Hayura schrieb:Du hast behauptet man hat sich jeglichen Impulse aus der französischen Revolution verweigert hat, und das kann man nicht auf das Wartburgfest herunter sondern muss die gesamte Zeit betrachten und da zeigt sich das man sich nicht den Impulsen von der französischen Revolution verweigert hat.
Pass auf, wenn ich folgendes zitiere:
paranomal schrieb:In Frankreich war die Idee von Staatsvolk bei ihrer Entstehung etwas emanzipatives. Man konnte sich als Masse der Bürger einer Nation gegen den Adel behaupten. Im Falle Deutschland war das ganze von Anfang an eine problematische Kopfgeburt, die bereits im Verlauf des Wartburg-Festes zu den ersten Bücherverbrennungen geführt hat.
dann bezieht sich meine Antwort:
Fierna schrieb:Man hat sich ja auch quasi jeglichem Impuls der französischen Revolution verweigert bzw entzogen.
Auch hatte man eig keinerlei politisches Programm vorzuweisen sondern lediglich einen riesigen Minderwertigkeitskomplex, den es zu überkompensieren galt.
Genau darauf und nur darauf. Auf die Manifestation der völkischen Identität in Deutschland im Vergleich mit der des Staatsvolkes in Frankreich im Zuge der französischen Revolution und nicht auf irgendwelche Zeiträume, die du dir anschließend ausdenkst.
Du kannst mir gerne erklären, was an folgendem Inhalt falsch ist und mir Quellen liefern, die das "richtig" darstellen.
Ein bißchen Rumgegoogle, weil Antideutsche doof sind, wird dabei allerdings nicht so ganz ausreichend sein.
Seit Germaine de Staëls De l’Allemagne (1813) kompensierten viele Deutsche ihre Unterlegenheitsgefühle gegenüber den westlichen Nationalstaaten damit, dass sie sich als „Land der Dichter und Denker“ unter Verweis auf Goethe und Immanuel Kant kulturelle Überlegenheit zuschrieben. Kant hatte dabei den Begriff der Kultur als einer moralischen Lebenshaltung gegen den der an materiellem Wohlbefinden orientierten Zivilisation abgegrenzt. Dabei wurde Kultur als die geistigere, seelisch tiefergehende Form des Zusammenlebens angesehen und der als oberflächlich abgewerteten Zivilisation gegenübergestellt. Besonders zugespitzt vertrat diese Vorstellung während des Ersten Weltkrieges Thomas Mann in seinen Betrachtungen eines Unpolitischen.
Diese Vorstellung ist auch als Abwehr gegen das als Kampfbegriff verwendete Verständnis von Zivilisation gerichtet. Denn in der deutschen Sprache sind viele positive Konnotationen mit Kultur verbunden, die im Französischen und Englischen mit civilisation/civilization verbunden sind, insbesondere die Vorstellung der höchsten Stufe der Entwicklung einer Gesellschaft (so ist oft civilization – etwa in Samuel P. Huntingtons clash of civilizations – mit Kultur zu übersetzen).
Während das (französische) Konzept „Zivilisation“ von der universalen Geltung der Menschenrechte – formuliert in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte – ausgeht, betonte das deutsche Konzept der Kultur die Partikularität unterschiedlicher kultureller Lebensäußerungen im verbundenen Nebeneinander gleich existenzberechtigter Einheiten (auch: Föderalismusprinzip). Diese Sichtweise spiegelt die deutsche Situation der extremen Zersplitterung in nichteinheitliche Regionen (Kleinstaaterei) wider, im Gegensatz zum politischen Zentralismus in Frankreich.
Die Logik des Sonderwegs im Selbstverständnis deutscher Selbstvergewisserung drückte sich aus in den „Ideen von 1914“, dem „Versuch der uneingeschränkten Rechtfertigung der deutschen Kriegspolitik“. Die deutschen aristokratischen Eliten sahen sich hierbei ideologisch „eingeklemmt“ zwischen den modernen kapitalistischen Klassengesellschaften Frankreichs und Englands und der zaristischen Autokratie Russlands. Sie beschworen daher „eine alle Klassen einschmelzende, konfliktfreie, harmonische ‚Volksgemeinschaft‘, die – von der kompetenten bildungsbürgerlichen Bürokratie dirigiert und von der starken preußisch-deutschen Militärmonarchie geschützt – in der Feuerprobe des Krieges wie ein Phönix emporsteigen werde.“ (zitiert nach Wehler, 2003, S. 17f.). Der deutsche Adel versuchte, sich so, durch die Aufwertung seiner sozialen Rückzugsgebiete (Hochschulen, Verwaltung und Militär), nach dem unvermeidlichen Verlust tatsächlicher Macht einen Resteinfluss zu bewahren, der zumindest das Fortdauern des gewohnten Lebensstils ermöglichte. Die Idee der „antikapitalistischen, antiliberalen, konfliktfreien ‚Volksgemeinschaft des nationalen Sozialismus‘, welche die Antagonismen der Klassengesellschaft überwinden sollte“ taucht später in radikalisierter Form in der Ideologie des Nationalsozialismus wieder auf.
Wikipedia: Deutscher SonderwegOder das
Die letzte Phase einer Kultur nennt Spengler „Zivilisation“, ein Begriff, der in der deutschen Tradition als Antonym zu Kultur verwendet wurde. Spengler ordnet die beiden Zustände erstmals historisch an. Zivilisation sei der Tod der Kultur, genauer: Der Kulturtod vollziehe sich, indem Kultur in Zivilisation übergeht. Den späten Zustand der Zivilisation charakterisiere:
das Greisenhafte statt des Jugendlichen, Geschichtslosigkeit,
Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,
Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle des lebensvollen bäuerlich geprägten Landes,
kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,
Materialismus und Irreligiosität,
anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses, Unterhaltungsindustrien,
Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,
Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,
Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten.
Wikipedia: Der Untergang des AbendlandesUnd ob da jetzt im Link "Deutscher Sonderweg" steht ist da egal, es geht um den Inhalt des von mir Zitierten und nur darum.
Davon ab, mag für dich 1848 nur "Wuuuuuhuuuu, Revolution, Demokratie, Yaaaaaay" sein, wenn man sich aber eingehender damit beschäftigt, liefert auch diese "Revolution" nicht nur Dinge, die später für die BRD prägend war sondern auch für den NS.
Das mag verwirrend klingen, aber manche Medaillen sind eben auch auf der Kehrseite deutsch.
Völkischer Nationalismus ist per se antidemokratisch, selbst wenn er mit einer Liberalisierung einhergehen würde.
Hayura schrieb:Das war nichts was nur in Deutschland sondern das im Grossteil der Europäischen Nation, insbesondere in Osteuropa. Juden waren damals immer noch nicht gerne gesehen und wurden meist gar nicht zur jeweiligen Nation dazu gezählt.
Du scheinst ein ganz großes Problem damit zu haben zu differenzieren, ob jemand sagt "Deutsche sind so und so" oder ob man über einer Identitätkonzept redet.
Hayura schrieb:Der Deutsche Sonderweg ist schon alleine deswegen absurd weil es dem gegenüber auch einen normalen weg geben müssten.
Ich bin auch keine Anhängerin der These, dass es einen quasi determinierten Weg zur liberalen Denokratie gäbe und sehe selbst das Problem im Vergleich.
Das ändert allerdings nichts an den von mir getroffenen Aussagen.
Hayura schrieb:Ich halte es sogar für relativ gefährlich zu sagen das solch ein Völkermord solchen ausmasses nur in Deutschland möglich sind.
Wer hat das denn gesagt? Fakt ist, dass der NS keine deutsche Katastrophe war, die sich 33 plötzlich aus dem Nichts auftat sondern deutsche Konsequenz, die über lange Zeit in den NS kulminierte.
Hayura schrieb:Dieser Völkermord hatte viele Gründe, unter anderem der technische Fortschritt und die Industrialisierung.
Nein, eine falsche Reflektion dessen war einer der Gründe.
Bei dir könnte man meinen, das Progress in die Diktatur führt.
Allerdings wundert mich das kein bißchen, denn dein Idealisiern des romantischen Nationalismus bzw deine völlig unkritische Sicht darauf und dein Gerede von US-Plutokratie, die die Welt steuert, sind ebenfalls Anzeichen genau dieser falschen Reflektion.