Hallo
@KillingTime,
pauschal kann ich das nicht beantworten. Ist auch so, dass meine Heimatstadt seit jeher von Migration gut und stark geprägt ist. Migration bzw. Migranten oder deren Kinder ist jetzt nichts neues, nichts außergewöhnliches. Es gibt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bzw. hat es immer gegeben, aber allein schon die Zahl, 42% der Stadtbevölkerung hat Migrationshintergrund, Tendenz steigend ist ne Zahl für sich. Im Prinzip weiß niemand mehr so genau, wer jetzt Flüchtling ist und wer nicht.
Für einen Flüchtling werde ich in der Regel im Flüchtlingscamp, wo ich ehrenamtlich arbeite, gehalten.
Im Alltag aber sicherlich auch. Und ja, die Blicke haben sich verändert. Die Leute kucken einen an und denken scheinbar nach, ob das auch so einer sein könnte. Die mutmaßlichen AfD´ler scheinen da auch sehr raus zu stechen. Groß, breit, drei Tage Bart, manchmal dicker Bauch. Die haben gefühlt dann nochmal diesen herausfordernden, starren Blick. Manche kucken dir ins Gesicht und du kannst schon instinktiv herauslesen, was er denkt, zum Beispiel:" Willsch was, Auslända?"
Ich meine auch, dass mir mal eine Dame "Kanacke" hinterhergerufen hat.
Für uns, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, und Deutschland eigentlich mögen, ne recht schwierige Situation. Wir haben im Grunde nix gegen das Land und seine Bewohner/innen, denken doch schon in manchen Aspekten deutsch-konservativ oder eben wie der Bernd von nebenan. Nur, dass der Bernd von nebenan eben nicht unbedingt, auch wenn wir nix gegen sein Land haben, mit uns ist oder für uns ist. In Teilen oder diesen Teilen der migrantischen community wird ja auch ein Phänomen wie AfD verstanden. Aber es ist nunmal so, dass die AfD oder sowas eben anscheinend ein Selbstläufer ist, der selbst irgendwann gegen die eigentlich "integrierten" oder in D geborenen schießt, die quasi unschuldig sind oder doch gar nix gegen das Land haben.
Ansonsten, wie geschrieben: Manches Verständnis wiederum ist ja auch wieder da. Die deutsche Politik hat definitiv den Faden verloren, und den Draht zu seinen Bürgerinnen und Bürgern. Wenn ich im Fernsehen zappe und auf Phönix lande, ist da grad ne Talkrunde mit "Experten", die sich fragen, was denn mit dem Bürger los ist. Ja, was soll denn mit dem Bürger los sein? Als Stadtbürger verstehe ich auch, dass die Frager vielleicht mal selbst im Jahr 2016 durch bestimmte Straßen einer beliebigen Großstadt laufen sollten. Und nicht in ihrem Paralleluniversum über den achso durchgeknallten Bürger herziehen sollten. Heute Morgen hab ich zum Beispiel wieder das Katz und Maus Spiel am Hauptbahnhof meiner Heimatstadt gesehen. Betller/innen aus Südosteuropa, die im Eiltempo rumbetteln müssen, weil die DB Bahnsicherheit und die Bundespolizei ihnen auf den Fersen sind. Da gibst dann (hab ich gesehen) gelegentlich quer durch den Bahnhof gerenne und sowas.
Das ist halt alles neu, und irgendwie nicht schön. Es wäre halt schön, wenn "integrierte" Migranten, ihre Kinder und Ur-Deutsche gemeinsam auf die Straße gehen könnten, gegen manche Politik im Bund, in den Ländern oder den Kommunen.Weil das mittlerweile aller unser Land ist, indem wir leben, indem wir die Lebensqualität erhalten möchten.