@che71 Die ticken nicht richtig.
;) Wie viele Arbeitnehmer sich allein mit grippalen Infekten zur Arbeit schleppen ("is ja nur ne harmlose Erkältung") und damit sich und Andere gefährden, möchte man gar nicht so genau wissen. Selbst ein
Bandscheibenvorfall reicht nicht mehr als Grund, zu Hause zu bleiben:
Krank und voller Mitarbeiterpotenzial
Aber auch diejenigen, die ihre Mitarbeiter vom Grippeschal umwickelt vor der Nase haben, schicken die nur selten nach Hause. Warum? Weil sie meinen: Jemand, der es in diesem Zustand auf den eigenen zwei Beinen zu seiner Arbeitsstelle geschafft hat, der ist noch zu ganz anderen Leistungen imstande. So was nennt man "Mitarbeiterpotenziale erkennen und fördern". Zumindest wenn man im Chefsessel sitzt.
Damit kommen wir zum vierten und letzten Nachteil. Und der ist überhaupt am schlimmsten: Wenn sich deine Kollegen halb tot in die Firma schleppen, um leidend ihren Projektbericht abzuschließen oder dem Kunden das Angebot zu mailen, dann wird die Messlatte gewaltig nach oben verschoben.
Was früher als schlimme Krankheit zählte, das ist jetzt völlig normal. Wenn du eine Grippe in dir hochsteigen fühlst, dann konntest du die früher durch ein paar Tage Bettruhe niederkämpfen. Noch bevor sie richtig ausgebrochen war. Prophylaxe hieß das Zauberwort, mit dem wir ganz entspannt unter jeder Grippewelle wegtauchten. Das geht jetzt nicht mehr.
Heute darfst du nur noch zu Hause bleiben, wenn du tot bist. Mit ein bisschen Fieber geht es dir besser als den meisten anderen, bei denen sich das Fieber gar nicht mehr traut auszubrechen. Und ein Bandscheibenvorfall gilt sogar als gutes Zeichen: Du bist der einzige in der Abteilung, der noch ein Rückgrat hat.
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/krank-zur-arbeit-matthias-noellke-regt-sich-auf-a-995599.htmlKrank, oder?
@Aldaris Die gute alte Mittelschicht prosperiert doch schön. 99,6% aller Unternehmen sind KMU (kleine und mittlere Unternehmen):
http://www.bdi.eu/images_content/MittelstandUndFamilienunternehmen/KMU-Kennzahlen_Stand_12-2013_D_%282%29.pdf (Archiv-Version vom 26.02.2015)Und die übrigen 0,4% sind dann die Großkonzerne, die als Wirtschaftsmaßstab (Export usw.) herangezogen werden. Dabei ist der Mittelstand mit 70% der Arbeitsplätze das wirtschaftliche Rückgrat Deutschlands (Aussage des Bundeswirtschaftsministeriums). Leider ist er auch Spielplatz der Niedriglohnreformatiker. Bräche also der Mittelstand ein, käme das einem Wirtschaftsschachmatt gleich. Sollte es je so weit kommen, dürfte auch der soziale Frieden in Europa Geschichte sein. Hoffentlich eine Dystopie, die nicht eintrifft.
Hinsichtlich des Bewusstseins für Selbstwert und Gesundheit betreten wir nun, wie oben angedeutet, auch neue Dimensionen. Ich befürchte schon fast, in naher Zukunft muss man sich dumme Sprüche geben, wenn man wegen Krankheit mal nicht zur Arbeit gehen will.^^
Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass die kapitalistische Ordnung mit jedem Crash wächst. Nach 2008 (Subprime) hätte man vermuten können, jetzt finge man mal an zu regulieren. Das Gegenteil trat ein, und der angelsächsische Kapitalismus mit seinem Renditewahn feiert einen weiteren Aufschub, schön zu sehen auf dem Immobilienmarkt, auf dem der soziale Wohnungsbau merklich gedrosselt wurde. Und was die Lohnpolitik angeht, kann man auch noch schrauben. Jüngst verkündete H&M, von Bangladesch nun nach Äthiopien weiterzuziehen. Also von der Dritten in die Vierte Welt.