McMurdo schrieb:nur weil mir was nicht passt kann ich nicht anfangen Menschen zu ermorden.
Die RAF hat auch nicht damit angefangen Menschen zu ermorden. Das ist passiert, als sich der Kampf zunehmend radikalisiert hat. Zugegeben, da hat man dann über das Ziel hinaus geschossen.
McMurdo schrieb:Was heißt mit dem Rücken zur Wand!?
Wenn viele zehntausend Leute auf die Straße gehen und die Politik darauf keineswegs eingeht oder zuhört, steht man mit dem Rücken zur Wand. Stattdessen beschließt sie immer mehr Gesetze gegen einen so großen Teil des Volkes und stellt sich auch noch gut mit ein paar Diktatoren. Wenn Politik und Justiz versuchen Einfluss auf unabhängige Medien zu nehmen und andere große Zeitungen den Konflikt aufheizen, dann steht man mit dem Rücken zur Wand. Und letzten Endes steht man auch mit den Rücken zur Wand, wenn man auf einer friedlichen Demo von der Polizei, die einen eigentlich schützen sollte, niedergeritten und zusammengeschlagen wird. Oder wenn man Faschisten, die unter Hitler regelrecht aufgeblüht sind, wieder in hohe, öffentliche Ämter steckt, obwohl bekannt ist, was sie verbrochen haben.
Letzten Ende hat man breite Bevölkerungsschichten nicht erhört, nicht zu Wort kommen lassen und massiv eingeschüchtert. Dazu noch das Durchwinken der Notstandsgesetze und Beeinflussung der Presse... Die Erfahrung hatte man '33 erst gemacht und wollte sie nicht noch einmal wiederholen. Auch die Möglichkeit zeitnah anderweitig Einfluss auf die Politik einzuüben war nicht gegeben.
Deswegen stand man mit dem Rücken zur Wand. Und daher wählte man den bewaffneten Kampf.
Achso, mir geht es hier keineswegs darum, die Handlungen der RAF gut zu heißen, sondern nur darum, ein Verständnis für deren Gründung zu erzeugen. Um das zu verstehen muss man aber auch versuchen sich in die Zeit der '68er reinzuversetzen. Eine Betrachtung vom heutigen Wissen aus hilft da nicht weiter.