Brexit und danach?
26.09.2019 um 11:49MahatmaGlück schrieb:Vielleicht bin ich heute morgen etwas ketzerisch. ;)Definitiv :)
Das mit dem "Willen des Volkes" ist so ne Sache.
Einigen Umfragen zufolge will tatsächlich eine relativ (geringe) Mehrheit hauptsächlich, dass das ganze Drama möglichst bald beendet ist.
Der no deal hat aber gewiss keine Mehrheit. Laut Survation (Daily Mail) sind nur 22% dafür:
https://www.survation.com/how-bad-was-boris-johnsons-week-it-depends-who-you-ask/
Andere Umfragen zeigen etwas höhere Werte, Survation lag aber als einziges sowohl im 2016 Referendum als auch in der 2017 Wahl richtig.
Johnson hat natürlich keinerlei Plan, er versucht nur, die Uhr runterlaufen zu lassen. Die einzige Möglichkeit, die er hätte, wäre der backstop nur für NI, aber das bekommt er auf keinen Fall durch das gegenwärtige Parlament. Damit bliebe nur der no deal.
Die Mehrheit denkt, der no deal würde dann trotzdem zu weiteren Verhandlungen über Freihandel mit der EU und den USA führen. Das ist aber nachweislich falsch, für beides wäre wiederum der backstop erforderlich.
Die großen Parteien sind aber 2017 angetreten und haben einen Deal versprochen. Die Tories haben einen no deal auch für möglich gehalten, wollten das aber möglichst vermeiden. Zudem hat Theresa May für ihr hartes Programm keine Mehrheit bekommen.
Wenn man die Folgen des no deal bedenkt, stellt sich offenkundig die Frage der demokratischen Legitmation. Vote Leave hat praktisch die gleichen Vorteile versprochen, wie als Vollmitglied, und zudem kein Problem mit der Grenze in Irland.
Daher wäre es schon folgerichtig jetzt, wo die Bedingungen des Austritts wesentlich besser verstanden werden, wiederum das Wahlvolk zu bemühen, um möglichst einen Ausweg aus der Misere zu finden, und sei es auch nur ein demokratisches Mandate für einen Austritt ohne deal, wenn die Tories und TBP eine Mehrheit der Sitze erhalten.
Die Gefahr ist natürlich groß, dass die derzeit stark polarisierte Position der Bevölkerung sich auch dann wieder im Parlament widerspiegelt.
Das Parlament in dieser Form in den Zwangsurlaub zu schicken, war selbstverständlich falsch, da letztlich diktatorisch.