Hallo
@Momjul Ich fand auch noch diesen wirklich schön und lehrreich geschriebenen Artikel, nicht nur aber auch über das Verhältnis von Narrheit und Politik. Also die Zeitschrift war mir noch nicht bekannt, aber der Artikel ist gut, fast so ne kleine Zeitreise.
http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/online_exklusiv/details_html?k_beitrag=3297830Am besten gefielen mir diese zwei Stellen:
"Was Narrheit ist", schreibt der Literaturkritiker Paul Konrad Kurz, "bestimmte zur Zeit des Humanismus das Collegium prudentium; zur Zeit der Aufklärung die klare Vernunft; in absolutistischer Zeit der König. Heute bestimmt es die Psychiatrie, Soziologie und eine Konformismus heischende Gesellschaft", die jeden, der sich nicht konform verhält, nicht denkt, wie man eben denkt und nicht ernst nimmt, was man ernst zu nehmen hat, als rückständig und unvernünftig abstempelt. In unserer Mediengesellschaft nimmt sich häufig der Journalismus das Recht, über das, was Narrheit ist, als oberste Instanz zu richten.
Die modernen Gesellschaften mit ihrem Überfluß an Intellektuellen und Gebildeten scheinen der Überzeugung zu sein, sie seien mit ihrem Heer von Staatssekretären, Wirtschaftsweisen, Sachverständigen, Bildungsexperten und diplomierten Ratgebern gegen Torheiten ausreichend gefeit. Sie sollten den "Hofnarren" nicht als überholt ansehen und ihm gestatten, daß er dem durch Konsum betäubten Wohlstandsbürger den Spiegel vorhält, das Unsinnige und Lächerliche bloßstellt und an den etablierten Systemen und an der gesteuerten Normalität rüttelt. Oppositionsparteien schaffen das nicht, weil sie sich damit zufrieden geben, ihre Torheiten gegen andere Torheiten durchzusetzen.
Nur das mit dem Journalismus verstehe ich nicht so ganz. Heute wo fast jeder, der was auf sich halt, am Twittern ist, vom Uno-Generalsekretär und Kalif So und So bis zu Lothar, dem Kaiser und dem Papst, ist doch fast jeder auch ein Journalist.
Hm, vielleicht machts ja nen Unterschied, ob man in der ersten, zweiten oder fünfzehnten Reihe sitzt.
Aber laut ARD und ZDF tun wir das doch alle: in der ersten Reihe sitzen.