@yenredrose yenredrose schrieb:Du fragst was die Überwachung gebracht hat? Frag mal bei Opferfamilien, was die über die Überwachung denken. Ich habe einige Jahre in anderen Ländern verbracht, da würde ohne Totalüberwachung das reinste Chaos auf den Strassen herrschen.
Was sollen das für Länder gewesen sein?
Mir fällt nur eines ein, wo man heute schon von Totalüberwachung sprechen könnte: Nordkorea.
Totalüberwachung bedeutet vor allem, dass man kein Vertrauen in seine Mitmenschen hat. Und die ,,Mächtigen" der Gesellschaft kein Vertrauen in ihre Untergebenen. Warum nur? Vielleicht, weil sie in ihrem Inneren wissen, dass sie sich immer wieder falsch verhalten und Vergeltung des Volkes fürchten?
yenredrose schrieb:Das ist zwar leicht zu behaupten, jedoch feht mir der Glaube. Eine kurze Abfrage bei Google nach dem Stichwort "vereitelte Terroranschläge in Deutschland" bringt gleich 10 Treffer:
Das wird BEHAUPTET. Aber wo sind die Beweise, dass die Vereitelungen allein durch massive Überwachung auch unbescholtener Bürger geschahen?
Fragt man nach Beweisen, stößt man nur allzu schnell auf die Ausrede, dazu könnten keine Angaben gemacht werden, weil man seine Quellen schützen müsse, Agenten oder weil man den ominösen Feinden keine Hinweise liefern wolle, wie man vorgeht.
Was ich allerdings sehr wohl weiss, spätestens seit den Snowden-Enthüllungen, ist, dass Geheimdienste und Regierungen sich immer wieder stark kriminell verhalten.
Wie soll ich da vertrauen?
yenredrose schrieb:Das ist nicht der gesetzliche Auftrag des Rechtsstaats.
Aber der Wunsch von Geheimdienstlern und law-and-order-Politikern. Kontrolle über das Volk bei gleichzeitigem Abbau von dessen Kontrollmöglichkeiten.
yenredrose schrieb:Abweichungen davon sind kriminell, bei Entdeckung droht Amtsverlust und mehr.
Es sei denn, man hat vorher genügend vertuscht und genügend Freunde oder wenigstens Brüder im Geiste an den richtigen Stellen. Dann kannst du dich auch einfach vor den Untersuchungsausschuss setzen, freundlich lächeln und sagen, dass du keine Aussage machen könntest, leider nicht informiert warst etc.
Dann kann man dir maximal Unfähigkeit vorwerfen, aber wirklich verknackt wirst du nicht.
yenredrose schrieb: Frag mal bei Opferfamilien, was die über die Überwachung denken.
Dazu sage ich folgendes:
http://www.welt.de/politik/ausland/article149011422/Meinen-Hass-werdet-Ihr-nicht-bekommen.htmlAm Freitagabend habt Ihr mir das Leben eines außergewöhnlichen Menschen geraubt, die Liebe meines Lebens, die Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass, den bekommt Ihr nicht. Ich weiß nicht, wer Ihr seid, und ich will es auch gar nicht wissen, denn Ihr seid tote Seelen. Wenn dieser Gott, für den Ihr so blind mordet, Euch nach seinem Ebenbild erschaffen hat, dann hat jede Kugel im Leib meiner Frau auch sein Herz verletzt.
Deshalb nein, ich werde Euch jetzt nicht das Geschenk machen, Euch zu hassen. Sicher, Ihr habt es genau darauf angelegt – doch auf diesen Hass mit Wut zu antworten, das hieße, sich derselben Ignoranz zu ergeben, die aus Euch das gemacht hat, was Ihr seid. Ihr wollt, dass ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger mit Argwohn betrachte und meine Freiheit für meine Sicherheit opfere. Vergesst es. Ich bin und bleibe der, der ich war.
Und jeder vernünftige Mensch muss wissen:
Wenn jemand erstmal erschossen wurde oder er bei einem Bombenanschlag um`s Leben kam, dann kann ihn niemand in dieser Welt zurückbringen. Auch nicht Totalüberwachung.
Es ist ganz einfach sowohl falsch, als auch eine extrem gefährliche Illusion, dass man jegliches Risiko des Lebens ausschließen könnte.
Ich kann auch nicht ausschließen, dass gleich irgendein Junkie in meine Wohnung stürmt und mich ersticht - soll ich mich nun verbarrikadieren aus Angst vor dieser Eventualität?
yenredrose schrieb:In unserer Demokratie sind alle 4 Jahre Wahlen. Politiker sind gut beraten, dem Volk gefällig zu sein. Welche persönliche Tragödien sich abspielen, wenn man in die außerparlamentarische Oposition umziehen muss haben die FDP Politiker und das Personal leidvoll erfahren müssen.
Meistens wird entweder Union oder SPD gewählt in Deutschland. Schon rein aus Tradition.
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass diese beiden Parteien aus dem Bundestag fliegen. Kleinparteien, wie die FDP, sind ein anderes Kaliber, da sie meist partielle Interessengruppen ansprechen wollen, aber nicht den Status einer Volkspartei besitzen.
Wenn sie ihre spezielle Klientel nicht erreichen, dann fliegen sie raus.
yenredrose schrieb:Die Sache mit den Geheimdiensten wird auch masslos diskutiert. Wie der Name schon sagt, es sind Geheimdienste, die arbeiten im geheimen. Sie erfüllen einen wichtigen Auftrag für unsere Wertegemeinschaft, nämlich diese im geheimen zu schützen.
Wie oft schützen sie und wie oft schädigen sie?
Kann man leider nicht so genau sagen, da sie ja nach Möglichkeit nichts preisgeben über ihre Arbeit. Schon gar nicht über die schmutzigen Aspekte.
yenredrose schrieb:Überall dort wo Menschen Arbeiten kommt es auch zu Übertretungen. Dafür gibt es Kontrollausschüsse.
Die Kontrollausschüsse werden jedoch häufig in ihrer Arbeit behindert. Akten verschwinden oder werden gleich ,,zufällig" zerstört, die Bundesregierung oder die Geheimdienstvertreter wollen nicht mit Dokumenten oder Aussagen rausrücken, plötzliche Amnesie ist ein häufiges Phänomen.
Die Kontrollausschüsse haben es schwer, ihre Arbeit zu tun.
yenredrose schrieb:Der Staat wird sich auch gerade für dich interessieren. Nur wenn er auch begründeten Verdacht für jemand hegt, sollten ihm die Werkzeuge dafür zur Verfügung stehen wenn sie gebraucht werden.
Ganz genau
;)Ich bin verdammt uninteressant für den Staat. Ich bin nicht kriminell, nicht vorbestraft, kein Terrorist, keine wichtige Person aus Wirtschaft oder Politik, sondern ein ganz normaler, unbescholtener, deutscher Staatsbürger.
Und wenn ich - und die meisten anderen Bürger auch - im Prinzip uninteressant für die Ermittlungsbehörden sind, wozu braucht es dann auch Überwachung von uns unbescholtenen Bürgern?
Gar nicht.
Es sei denn, es geht gar nicht um die Verfolgung von Kriminalität oder die Abwehr von Terrorismus, sondern darum, möglichst viel Macht über das Volk zu erlangen.
Das ist doch gerade das Problem an umfangreicher bis Totalüberwachung: Der Staat handelt nicht mehr auf konkreten Verdacht und setzt dann angemessene Instrumente zur Untersuchung ein, sondern er stellt einen Generalverdacht auf.
Man wird schon als potenziell gefährlich betrachtet, nur weil man da ist.
Das entspringt doch dann der Mentalität:,,Wir GEGEN das Volk", nicht, wie es eigentlich der Fall sein sollte bei Beschützern des Volkes:,,Wir FÜR das Volk".
yenredrose schrieb:Die überwiegende Zeit arbeiten die Beamten akkurat und gesetzeskonform.
Das denke ich durchaus auch.
Ich bin kein Staatshasser, kein grundsätzlicher Feind von Geheimdiensten und auch nicht paranoid.
Ich stimme zu, dass gewisse Dinge im Geheimen besser zu erledigen sind. Das änder aber nichts daran, dass das Volk nicht unter Generalverdacht gestellt werden darf, dass wir uns nicht einer umfangreichen Totalüberwachung hingeben dürfen.
Und vor allem dürfen wir nicht unsere Grund- und Bürgerrechte aufgeben für die Illusion von Sicherheit.
Es muss sehr genau abgewogen werden, welche Befugnisse und welche Macht für wie lange an Geheimdienste abgetreten werden können und an den Staat.
Ich denke gar nicht, dass alle Schlechtes im Sinn haben. Aber Macht ist auch immer verführerisch und kann leicht missbraucht werden, wenn die Kontrollmechanismen wegfallen.
Daher bin ich sehr, sehr kritisch, wenn wieder einmal - und ineffektiverweise - neue und noch schärfere Überwachungsmaßnahmen gefordert werden.
Meine Botschaft an die Geheimdienste und auch an die Politik: Arbeitet effektiver! Arbeitet gezielter! Das unterstütze ich.
Es ist nicht effektiv und gezielt, alle Menschen unter Generalverdacht zu stellen und ihnen schrittweise alle Freiheiten und Rechte zu nehmen.