sie aus egal welchen Gründen nicht als "gleichwertig" akzeptieren.
Da macht man also schonmal den Zuwanderer dafür verantwortlich, falls er auf Fremdenfeindlichkeit trifft. Ist er eben nicht genug integriert!
Immerhin kommt dann auch die Frage, was die Deutschen falsch gemacht haben und ein Beispiel eines ehemaligen Gastarbeiters, der von den Deutschen nie akzeptiert wurde:
„Tosun hat erlebt, dass Kollegen nicht mit ihm arbeiten wollten, weil er aus der Türkei stammt. Meinem Bruder wurde ein Kindergartenplatz verwehrt, weil er nicht ,reinrassig‘ ist. Das ist lange her, aber auch heute gibt es Diskriminierung: Menschen mit türkischen Namen haben schlechtere Chancen, Job oder Wohnung zu finden.“
Auf die Gegenfrage, was die Zuwanderer falsch gemacht haben, kommt der uns aus anderen BILD-Artikel als Integrations-Experte bereits bekannte Autor zu Wort, und das sehr viel ausführlicher:
Der Einfluss von außen und der konservative Islam sind für ihn die größten Integrationshindernisse. „Wenn die DITIB und der Zentralrat der Muslime unsere Partner sind, kann es keine Integration geben. Diese Organisationen leben davon, dass sich die Zuwanderer nicht als Deutsche fühlen.“
Abdel-Samad weiter: „Die Mehrheit der muslimischen Einwanderer wollen gar keine Deutschen werden. Im Gegenteil, sie sehen die eigene Kultur und Religion als überlegen an. Es ist einmalig in der Migrationsgeschichte, dass Einwanderer vom Staat mit Sozialhilfe subventioniert werden, die mit Verachtung auf das Land blicken.“
In den muslimischen Milieus würde Mädchen oft keine Freiheit gewährt, es gebe keine Gleichberechtigung und auch keine Meinungsfreiheit, sagt Abdel-Samad. „Kann ich Mohammed kritisieren, ohne unter Polizeischutz zu leben? Nein. Jeder Blinde kann eigentlich sehen, dass ein großer Teil der Einwanderer diese wesentlichen Werte unserer Gesellschaft ablehnt.“
Zack! Ein großer Teil der Einwanderer ist also gar nicht an Integration interessiert und was sind schon Probleme bei Job- und Wohnungssuche im Vergleich zu Islamismus, Sozialschmarotzerei und Frauenfeindlichkeit, und obendrein Intoleranz bis zu Todesdrohungen?
Damit erweckt der Artikel den Eindruck, dass die Probleme derjenigen, die sich nicht akzeptiert fühlen, sowieso nur Kinderkacke sind, dass aber die, die sich nicht integrieren wollen, eine Mehrheit wären.
"Muslimische Milieus" erweckt den Eindruck, dass der Islam es grundsätzlich nicht möglich macht, sich den Werten des GG anzupassen.
Der Autor darf auch das Schlusswort liefern:
Was muss passieren, damit es in Zukunft besser läuft?
Buchautor Abdel-Samad sagt: „Wir müssen die hohen Standards, die wir an uns stellen, endlich auch an Muslime stellen.“ Die Richtigen müssten gefördert und die Falschen isoliert werden. „Der Staat muss konsequent handeln. Wenn die DITIB hier einen Erdogan-Kult verbreitet, muss dagegen vorgegangen werden.“ Auch fordert Abdel-Samad, die deutsche Staatsbürgerschaft nicht weiter zu „verschenken“, sondern an klare Auflagen zu koppeln. „Auch die Gesinnung, nicht nur Sprache und Arbeit.“
Es geht also in dem ganzen Artikel nur um Muslime (damit sind die Statistiken, die zitiert werden, hinfällig denn die nennen alle Einwanderer aller Religionen), und die Einwanderer haben eben nicht die richtige Gesinnung, wenn sie nicht integriert sind. Der Staat muss so oder so handeln, aber die Bevölkerung muss gar nichts, schon gar nicht ihr Verhalten den Einwanderern gegenüber überdenken.
Er setzt einfach voraus, dass wir alle unsere "hohen Standards" einhalten und die anderen sich denen nur anschließen müssen, dann ist alles gut.
Das ist also die Antwort auf das Özil-Foto: Özil hätte gar nicht erst die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen dürfen, als Muslim der auch noch die Herkunftskultur lebt, als jemand der ein falsches politisches Signal sendet - auch wenn bei anderen Gelegenheiten (ob Matthäus bei Putin oder Beckenbauer in Katar) stets betont wird, dass Fußball nicht politisch ist, sondern völkerverbindend. Bei Erdogan ist Schluss mit lustig.