kleinundgrün schrieb am 13.09.2013:„In Deienr Vorstellung ist das, was wir hier haben, reiner Kapitalismus. Aber das ist es nicht.“
Und Deine Vorstellung geht wohl davon aus, dass ein frühindustrialisiertes Land wie Deutschland auf sozialen Frieden pfeifen kann?
Das letzte Mal, als Deutschland das gemacht hat, landete es im Faschismus.
Zwangsarbeiter sind nämlich das ökonomischste überhaupt.
Nachdem ich nun immer noch nicht weiß, wo es (ich zitiere) „„reinen“ sozial unbefleckten Kapitalismus“ gibt (der Kapitalismus hier ist ja angeblich „sozial“ mit Hartz4 „befleckt“)
kann ich Deine sinngemäße Äußerung, es ginge ja noch kapitalistischer, nicht ernst nehmen.
Tut mir leid,
@kleinundgrün Meiner Meinung nach ist Hartz4 ist bereits die exakte Auslotung dessen, was gerade noch geht. Hartz4 verhindert gerade noch, dass die Schicksale von überflüssig Gewordenen kein allzugroßes öffentliches Aufsehen erregen.
Kapitalismus muss deshalb notwendigerweise „sozial befleckt“ sein.
Schicksale von überflüssig Gewordenen würden sonst noch mehr öffentlich werden.
In der Folge würden sich sogar Polizei und Feuerwehr solidarisch verhalten und weigern, bei Zwangsräumungen zu helfen (siehe Beispiele in Spanien).
Ich gebe mir ja ehrlich Mühe zu verstehen, was Du unter „reinem“ Kapitalismus verstehen könntest: Wenn es im "reinen" sozial unbefleckten Kapitalismus kein Hartz4 oder vergleichbares gibt, dann gibt es dort auch keine Hartz4-Bezieher. Davon allein sind aber diese sozusagen „überflüssigen“ Menschen noch nicht verschwunden. Oder?
( Diese Menschen, die einfach nicht verschwinden wollen nenne ich sarkastischerweise „Überflüssige“. in Anlehnung an das Buch „Terror der Ökonomie“ (1996) von Viviane Forrester )
Nun werden die „Überflüssigen“ keine „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ verursachen können, wie es beispielsweise
@collectivist vorhersagt.
Denn es gibt eine viel zu verbreitete latent vorhandene kleinbürgerliche Einstellung innerhalb der Bevölkerung.
Kleinbürger solidarisieren sich ja bekanntlich nicht „nach unten“ sondern „nach oben“.
Somit würden die „Überflüssigen“ in einem "reinen" sozial unbefleckten Kapitalismus ziemlich isoliert dastehen und sich nicht mal untereinander nennenswert solidarisieren, schließlich entstammen sie ja selbst größtenteils dem nur an sich denkendem und nach unten tretendem Kleinbürgertum
Also würden sich die „Überflüssigen“ notgedrungen auf eigene Faust durchschlagen müssen: Tagelöhnertum-Schwarzarbeit/Kriminalität/Slums usw.
Vereinzelt aufflammende Proteste müssten ihnen von Polizei und vermutlich auch Militär ausgetrieben werden, sie würden an Stadtränder in Ruderalflächengebiete verfrachtet.
Dort käme es zur Bildung von Slums. All das für jedermann sichtbar.
Ich glaube nicht, dass Verfechter eines „ "reinen" sozial unbefleckten Kapitalismus“ auf so was aus sind.
@kleinundgrün Worauf Verfechter des ""reinen" sozial unbefleckten Kapitalismus" zweifellos aus sind, ist Working pure.
Working pure als Licht am Ende des Tunnels und verheißungsvoller Ausweg für alle „Überflüssigen“.
Aber diese These funktioniert nicht, weil es ohne sowas ähnliches wie ein heiles Hartz4-Bild nicht geht. Ohne heiles Bild ist nicht zu vermitteln, dass man durch Multijobbing um jeden Preis angeblich der Überflüssigkeit entrinnen kann
Ohne heiles Bild glaubt keiner an den Mythos "from frags to riches". Immerhin bezahlen „Überflüssige“ mit ihrer Gesundheit, wenn sie sich krank arbeiten und das Geld, das sie dafür erhalten, reicht nicht mal, um die Heilung zu bezahlen.
Wenn die Maske fallen würde, weil es kein Hartz4 mehr gäbe, würde letztendlich offenbar werden, dass Kapitalisten die Demokratie aufgeben wollen. Dann würden Demokraten den Kapitalismus aufgeben. Aber so weit ist es ja glücklicherweise noch nicht.
„Dank Hartz4 … ääääääääähhm, …der Agena 2010“ (so Edmund Stoiber), steht Deutschland gut da.
@kleinundgrün @def Übrigends:
Die von mir geschilderten und von mir selbst durchgemachten Arbeitsbedingungen sind sicher nicht die Regel und gelten vielleicht nur für die wirklich vereinzelten Beschäftigten internationaler Großkonzerne, sind also Ausnahmen.
Wie ich immer mehr merke, gibt es nämlich noch jede Menge chillige, selbstzufriedenmachende und offenbar gut bezahlte Jobs,
schließlich sind immer mehr Allmystery-User ausgerechnet nur in den üblichen Bürozeiten und werktags online.
„Sicher ist alles nur Zufall!“ In einem „reinen“ Kapitalismus wären
solche Leute definitiv „überflüssig“ - Vielleicht sind sie das jetzt schon?