@Eraz Mein Vater gab mir die folgende Erkenntnis auf den Lebensweg: "Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient!"
Diese Aussage muss allerdings etwas relativiert werden, denn der Bildungsstand in der ländlichen Türkei ist ohne Zweifel noch ziemlich unterentwickelt und so kann ein Mann vom Schlage eines Erdogan mit seiner muslimisch orientierten AKP offenbar nach Belieben regieren. Seine Forderung, einige griechische Inseln in der Ägäis und Teile des Iraks (z.B. die Städte Erbil und Mosul), müssten an die Türkei zurückgegeben werden, sind allerdings ziemlich abwegig. Erdogan bezieht sich dabei auf den Vertrag von Lausanne im Jahre 1923. Dieser Vertrag beendete den Griechisch-Türkischen Krieg (1919 bis 1922), der sich beinahe nahtlos an den 1. Weltkrieg anschloss.
Nachfolgend ein Zitat aus dem Internet:Der Vertrag von Lausanne wurde am 24. Juli 1923 zwischen der Türkei sowie Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen im Palais de Rumine geschlossen. Tagungsort der Verhandlungen war das Schloss Ouchy.
Mit diesem Vertrag konnte die Türkei, nachdem sie 1922 den Griechisch-Türkischen Krieg gewonnen hatte, die Bestimmungen des nach dem Ersten Weltkrieg abgeschlossenen Vertrags von Sèvres teilweise nach ihren Vorstellungen revidieren.
Das Abkommen legalisierte die bereits vollzogene Vertreibung von Griechen bzw. Türken nachträglich. Die aktuellen Grenzen der Türkei und Griechenlands haben ihren Ursprung in diesem Vertrag. (Zitatende)
Bei diesen Vertragsverhandlungen in Lausanne war die Türkei einer der Vertragspartner. Wenn Erdogan dies nun nicht mehr wahrhaben will und diesen Vertrag jetzt anficht und Gebietsansprüche anmeldet, dürfte dies dazu dienen, nationalistische Gefühle in der Türkei zu schüren. Erdogan will damit die Ansicht bekräftigen, dass die Türkei ein von fremden Mächten drangsaliertes Land sei. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, welches dazu führen könnte, dass längst bewältigt geglaubte Konflikte zwischen Griechen und Türken wieder neu entflammen.
Dass unsere Regierung gegen die Inhaftierung türkischer Journalisten nicht energischer vorgeht, kann auch ich nicht nachvollziehen. Offenbar wird dabei Rücksicht auf den NATO-Partner Türkei genommen. Etwas zu viel Rücksicht, wie ich meine.