Chefheizer schrieb:Dazu gab es hier schon das Beispiel Bhutan.
Das ist ein ziemlich schlechtes Beispiel.
Bhutan ist sehr arm - die bevölkerung dennoch "glücklich". Man könnte jetzt meinen, das läge daran, dass sie nicht den "wachstums/wirtschaft"-Pfad beschreiten, aber dem ist nicht so.
Es stimmt zwar dass das Land heutzutage eines der ärmsten der Welt ist, aber bis vor etwas mehr als 50 jahren war es noch sehr viel ärmer.
Vor 1961 war das Land komplett isoliert, es gab außer Bergpfade keinerlei Wege hinein. Die Bevölkerung kannten kein Geld, keine Krankenhäuser, Telefone usw. kurz gesagt, es gab keinerlei Annehmlickeiten des modernen Lebens.
Nachdem 1961 die erste Straße ins Land gebaut wurde, kamen mit ihr nach und nach auch diverse Technische Errungenschaften (z.B. 1999 bekam das Land als letztes Land der Erde Fernsehen).
Mit diesen, wurde das Leben der Bhutaner um einiges erleichtert. Wenn man sein Leben praktisch im Mittelalter verbrachte, und dann plötzlich seinen so banale Dinge wie einen Wasserkocher bekommt, empfindet man dies als unbeschreiblichen Luxus, dann kann es dir egal sein, was andere haben, und dass du im Vergleich arm bist.
Bauer Dorji hat noch nie vom Bruttoinlandsglück gehört. Er sagt, er sei glücklich, weil sein neues Leben leichter sei als sein altes. In seinem alten Leben hackte er Holz und wartete stundenlang, bis der Reis gar wurde. Heute hat er einen Reiskocher und mehr Zeit für die Familie. In seinem alten Leben pflanzte Dorji die Reissetzlinge von Hand und pflügte das Feld mit Wasserbüffeln. Heute hat er Maschinen und erntet doppelt so viel wie früher. Was Dorji sein Glück nennt, ist Wirtschaftswachstum. Steigert ein armer Mensch seinen Reichtum, erhöht sich auch sein Glück, eine Weile jedenfalls, das ist das Erste, was man in Bhutan begreift.
http://www.zeit.de/2011/49/Kapitalismuskritik-BhutanOk, was ist jetzt mein Problem? Die Bhutaner sind glücklich, ihr Weg scheint zu funktionieren.
Mein Problem ist zum einem, dass es sich nicht wirklich ein besonderer "Weg" ist.
Eigentlich ist es der Selbe Weg/das selbe Prinzip/System, wie unsere, nur eben noch ziemlich am Anfang, und (da er ja bereits vorgegeben ist) auch sehr viel schneller (zumindest am Start).
Wir können nicht so einfach sagen "hey, ich bin jetzt glücklich darüber, strom und Wasser zu haben, und abends im Internet disskusionen führen zu können."
Wir haben uns daran gewöhnt, für uns ist das normal.
Und auch die Bhutaner werden sich an ihre jetzt noch neuen, bescheidenen Annehmlichkeiten gewöhnen. Spätestens die Generation, die mit ihnen zusammen aufgewachsen ist, wird das als normal empfinden. Und damit wird auch einiges des bhutanischen Glückes verloren gehen.
Vielleicht liege ich auch mit meiner Einschätzung falsch, aber was genau machen die Bhutanesen, ihre Regierung und ihr "System", um dieses Bruttoinlandsglück zu fördern?