Realo schrieb:Es ist ebenso bekannt wie es langsam reicht. Jeder, der hier aus einem Kriegsgebiet ankommt und Asyl beantragt, ist ein Flüchtling und kein "Flüchtling".
Nun genau das soll ja das Asylverfahren klären.
Einen Asylantrag kann auch ein Tourist aus Amerika stellen. Der wird dann natürlich mit 99,9999...% Wahrscheinlichkeit nicht anerkannt, aber stellen kann er ihn.
Meiner Überzeugung nach sollte man schon auf die richtige Dialektik achten.
Wenn man einfach vertritt:,,Jeder, der sagt, er sei ein Flüchtling, ist ein Flüchtling", wird das der Thematik nicht gerecht.
Ein Asylbewerber ist jemand, der sich um Asyl bewirbt, weil er
-durch staatl. Stellen im Heimatland in erheblicher Weise verfolgt wird (bloße Diskriminierung reicht nicht)
-daher nach D. (oder Österreich oder sonstwohin) geflohen ist
-dort einen Asylantrag gestellt hat.
Tatsächlich reicht demnach nicht einmal allein ein Kriegszustand im Heimatland, um Asyl zu erhalten.
Ergibt die Prüfung, dass Asylgründe tatsächlich oder mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit vorliegen und der Antragssteller wirklich aus dem entsprechenden Land kommt, dann wird er als Asylberechtigter anerkannt.
Damit einher geht normalerweise auch der Status als Flüchtling.
Wenn aber ein angeblicher Syrer keinen Satz syrisches Arabisch spricht oder nichts über seine Situation in Syrien sagen kann, dann ist eher mit Ablehnung zu rechnen.
Es gibt auch die Möglichkeit, dass jemand als Flüchtling anerkannt wird, aber kein Asyl erhält.
Wenn man beispielsweise glaubhaft machen kann, von den Taliban verfolgt zu werden oder von einer somalischen Todesschwadron, der wird von einem nicht-staatlichen Akteur verfolgt und kann als Flüchtling anerkannt werden.
Dann bekommt er eine zeitweilige Aufenthaltserlaubnis für 3 Jahre, die verlängert werden kann, wenn die Gründe fortbestehen.
Nach 3 Jahren kann auch ein Anspruch auf Niederlassungserlaubnis entstehen, also auf die Berechtigung zu dauerhaftem Aufenthalt in Deutschland.
In jedem Fall dürfen auch anerkannte Flüchtlinge dann arbeiten usw., Kinder in die Schule schicken...
Dann gibt es noch die Möglichkeit der subsidiären Schutzberechtigung.
Menschen, die als subsidiär Schutzberechtigte anerkannt sind, gelten nicht als Asylberechtigte, auch nicht als Flüchtlinge, werden aber beispielsweise aus Gründen wie einer im Heimatland zu erwartenden Todesstrafe oder Folter nicht ausgewiesen.
Es besteht für die Dauer der Gefahr Anspruch auf Sozialleistungen, aber auch Zugang zu Bildung f. Minderjährige.
Mit der Zeit kann auch hier Anspruch auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis entstehen.
Man fragt sich jetzt vielleicht: Warum ist das so? Ist das nicht alles Haarspalterei? Warum nicht einfach alle Menschen als Asylberechtigte oder Flüchtlinge anerkennen, die nach D. oder Österreich oder Schweiz kommen und behaupten, sie befänden sich in einer Gefahr für Leib und Leben?
Der naheliegende Grund liegt darin, dass mit entsprechenden Anerkennungen auch diverse Rechte einhergehen, deren Erfüllung den Staat tatsächlich überfordern kann.
Raum, Versorgungsmöglichkeiten, Arbeitsmöglichkeiten und auch Integrationsmöglichkeiten sind begrenzt.
Man kann nicht unbedingt mit dem Finger draufzeigen und objektiv sagen:,,Soundsoviel Einwanderer im weitesten Sinne sind möglich pro Jahr", aber dass eine Begrenzung besteht, dürfte jedem klar sein, der realitätsorientiert denkt.
Ich glaube nicht, dass die europäischen Länder tatsächlich schon überfordert sind, wenn sie pragmatisch mit der Flüchtlingsfrage umgehen würden und handlungsorientiert wären.
Aber ich denke, dass sie unbedingt die Kontrolle darüber behalten müssen, wer einreist/einwandert, wer aufgenommen wird und wer nicht.
Es bestehen beim besten Willen Unterschiede zwischen dem Maximum des moralischen Anspruchs und dem, was in der Realität zu leisten ist.
Zu bedenken ist auch, dass Integration, Aufnahme und Zuwanderung nicht gegen das Volk zu machen sind.
Denn nicht ,,die Politiker" oder die Integrationshelfer und Befürworter allein müssen Integration, Zuwanderung und Aufnahme leisten, sondern des Volk in seiner Gesamtheit.
Das Volk ist ein Volk vieler Stimmen.
Man muss nicht auf jeden Einzelnen hören und versuchen, es ihm Recht zu machen. Andererseits darf man auch nicht in dem Gefühl moralischer Überlegenheit brüsk über alle Einwände und Skepsis hinweg gehen.
Gerade in einer Demokratie nicht.
Es kommt auf die Balance an.
Eine ziemlich aktuelle Umfrage, die ich vor kurzem auch im Forum gepostet habe, besagt beispielsweise für Deutschland, dass eine große Mehrheit der Deutschen weiterhin ganz klar für die Aufnahme und den Schutz AsylBERECHTIGTER und Flüchtlinge ist.
Jedoch NICHT für einen ungeregelten Zuzug nach dem Motto:,,Kommt alle zur Party!"
Das betrachte ich als eine vernünftige und sachliche Haltung.