@Ashert001 Ashert001 schrieb:Jemand hat mal gerechnet, jeder einzelne VW Arbeiter stellt in nur zwei Tagen dank der Automatisierung ein Auto her.
Vielleicht.
Deshalb finde ich ja auch die Überlegung spannend, dass wir nicht immer nur mehr Automatisierung und Rationalisierung anstreben sollten, damit praktisch irgendwann, überspitzt formuliert, ein einzelner Mensch eine Maschine bedinet und damit für 1 Million andere Menschen alles herstellt, was die brauchen.
Es geht da um den Punkt, dass Arbeit, neben der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, damit man sich etwas kaufen kann (wir leben in einer ,,Tauschgesellschaft", wo das universelle Tauschmittel eben Geld ist), noch einen anderen Wert hat:
Arbeit als Wert an sich.
Man bekommt Anerkennung für das, was man getan hat. Man tut etwas in dem Wissen, dass es wichtig für die Gesellschaft oder andere Menschen ist. Man schafft etwas neues...
Das sorgt für positive Empfindungen, für eine Erhöhung des Selbstwertgefühls, man hat was zu tun, man zeigt der Gesellschaft, dass man für sie mitwirkt.
Ich persönlich bin der Meinung, dass das schlimmste bei der Arbeitslosigkeit nicht fehlendes Geld ist und damit verbundene Schwierigkeiten, sondern das Gefühl, man würde nicht wertgeschätzt, man würde nicht gebraucht, man könne nichts sinnvolles tun.
Daher: Weniger Maschinen, weniger Automatisierung, mehr Menschen?!
Ashert001 schrieb:Es gibt aber Menschen die sind noch produktiver, die Besatzungen der Triple-E Containerschiffe z.B. (die auch fast vollautomatisch beladen und entladen werden) transportieren bis zu 18000 Schiffscontainer über die Weltmeere. Keine 24 Männer!
Ich find es wenig sinnvoll, solche Vergleiche anzustellen.
Wie ,,produktiv" oder ,,wichtig" jemand ist in seiner Tätigkeit, das ist ziemlich relativ.
Spontan würdest du wohl sagen, dass der Firmenchef, der über 5000 Mitarbeiter ,,gebietet", eher faul ist. Weil er nicht in der Fertigungshalle ist, weil er nicht am Band steht, weil er nicht forscht usw., sondern vor allem in seinem Büro sitzt und dort große Kunden betreut, Strategien ausarbeitet...
Wenn dieser ,,faule Chef" allerdings falsche Entscheidungen trifft, kann das möglicherweise dazu führen, dass die Firma kaputt geht und 5000 Menschen ohne Job sind, was sich natürlich auch auf deren Familien auswirkt und auf andere Firmen, die Verträge mit der ersten Firma hatten.
Wer ist also wie wichtig und produktiv?
Ashert001 schrieb:Das sind die eigentlich Verantwortlichen in der Welt, die arbeiten nicht einfach für sich, für einen Lohn, sie stehen auch für die tausenden die etwa noch vor 100 Jahren den selben Job gemacht haben!
Relativ. Es ist richtig, dass viele Leute auch deshalb genau ihre Arbeit machen, weil sie ihnen richtig gefällt.
Viele andere aber machen ihre Arbeit einfach deshalb, weil sie Kohle bringt und ihren Qualifikationen oder Möglichkeiten entspricht.
Hafenarbeiter und was damit zusammenhängt, das ist nun wohl nicht so der Traumberuf vieler Menschen, das macht man in erster Linie, weil es bezahlt wird, denke ich.
Ashert001 schrieb:Dafür können sie natürlich etwas mehr verlangen, mehr Lohn und Anerkennung. Das Maß ist aber überschritten, wenn sie anfangen eine Politik gegen Arbeitslose zu betreiben, irgendwas im Sinne Arbeit ist für alle da!
Diese Leute machen keine Politik. Sie arbeiten.
Und sie tun das in dem Bewusstsein eines gesellschaftlichen Vertrages, der lautet:,,Okay, ich arbeite für dich mit. Dafür musst du auch was für mich tun."
Der Vertrag lautet nicht:,,Ich arbeite für dich, mach du, was du willst."
Es geht da um den Gedanken und die Empfindung von Fairness. Ich behaupte mal, dass diejenigen, die unbedingt genau diesen Job machen wollen, auch wenn er schmutzig oder gefährlich ist, in der Minderheit sind. Die anderen machen die Arbeit wegen Geld und weil`s jemand machen muss.
Soweit okay.
Es wird aber unangenehm, wenn man akzeptieren soll, dass manche Leute zwar an den Früchten genau dieser Arbeit teilnehmen wollen, aber nichts dafür tun. Sie machen einfach, was ihnen gefällt.
Da sagt sich doch der gewöhnliche Arbeiter:,,Na ich würde auch gern morgens ausschlafen und lieber meinem Hobby nachgehen, als Abwasserkanäle frei zu halten...Der Typ da schläft bis um 11, frühstückt erstmal genüsslich und...".
Das Gefühl von Fairness und seine Auswirkungen in der Gesellschaft sollte man nicht unterschätzen. Bisher lief unsere Gesellschaft ziemlich gut, weil dieses Gefühl der Solidargemeinschaft vorhanden war.
Dazu gehört auch, dass grundsätzlich arbeiten sollte, wer arbeiten kann.
Bekommt die Person keinen Job, gut, das an sich kann man ihr nicht vorwerfen.
Nichtstun dagegen schon, bin ich der Meinung. Denn mit Nichtstun will man nur von der Gesellschaft nehmen, aber nichts geben.
Ashert001 schrieb:Man kann aber nicht alle Arbeitslosen in der Dauerrotation lassen, sich ständig um Jobs zu bemühen, wenn am Ende doch nur immer wieder eine Teilzeitarbeit für wenige Monate rauskommt, die eh schon völlig redunant ist, also nur die blanke Konkurrenz eines Billiganbieters ist, der andere damit wieder in den Konkurs treibt.
Das ist doch eine Frage der Gestaltung des Arbeitsmarktes, nicht der Frage von Arbeit an sich.
Es ist beschämend, wenn Menschen in einem Land wie Deutschland arbeiten müssen und nicht genug erhalten, um sich und ihre Bedürfnisse, selbst abseits von Luxus, zu versorgen.
Daher unterstütze ich auch ganz klar den Mindeslohn und lehne Beschäftigungsverhältnisse ab, die Ausbeutung gleichen.
Keine Arbeit um jeden Preis.
Hier ist die Politik gefragt, bzw. noch mehr die Gesellschaft, denn wir üben den Druck auf die Politik aus, wenn uns das bewusst wird, die Gesetze für den Arbeitsmarkt so zu wählen, dass dort vernünftige Verhältnisse herrschen.
Es liegt an uns.
Zum Thema permanentes Wachstum:
Das finde ich auch falsch und nicht nachvollziehbar. Einer Anhäufung von immer mehr Reichtum auf immer weniger Menschen ist entgegen zu treten.
Erstaunlich ist aber immer wieder, wie bereitwillig zahllose Menschen einen ,,Reichen" und einen ,,Mächtigen" ansehen und dafür arbeiten, dass er noch mehr erhält, statt sich zusammen zu tun und für SICH mehr zu fordern.
Wer weiss, woran das liegt, am ,,teile und herrsche", an natürlichem Egoismus, daran, dass man ja auch eventuell mal ein Reicher sein könnte und deshalb nicht diese zu sehr belasten will?