@_Themis_ _Themis_ schrieb:Meine Erfahrung im privaten, so wie auch in Diskussionen im OV sind da eigentlich eher positiv. An der Basis wird so diskutiert und auch unsere Parteifreunde mit dem sogenannten Migrationshintergrund sehen es eigentlich ähnlich.
Kenne ich. Im migrantischen Milieu ist diese Denke weitgehend Konsens.
Und ist die Position zu dem Thema nicht flügelabhängig. Immerhin ist diese Art von Denke und Position recht pragmatisch.
_Themis_ schrieb:Wir fragen uns auch immer woher dann eigentlich die starke Abwehr kommt, wo doch selbst in unserer Parteibasis da eine große Zustimmung herrscht.
Die Frage ist also durch WEN und WARUM soche Vorschläge als rechts stigmatisiert werden.
Im Grunde hast du ja von weiter links oder linkeren Flügeln Forderungen nach einem Ausbau des Sozialstaates. Also eine Erhöhung der Sozialleistungen und einer Vereinfachung bzw. lockeren Ausgestaltung des Sozialwesens. Das europäische Ausland wird ohnehin nicht als Ausland betrachtet, weil wir "Nationalstaatlichkeit überwinden" müssen, und Europäer sind. Aus dieser Sicht ist schon "rechts", jemanden überhaupt Rumäne oder Bulgare usw. zu nennen, ist mein Eindruck. Es kann auch aus dieser Sicht gar keine "Armutszuwanderung" geben, weil wir innerhalb von Europa eins sind, und innerhalb eigentlich theoretisch auch nicht mehr von "Ausland zu Ausland" wandern. So hab ich das zumindest verstanden...^^
Aber nach meinem Eindruck hast du diese Art von Denke bei Nachwuchs mit sehr häufig Sozialisation in gutbürgerlichem Milieu. Überhaupt sind ja mittlerweile, gerade "linke Parteien" oft so dermaßen über akademisiert, dass eigentlich nur noch hochtheoretisch tolle Aussagen und Sprüche mit einer Denke zusammenkommen, die häufig nicht unbedingt realitätsnah ist.
Es fehlen einfach Menschen mit einem guten Überblick über die Praxis, was wirklich so im Alltag für die (meisten) Menschen wichtig und dringend ist. Akademikerkinder zum Beispiel können einfach nicht wissen, was Hartz4 Empfänger brauchen, erleben, Interessen haben. Nur aus der Theorie, vom lesen oder hören. Außer sie sprechen mit Hartz4 Empfängern, aber ich hab noch keine Grüne, dieLinke oder SPD Delegation in irgendeinem JobCenter gesehen. Diese Situation führt zum Teil gelegentlich zu echt absurden Auswüchsen.
_Themis_ schrieb:D Unser sozialdemokratischer Gedanke bedeutet ja schließlich auch dass wir uns darum sorgen müssen, wie wir unser System langfristig aufrecht erhalten können. Wir können nunmal, selbst wenn wir wollten, nicht das Wohl aller leistungsbedürftigen Menschen im europäischen Umfeld befriedigen. Das geht einfach nicht
Anonym kann man das ehrlich mal zugeben und diskutieren. Aber öffentlich ist das natürlich ein sehr sensibles Thema. Ich hab auf Facebook erlebt, wie sich eine Berliner Genossin ähnlich geäußert hat, und dafür fett geschlachtet wurde. Sie hat nur geschrieben, in Berlin ist man mit finanziellen und personellen Hilfsleistungen am Limit angelangt, und kann nicht mehr weiter. Überlastung. Für ankommende Zuwanderer aus Südosteuropa würde man sein möglichstes tun, aber ob Finanzen, Personal oder Organisation, es reicht nicht. Aber die Gute wurde von ein paar echt realitätsresistenten Menschen mit Schimpf und Schande aus dem Gespräch gejagt.