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Welche Form von Demokratie darf es denn bitte sein?

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Realo Diskussionsleiter
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Welche Form von Demokratie darf es denn bitte sein?

27.06.2016 um 02:34
@1.21Gigawatt

Das hab ich unter dem Schlagwort "Expertendemokratie" zusammengefasst, bin mir aber nicht sicher, ob wir das Gleiche meinen.


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27.06.2016 um 03:08
@Realo
Dürfte in die selbe Richtung gehen.
Technokratie meint, dass man die wissenschaftliche Methodik zur Entscheidungsfindung anwendet.


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27.06.2016 um 07:04
@egaht
Zitat von egahtegaht schrieb:dann hätten die jüngeren engländer lieber wählen sollen,
anstatt nach glastonbury zu pilgern.
jetzt wo die alle von glastunbury wieder zuhause sind wollen die
anscheinend alle nochmal wählen.
wenn dass das demokratieverständnis junger pro eu engländer ist,
nämlich solange wählen zu lassen bis das ergebnis passt,
bin ich froh dass die jetzt draussen sind.
die wahlbeteiligung der jüngeren engländer lag bei 50%.
Man darf aber nicht vergessen, wenn man an seine Jugend selbst zurück denkt, dass sich viele Jüngere einfach nicht für Politik interessieren.
Das ist ganz normal und keineswegs nur auf die englischen Jugendlichen beschränkt und das wissen die Politiker natürlich sehr wohl und haben aber auch nichts dagegen unternommen.


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Welche Form von Demokratie darf es denn bitte sein?

27.06.2016 um 07:14
Im Durchschnitt aller Bundestagswahlen von 1953 bis 2009 waren die 60- bis unter 70-Jährigen und die 50- bis unter 60-Jährigen die Altersgruppen mit der höchsten Wahlbeteiligung. Darauf folgten die 45- bis unter 50-Jährigen und die 40- bis unter 45-Jährigen. Am niedrigsten war die Wahlbeteiligung bei den 21- bis unter 25-Jährigen und – seit der Bundestagswahl 1972 (seit der Einführung des Wahlrechts ab 18 Jahren) – bei den unter 21-Jährigen.
.
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/bundestagswahlen/55594/nach-altersgruppen


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27.06.2016 um 09:13
Zitat von RealoRealo schrieb:...Hm.... Dann läuft entweder der Unterricht falsch oder die Schüler pennen...
Letzteres war zumindest bei uns in Sozialkunde tatsächlich der Fall ^^ Sozialkunde ist eigentlich schon dafür geplant.


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27.06.2016 um 10:44
Zitat von egahtegaht schrieb:...die wahlbeteiligung der jüngeren engländer lag bei 50%...
Leider eher unter 40%, genauso wie je älter desto mehr für einen Brexit waren, desto jünger und niedriger die Wahlbeteiligung. Insofern haben die jüngeren auch für den Brexit gestimmt oder zumindest nicht dagegen. Wobei es hier aber eigentlich nicht um den Brexit geht, wenn aber nur 36% der Gruppe mit dem niedrigsten Wahlalter (im Vergleich höchste Gruppe über 80%) überhaupt für so ein wichtiges Thema abstimmen, dann kann man für eine Demokratie nur hoffen.


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28.06.2016 um 10:45
Die Politologen scheinen in Sachern direkte Demokratie auch ein gespaltenes Verhältnis zu haben. Es gibt eben - völlig zu recht - eine große Angst vor populistischen Entscheidungen, siehe Brexit.

mehr . . .
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wie-beim-brexit-wann-ist-ein-referendum-sinnvoll-a-1100035.html

Vor allem aber:
"Referenden dürfen nicht dazu benutzt werden, Menschenrechte einzuschränken."
Dies betrifft die Asylpolitik.


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28.06.2016 um 11:21
Zitat von RealoRealo schrieb:Die Politologen scheinen in Sachern direkte Demokratie auch ein gespaltenes Verhältnis zu haben. Es gibt eben - völlig zu recht - eine große Angst vor populistischen Entscheidungen, siehe Brexit.
Ist nun halt auch die Frage. Wenn man immer eine solche "Demokratie unter Vorbehalt" fährt, besteht doch nun mal eine deutlich erhöhte Chance, dass sich das irgendwann umso populistischer entlädt...
Nachher hin zustehen und zu sagen "seht ihr" ist dann doch irgendwie verkehrt.

Ich, als Schweizer, bin eigentlich "Fan" der Halb-Direkten Demokratie (was übrigens fälschlicherweise fast immer als direkte Demokratie bezeichnet wird).
Was ich aber am politischem Umfeld in der Schweiz mehr zu schätzen weiss, als die Halb-direkt-demokratischen-Mittel, sind die Mittel der Konkordanzdemokratie, welche sich hier etabliert haben. Und damit kämpfen, so glaube ich, die meisten repräsentativen Demokratien in Europa.


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28.06.2016 um 11:24
Man sollte derartiges auch nicht über eine einfache Mehrheit entscheiden, wenn man sieht wie schnell +-10% die Ergebnisse schwanken, dann könnten die Briten wohl monatlich die EU verlassen und beitreten. Daher hätte man schon eine Mindestmenge an Stimmen festlegen sollen und gar nicht mit dafür oder dagegen, sondern einfach x Millionen aller Wahlberechtigten müssen sich für einen Austritt aussprechen oder es reicht eben nicht.


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28.06.2016 um 11:36
Zitat von vivajohnvivajohn schrieb:Ist nun halt auch die Frage. Wenn man immer eine solche "Demokratie unter Vorbehalt" fährt, besteht doch nun mal eine deutlich erhöhte Chance, dass sich das irgendwann umso populistischer entlädt...
Nachher hin zustehen und zu sagen "seht ihr" ist dann doch irgendwie verkehrt.

Ich, als Schweizer, bin eigentlich "Fan" der Halb-Direkten Demokratie (was übrigens fälschlicherweise fast immer als direkte Demokratie bezeichnet wird).
Was ich aber am politischem Umfeld in der Schweiz mehr zu schätzen weiss, als die Halb-direkt-demokratischen-Mittel, sind die Mittel der Konkordanzdemokratie, welche sich hier etabliert haben.
Ganz genau. Auch direkte Demokratie muss man "üben" resp. am besten wächst man schon darin auf und wird in der Schule entsprechend damit konfrontiert. Ich halte es auch für relativ gefährlich, jahrelang nur bei Parlamentswahlen Kreuzchen machen zu dürfen und dann plötzlich bei entscheidenden Schicksalsfragen direkte Demokratie anzuwenden. Die Gefahr, dass in so einem Fall ein "jetzt zeig ichs denen da oben aber mal" das Abstimmungsverhalten bestimmt, scheint mir so relativ gross.

Direkte Demokratie muss in einem ausgeklügelten Check- und Balances-Politik-System eingebunden sein, damit sie auch richtig funktioniert. In der Schweiz lautet das Zauberwort fürs Funktionieren "Konkordanz", d.h. das Einbinden in die Umsetzung des Wahlresultats von allen wichtigen Parteien, also sowohl Gewinner als auch Verlierer. Bei einem Regierungs-/Oppositionssystem wie in den meisten repräsentativen Demokratien ginge direkte Demokratie wohl schief.


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28.06.2016 um 11:49
Konkordanzdemokratie setzt aber auch einen höchst pffleglichen Umgang des Regierungslagers mit der Opposition voraus. Doch was haben wir in Deutschland an Opposition? Derzeit eigentlich nur die Grünen und die Linke, und die werden alles andere als ernst genommen oder auch nur beachtet. FDP und AfD sind derzeit NOCH nicht vertreten in der Oppsition, da unter 5%. Das wird sich allerdings bald ändern.


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28.06.2016 um 18:04
@Realo
Natürlich wird ein entsprechend pfleglicher Umgang angestrebt. Irgendwie gehts doch genau darum... um das Anstreben der konsensfähigen Lösungsansätze.
Demgegenüber haben auf Konkurrenz aufgebaute Demokratien immer einen Nachteil bei Akzeptanz und Legitimität. Innerhalb der EU habe ich das "Gefühl", dass diese Akzeptanz und Legitimität innerhalb der letzten Jahre enorm stark gelitten hat. Und ich glaube, das rührt auch daher, dass ein EU-Bürger gleich zwei Konkurrenzmodellen ausgesetzt ist: Dem der EU und dem des eigenen Landes. Quasi indirekte Demokratie um gleich zwei Ecken herum. Da verstehe ich es schon, dass da das Gefühl der "Fremdbestimmung" irgendwie aufkommt.

Wie ein Konkordanzmodell in DE oder der EU umzusetzen wäre, um für mehr Legitimität und Akzeptanz zu sorgen, da möchte ich eigentlich gar nicht mutmassen, respektive es ging mir gar nie darum... Sah das einfach als Thread, um die Vor- und Nachteile verschiedener Demokratiesysteme zu reden.

Übrigens, Thema "Vertrauen in Regierungen":
http://www.nzz.ch/schweiz/der-bundesrat-ist-weltmeister-1.18186195

Hernach vertraut der Schweizer Regierung tatsächlich knappe 80% der Bevölkerung. Das ist sogar für mich als Schweizer überraschend, innenpolitische Zwiste lassen einem manchmal etwas anderes vermuten. Spannend aber auch, dass Luxemburg ebenso hoch im Kurs ist in Sachen Vertrauen, welche eben auch stark konkordanzdemokratisch sind.


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28.06.2016 um 18:51
Möglicherweise - aber darüber hab ich noch nicht nachgedacht - lassen sich solche Konkordanzdemokratiemodelle nur in recht kleinen Staaten mit idealtypisch nur zwei großen Parteien realisieren. Das ist aber eine Frage und keine Antwort, denn ich weiß es nicht.


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29.06.2016 um 11:26
@Realo
Eine pluralistisch ausgerichtete Politlandschaft ist meiner Meinung nach förderlich für die konkordanzfähigkeit einer Demokratie. Also auf die Anzahl von Parteien kommt es, so glaube ich, kaum an. Ich denke auch nicht, dass die Grösse des Staates einen wesentlichen Einfluss hat. Ich glaube, dass die meisten Staaten solche Konkordanzmittel aufgrund anderer Phänomene aufgaben. Wenn ich das richtig verstehe, kamen die demokratischen Beurteilungsmethoden nach Konkurrenz und Konkordanz erst Mitte des 20 Jh. auf, wo das "Westminster-Modell" in der Aufteilung der Parteien nach Regierungslager und Opposition bereits voll auf dem Vormarsch war. Konkordanzfähigkeit bis dahin war wohl nicht direkt gewollt, sondern ergab sich in den meisten Demokratien aufgrund bestehender Instrumente.


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29.06.2016 um 16:00
Zitat von tarentaren schrieb:Man sollte derartiges auch nicht über eine einfache Mehrheit entscheiden, wenn man sieht wie schnell +-10% die Ergebnisse schwanken, dann könnten die Briten wohl monatlich die EU verlassen und beitreten. Daher hätte man schon eine Mindestmenge an Stimmen festlegen sollen und gar nicht mit dafür oder dagegen, sondern einfach x Millionen aller Wahlberechtigten müssen sich für einen Austritt aussprechen oder es reicht eben nicht.
Ich würde so weit gehen, dass mindestens die Hälfte der Wahlberechtigten dafür stimmen muss, dann hat man wenigstens die Hälfte des Wahlvolkes hinter sich und nicht nur 1/3, wie es bei der momentanen Wahlbeteiligung so wäre bei knappen Ergebnissen ...

Natürlich wäre es trotzdem der anderen Hälfte des Volkes aufgezwungen und natürlich müssen die Grundsätze des Staates (siehe die Freiheiten, die Würde des Menschen) eingehalten werden ...


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29.06.2016 um 16:17
Basisdemokratie...


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29.06.2016 um 16:44
Zitat von IssomadIssomad schrieb:Ich würde so weit gehen, dass mindestens die Hälfte der Wahlberechtigten dafür stimmen muss, dann hat man wenigstens die Hälfte des Wahlvolkes hinter sich und nicht nur 1/3, wie es bei der momentanen Wahlbeteiligung so wäre bei knappen Ergebnissen ...
Im nachhinein kann man sowas immer kritisieren. Man darf sowas allerdings nicht an der Wahlbeteiligung fest machen... "Nicht wählen zu gehen" ist nun mal auch eine legitime Wahl... Zumals bei der Brexit-Abstimmung keine Möglichkeit der Enthaltung gab, ausser nicht abstimmen zu gehen...
Ausserdem stellen solche Mechanismen andere Herausforderungen dar:
Was, wenn der Referundums-Text denn da lauten würde: "Wollen wir in der EU bleiben?"
Was das alles für Möglichkeiten eröffnet, merkste^^

Die USA bringt zum Teil Präsidenten hervor, welche eigentlich kein Volksmehr zustande gebracht haben.
Weniger akzeptiert werden die dort nicht, auch ihre Legitimität wird nicht in Frage gestellt...
Es gibt aber andere Mechanismen, welche gewisse Länder hervorgebracht haben. In der Schweiz gilt z.B bei gewissen Abstimmungen nicht nur ein Volksmehr, sondern auch zusätzlich ein Ständemehr.


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30.06.2016 um 17:37
Auch Jakob Augstein ist gegen direkte Demokratie.
Aber vergesst die Referenden! Horst Seehofer sagt, Referenden seien der Kern moderner Politik. Wenn er recht hat, dann bedeutet das das Ende der Demokratie, wie wir sie kennen. Es herrschen Missverständnisse über das Wesen der Demokratie, über die dringend gesprochen werden muss.

Nicht jede Entscheidung des Souveräns ist eine souveräne Entscheidung.

Das Maß an Demokratie steigt nicht automatisch mit der Zahl der zur Abstimmung vorgelegten Fragen.

Europa hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit gutem Grund nicht für die direkte Demokratie entschieden, sondern für die repräsentative. Die Antwort auf den Zweiten Weltkrieg, auf die Erfahrung des Totalitarismus, lautete keineswegs einfach mehr Beteiligung der Bürger. Im Gegenteil.
mehr . . .
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/brexit-die-eu-muss-sich-aendern-jakob-augstein-kolumne-a-1100552.html


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30.06.2016 um 18:38
Direkte Demokratie funktioniert leider nur wenn die Anzahl der Menschen die abstimmen dürfen nicht zu groß ist


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30.06.2016 um 19:30
@Reila
Und warum? Wo hört die direkte Demokratie auf? Und wenns noch größer wird, geht keine repräsentative Demokratie mehr?


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