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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

451 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Internet, Medien, Propaganda ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 09:42
Zitat von JohnDifoolJohnDifool schrieb:Claas Relotius ist nämlich nur ein geltungssüchtiger, karrieregeiler Betrüger, dem der Spiegel, auf Auflage und Seitenaufrufe schielend, nur all zu bereitwillig eine Bühne geboten hat
Ja das sehe ich auch so. Fake News haben für mich dann doch eine andere "Qualität".

@JohnDifool

Ich glaube, dass es darüber hinaus um etwas Anderes geht.
Dazu liste ich die Preise auf, die er erhalten hat. (Quelle Wikipedia)

2012 Schweizer Medienpreis für junge Journalisten
2013 Österreichischer Zeitschriftenpreis
2013 2015, 2016 und 2018 Deutschen Reporterpreis (3x beste Reportage, 1x als bester freier Journalist)
2014 Journalist of the Year (CNN)
2017 Liberty Award
2017 European Press Prize
2017 Katholischer Medienpreis
2018 Deutscher Reporterpreis 2018
2018 Peter-Scholl-Latour-Preis der Ulrich-Wickert-Stiftung

Jemand, der so hohe Auszeichnungen erhält, genießt automatisch ein hohes Ansehen. Im Grunde steckt das in uns allen drin und wir kennen das auch alle.
Hier ist nun ein Hochstapler aufgeflogen. Aber dass man seine Artikel beim Spiegel nur durchgewunken hat, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Das passiert in anderen Zeitungsverlagen auch.

Relotius eben! Fantastisch. Er ist spielt in seiner eigenen Liga...

Er hat die Klischees des Lesers erfüllt (und die dürften im Spiegel und in seiner Leserschaft deckungsgleich sein).
Wenn er gegen den Strich der Erwartungen geschrieben hätte, wären seine Texte nachrecherchiert worden.

Was? Das glaub ich nicht...

Und drittens: Mit jeder Auszeichnung hat er sich für die nächst größere empfohlen. Das ist eine Spirale nach oben, denn irgendwann geht es nicht mehr um die Qualität der Arbeit, sondern darum, welche Auszeichnungen den potenziellen Preisträger schon adeln.
Eine Stiftung schmückt sich mit großen Namen. Und so geht das immer weiter.

So hat Obama den Friedensnobelpreis bekommen. So werden Stipendien vergeben (Welche Stipendien hattest du schon?)

Gut, dass dieses System hier endlich mal vor die Wand gefahren ist.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 14:08
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Es ist noch nicht ermittelt ob überhaupt Geld auf dieses Privatkonto eingezahlt worden ist

Anfangsverdacht der Untreue: man wird sich das jetzt genau ansehen.
Darum geht es nicht, es ist juristisch ein Unterschied, ob es um Untreue oder Betrug geht.

Betrug: ich erfinde eine Lüge und gehe dann los und suche mir ein Opfer.

Untreue: ich bekomme von jemandem etwas zu einem Zweck anvertraut und entscheide dann, dass ich es für mich selbst verwende.

Daher besteht hier der Anfangsverdacht des Betruges, nicht der Untreue. Relotius hat ja aktiv um Opfer geworben, um an ihr Geld zu kommen. Er hat nicht "zufällig" Spendengelder bekommen und ist dann der Versuchung erlegen, sich das Geld einzustecken.

Bei Betrug ist die Höchststrafe deshalb auch höher, weil mehr kriminelle Energie im Spiel ist.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 14:31
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Daher besteht hier der Anfangsverdacht des Betruges, nicht der Untreue.
@bgeoweh
Du hängst dich gerade am falschen Strick auf.
Zunächst einmal muss ermittelt werden, ob überhaupt Spendengelder geflossen sind.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 14:36
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Zunächst einmal muss ermittelt werden, ob überhaupt Spendengelder geflossen sind.
Das ist natürlich richtig. Er hat zwar in seinem Buch geschrieben, dass das so gewesen ist, aber das kann auch gefakt sein.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 16:36
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:frauzimt schrieb:
Zunächst einmal muss ermittelt werden, ob überhaupt Spendengelder geflossen sind.
Das ist natürlich richtig. Er hat zwar in seinem Buch geschrieben, dass das so gewesen ist, aber das kann auch gefakt sein.
@bgeoweh
Jetzt hab ich nochmal geguckt. Du hast recht, er hat von diesen Spendengeldern und was er damit angeblich gemacht haben will, selbst geschrieben.
Aber das muss natürlich trotzdem untersucht werden. Vielleicht ist auch das eine durch und durch erdachte Geschichte.
Fantasie hat er ja :D

Relotius hat den Ausgang seiner Spendenaktion selbst in einem kürzlich erschienenen Reporter-Sammelband namens „Wellen schlagen“ fortgeschrieben. Darin berichtet er, dass er in mühevoller, monatelanger Arbeit die Kinder zu einer Ärztefamilie nach Niedersachsen habe bringen können, die die beiden adoptiert habe. Dies ist wohl ebenfalls eine Lüge.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/betrug-beim-spiegel-claas-relotius-veruntreute-offenbar-auch-spendengelder-15955791.html


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 20:03
Stellungnahme
vom künftigen Chefredakteur Steffen Klusmann

Liebe Leserinnen und Leser,

der Fall Relotius hat beim SPIEGEL in den vergangenen Tagen Erkenntnisse zutage gefördert, die weder wir noch Sie für möglich gehalten hätten. Claas Relotius hat sich als ein genialischer Betrüger herausgestellt, dessen Abgründe sich von Tag zu Tag als tiefer erweisen. Er hat nach seinen Geschichten sogar die Betroffenheit und Hilfsbereitschaft seiner Leserinnen und Leser ausgenutzt und offenbar Spenden genommen, die höchst wahrscheinlich nie bei denen angekommen sind, für die sie gedacht waren. Denn mal gab es die Protagonisten in seinen Geschichten, mal gab es sie nicht, fast immer waren ihre Biografien und Schicksale zurechtgezimmert.
...
Zum einen waren Signale und Hinweise, die uns hätten stutzig machen können, nie an einer Stelle gebündelt. So hat Relotius die Übersetzer bei verschiedenen seiner Geschichten gebeten, lieber nichts ins Englische zu übersetzen für das internationale Angebot. Ein anderes Mal sollten die Blattmacher von SPIEGEL+, unserem Bezahlangebot, einen Artikel nicht verwenden.

Wieder an anderer Stelle bat er die Fotokollegen, ein bestimmtes Foto nicht auf die Website zu stellen. Stets hatte er sehr plausible Argumente für sein Ansinnen. ...

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fall-claas-relotius-der-spiegel-zieht-seine-lehren-a-1245228.html


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 20:25
Ich möchte noch, in Ausschnitten, den Antwortbrief des künftigen Chefredakteurs des Spiegel an den amerikanischen Botschafter hinzu fügen:
Tatsächlich hat einer unserer Reporter Berichte weitgehend erfunden, darunter auch Berichte aus den USA. Wir entschuldigen uns bei allen amerikanischen Bürgern, die durch diese Reportagen beleidigt und verunglimpft wurden. Uns tut das sehr leid. Das hätte niemals passieren dürfen.

Hier haben unsere Sicherheits- und Kontrollsysteme versagt. Wir arbeiten hart daran, diese Dinge aufzuklären und unsere Verfahren und Standards zu verbessern.

Gleichwohl möchte ich Ihnen in einem Punkt widersprechen. Wenn wir den amerikanischen Präsidenten kritisieren, ist das nicht Anti-Amerikanismus, sondern Kritik an der Politik des Mannes im Weißen Haus. Anti-Amerikanismus ist mir zutiefst fremd und mir ist absolut bewusst, was Deutschland den USA zu verdanken hat: sehr viel. Es gibt beim SPIEGEL keine institutionelle Voreingenommenheit gegenüber den USA.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/fall-relotius-wie-der-spiegel-auf-grenells-kritik-reagiert-a-1245181.html


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23.12.2018 um 22:26
Jetzt beschäftigen wir uns so viele Seiten mit Relotius. Viele hier sind der Meinung das Fake News etwas Anderes sind. Man könnte also daran denken, einen Spiegel-Thread zu eröffnen.

Ich finde trotzdem, dass das Thema hier reingehört (obwohl auch ich denke, das ist ein eigenes Thema).
Relotius ist für mich ein Hochstapler, der Bewunderung brauchte. Und irgendwann kam da sicher auch eine Eigendynamik rein. Von ihm wurde Außerordentliches erwartet und er hat "geliefert".

Warum der Skandal um Relotius meiner Ansicht nach doch hier passt:

Man kann daran etwas begreifen. Es gibt nämlich eine Schnittmenge zwischen Fake News und dem Spiegel-Hochstapler:

Die Leser glauben, was ihrem Weltbild entspricht.

Wir lesen Zeitung heute grundlegend anders, als vor ein paar Jahren.

Ich lese fast ausschließlich online-Artikel. Vielleicht alle drei Wochen eine Printzeitung, wenn ich Reiselektüre brauche.

Wenn ich am Computer lese, werden mir Schlagzeilen vorgeschlagen, ohne dass es mir auffällt.
Meinen Lesegewohnheiten weren bedient. Heisst, ich lese, was mein Weltbild bestätigt.

Bestimmte Nachrichten kommen gar nicht an mich ran.
Andere Leute, die einem anderen Weltbild anhängen, bekommen andere Nachrichten serviert.

Damit will ich Relotius nicht entschuldigen.
Vor allem finde ich an dem Skandal bedauerlich, dass seinen Vorgesetzten (erfahrenen Zeitungsleuten) solche Mechanismen nicht klar waren.
Sie scheinen zufrieden gewesen zu sein, wenn ihr Weltbild bestätigt wurde.

Eigentlich wäre es ja wünschenswerter, wenn uns Journalismus die Welt zeigen würde, wie wir sie nicht kennen.

Nur: genau so wähle ich meine Zeitungen aus und so werde ich Online mit Themen- und Werbeangeboten versorgt,


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 22:45
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:... Jetzt beschäftigen wir uns so viele Seiten mit Relotius. Viele hier sind der Meinung das Fake News etwas Anderes sind. Man könnte also daran denken, einen Spiegel-Thread zu eröffnen. ...
Das gehört hier schon dazu. Welche Motive Relotius hatte wissen wir gar nicht. Das muss ja erst geklärt werden. Leute wie Kujau haben eben gefälscht und betrogen. Die wollten keine Propaganda betreiben oder Fake News verbreiten. Bei Typen wie Kummer ist das schon nicht mehr so genau zu bestimmen. Und Relotius hat ja ganz klar eine politische Botschaft in seinen Artikeln transportiert. Vielleicht war das nur ein Nebeneffekt, weil er eben geschrieben hat, was gut ankam. Aber möglicherweise war es anders.
Zitat von JohnDifoolJohnDifool schrieb:Claas Relotius, Tom Kummer und Konrad Kujau sind also keine Fakenews-Verbreiter im engeren Sinn, sondern schlicht und einfach nur Betrüger.
Bei Kujau mag das ja so gewesen sein. Ein Betrüger ohne weitere Hintergedanken und Ziele/Pläne. Aber Kummer ist doch kein unpolitischer Mensch und kein einfacher Betrüger/Fälscher. Und was Relotius umtrieb wissen wir doch noch gar nicht.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

23.12.2018 um 23:14
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:Und Relotius hat ja ganz klar eine politische Botschaft in seinen Artikeln transportiert.
Ja, natürlich.
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:Vielleicht war das nur ein Nebeneffekt, weil er eben geschrieben hat, was gut ankam.
@Ahmose
Ich vermute, dass es das gewesen ist. Er wusste, wie ihm der Spiegel und die Leser aus der Hand fressen. Und irgendwann hatte er den Bogen raus.

Ich möchte wetten, dass er in zwei Jahren (+/-) einen dicken Roman vorlegt. Natürlich zur Frankfurter Buchmesse.
Dann wird diskutiert, ob man dem Schmuddelkind eine Bühne geben sollte und in dem darüber diskutiert wird, hat er die Bühne schon.
Der Roman wird sprachlich fantastisch sein. Man wird bedauern, dass er sich selbst so beschädigt hat
Der Roman wird von seinem Betrug handeln-und wie leicht es ihm gemacht worden ist.
Und das Buch wird die Spiegel-Bestzellerliste anführen (was für ein Witz)


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

24.12.2018 um 07:44
Ich glaube nicht, das Relotius irgend ein Weltbild vermitteln wollte. Er wollte "nur" gefallen. Sich eine weitere Pfauenfeder in den Arsch stecken. Das er dabei ein gewisses Weltbild bedient ist nur Nebeneffekt.
Relotius ist genau so ein Fälscher wie Kujau.
Und zur Frage warum das nicht aufgefallen sei: Sehr schwierig. Die Sache ist ja bei Relotius gewachsen. Es kam nicht von Heut auf Morgen. Irgendwann hat man ihm Vertraut.
Ein Fehler. Sicherlich.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

24.12.2018 um 09:28
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Ich möchte wetten, dass er in zwei Jahren (+/-) einen dicken Roman vorlegt. Natürlich zur Frankfurter Buchmesse.
Dann wird diskutiert, ob man dem Schmuddelkind eine Bühne geben sollte und in dem darüber diskutiert wird, hat er die Bühne schon.
Der Roman wird sprachlich fantastisch sein. Man wird bedauern, dass er sich selbst so beschädigt hat
Der Roman wird von seinem Betrug handeln-und wie leicht es ihm gemacht worden ist.
Und das Buch wird die Spiegel-Bestzellerliste anführen (was für ein Witz)
Kummer hat jedenfalls immer wieder eine Chance bekommen. Leider ging das nie gut aus für die Verlage. Aber er bekam trotzdem zig Chancen. Ich hoffe mal bei Relotius wird das anders. So ein Journalist hat meiner Meinung nach keine zweite Chance verdient. Er kann ja anfangen Fantasy- oder SciFi-Romane zu schreiben, wo vorher klar ist, das er sich alles oder das Meiste ausdenkt.
Zitat von Hape1238Hape1238 schrieb:Ich glaube nicht, das Relotius irgend ein Weltbild vermitteln wollte. Er wollte "nur" gefallen. Sich eine weitere Pfauenfeder in den Arsch stecken. Das er dabei ein gewisses Weltbild bedient ist nur Nebeneffekt.
Das mag ja für Relotius ein Nebeneffekt gewesen sein, aber für uns (d.h. die Leser) ganz sicher nicht. Wir haben die volle Breitseite seiner politischen Botschaft abbekommen. Er mag persönlich nicht hinter dem stehen, was er schreibt. Aber das ist bei anderen Propagandisten ja meistens auch nicht anders.

Und das alles nur, wenn Relotius tatsächlich nur ein gewöhnlicher Betrüger war und keine anderen Ziele hatte und ggf. immer noch hat.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

24.12.2018 um 09:33
Dass der Fantasie beim journalistischen Schreiben zu viel Raum gegeben wird, ist nicht zum ersten Mal geschehen (natürlich nicht. Relotius hat den Bogen überspannt.)

Im Juli 2012 geriet (Heribert) Prantl mit einem Porträt des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle in die Kritik, in dem er unter anderem eine Szene aus dessen Küche scheinbar lebensnah berichtete. Prantl hatte in einem Stil geschrieben, der nahelegte, dass er persönlich bei Voßkuhle zu Gast gewesen war. Dies rief teilweise Irritation über die vermeintliche Nähe der beiden hervor. Als sich herausstellte, dass Prantl die lebendig geschilderte Küchenszene nur aus Erzählungen Dritter kannte, löste dies eine Debatte um journalistische Sorgfalt und redaktionsinterne Kritik aus, woraufhin die SZ eine Klarstellung druckte und den Fehler bedauerte.
Wikipedia: Heribert Prantl

FIESE FRAGEN AN DEN MODERATOR
Jörg Thadeusz: Schwarzer Anzug, rote Socken

Osnabrücker Zeitung: Wer oder was stört Sie noch?
Jörg Thadeusz: Heribert Prantl hat ein Gespräch mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts erfunden, darüber geschrieben – und wird vom Leiter Innenpolitik bei der „Süddeutschen Zeitung“ zum Leiter Innenpolitik der „Süddeutschen Zeitung“
https://www.noz.de/deutschland-welt/medien/artikel/739925/jorg-thadeusz-schwarzer-anzug-rote-socken#gallery&0&0&739925

Meine Frage wäre, ob das Gespräch mit Andreas Voßkuhle erfunden war,- oder ob nur der Ort des Gesprächs (die private Küche) ausgedacht war.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

24.12.2018 um 09:50
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:...aber für uns (d.h. die Leser) ganz sicher nicht. Wir haben die volle Breitseite seiner politischen Botschaft abbekommen. Er mag persönlich nicht hinter dem stehen, was er schreibt. Aber das ist bei anderen Propagandisten ja meistens auch nicht anders.
Stimmt, da hast Du recht.
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:Und das alles nur, wenn Relotius tatsächlich nur ein gewöhnlicher Betrüger war und keine anderen Ziele hatte und ggf. immer noch hat.
An was denkst Du da ?
Jemand, der Journalist of the Year, viermal den dt. Reporterpreis abgefasst hat, hat der noch Ziele ? Welche ?
Gut, das er aufgeflogen ist...


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

24.12.2018 um 10:09
Zitat von Hape1238Hape1238 schrieb:An was denkst Du da ?
Jemand, der Journalist of the Year, viermal den dt. Reporterpreis abgefasst hat, hat der noch Ziele ? Welche ?
Gut, das er aufgeflogen ist...
Aber oho! Natürlich gab es noch ein Ziel

Den Pulitzer-Preis

Auch für Journalisten aus dem Ausland möglich. Vor Jahren wurde eine deutsche Fotografin ausgezeichnet.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

24.12.2018 um 10:32
@frauZimt
Da haben wir es ja ! Danke.
Bestätigt meine Theorie: Relotius, ein ruhmesgeiler Schreiberling.
Aber vielleicht auch mehr. Ich denke da an den Spendenskandal.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

24.12.2018 um 13:20
Zitat von Hape1238Hape1238 schrieb:Aber vielleicht auch mehr. Ich denke da an den Spendenskandal.
@Hape1238
Was die wahrscheinlich eingesammelten Spendengelder betrifft (er schreibt ja selber, das er mit dem Geld Gutes getan hat) könnte ich mir dennoch vorstellen, dass ihm die Sache über den Kopf gewachsen ist.
Also, dass er diesen Aufruf nicht initiiert hat, um sich persönlich zu bereichern, sondern dass er einfach Material für eine Story wollte.
Dass er sich als besonders guter Mensch profiliere wollte.
Seine privaten Gelder haben sich mit den Spendengeldern vermischt.
Das passiert sofort, wenn man die Konten nicht sauber trennt.
ein exra-Spendenkonto ist das A. und O.- und privatleute sollten vom spendensammeln ganz de Finger lassen. Man kann ja auf angesehene Organisationen verweisen.
Aber wie gesagt, diese Spendensache muss ja erstmal geklärt werden.
Vielleicht hat er auch eigenes Geld zugeschossen. Möglich ist alles.

Eine Menge Leute werden sich jetzt schadefroh die Hände reiben. Nach allem, was man liest, muss er oft sehr überheblich rübergekommen sein.
Ich glaube, dass gerade das ein Merkmal von Hochstaplern ist. Dem Anderen zeigen, wie unvollkommen er (der Kollege) ist, fachlich und persönlich.
Und da sehr viele Menschen Selbstzweifel hegen (Selbstkritik ist etwas Positives), hat ein Hochstapler leichtes Spiel:
Er ist charmant und schlagfertig, er hat gute Zeugnisse und Empfehlungen, scheint fachlich top zu sein. Zweifel an seiner Person begegnet er, bevor sie aufkeimen, in dem er laut und selbstbewusst auftritt.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

25.12.2018 um 09:43
Ein sehr geschickter Schachzug vom Spiegel, mit dieser Sache kurz vor Weihnachten auf den Markt zu kommen, in der Hoffnung, daß das Land etwas gnädiger gestimmt ist und schneller vergißt. Bereits 2013 wurde Relotius der bedeutendste Journalistenpreis, der Henri Nannen Preis nicht zugesprochen, weil die Jury Zweifel an der Korrektheit seiner Artikel hatte. So Jurymitglied und Zeit Herausgeber Giovanni di Lorenzo.

Der Spiegel hat die Relotius Geschichten gedruckt, weil sie perfekt in die politische Agenda dieses Blattes passen. Da schaut man dann nicht allzu genau hin, denn man erstattet keine Berichte wie zu Scholl Latour Zeiten mehr, man belehrt und doziert von oben herab. Das Selbstverständnis der schreibenden Zunft hat sich verändert. Jörg Thadeuz hat das gestern in einem Interview mit dem Tagesspiegel gut beschrieben. Es ist ein anderes Interview als das, was hier schon verlinkt wurde.

https://www.tagesspiegel.de/medien/joerg-thadeuz-zum-fall-claas-relotius-die-wuerden-sich-eher-die-finger-abschneiden/23795884.html


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

25.12.2018 um 10:15
@JamieStarr
Das sehe ich nicht so.
Schon gar nicht das hier:
Zitat von JamieStarrJamieStarr schrieb:Ein sehr geschickter Schachzug vom Spiegel, mit dieser Sache kurz vor Weihnachten auf den Markt zu kommen, in der Hoffnung, daß das Land etwas gnädiger gestimmt ist und schneller vergißt.
Die Sache flog eben jetzt auf. Das hat man sich nicht ausgesucht.
Die Story "Fergus Falls" hätte man auch anders herum schreiben können. Das Ergebnis wäre das Gleiche. Eine Lügengeschichte, die (wahrscheinlich) gedruckt worden wäre. Das hat nichts mit "politischer Agenda" zu tun.
Eines muß klar sein: Eine Reportage spiegelt stets die Sicht des Reporters wieder, und das ist eine persönliche Meinung und hat nichts mit "Fake News" zu tun. Allerdings muß eine Reportage auf wahren Fakten beruhen und nicht erfunden sein, wie beim Fall Relotius.
Einfacher ist es bei Agenturmeldungen, da hat man eine Quelle.


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Fakenews und Propaganda (im Internetzeitalter)

25.12.2018 um 11:45
Zitat von JamieStarrJamieStarr schrieb:Ein sehr geschickter Schachzug vom Spiegel, mit dieser Sache kurz vor Weihnachten auf den Markt zu kommen, in der Hoffnung, daß das Land etwas gnädiger gestimmt ist und schneller vergißt.
Man sollte Verschwörungstheorien in dem dafür vorgesehenen Ressort unterbringen und Zufall das nennen, was er ist.

Der Spiegel hat lange und breit die Aufklärungsstory mit Zeitangaben im Text erklärt.

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2018-12-20 Fall Claas Relotius: Wie Juan Moreno den Betrug aufdeckte

Nur ein Fantast kommt da auf die Idee, die Aufklärungszeit auch dem Weihnachtstermin unterzuordnen. Manchmal sind zeitliche Zufälle das, was sie sind, und wenn ich zufällig zwei Jahre hintereinander in der Vorweihnachtszeit eine Grippe kriege, hat das sicherlich nichts mit meiner milden Vorweihnachtsstimmung zu tun und es muss nicht so sein, dass es im nächsten Jahr wieder so ist. Die Krankheit hat sich nicht gegen mich verschworen, mich immer in der Vorweihnachtszeit heimzusuchen.


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