Brexit und danach?

Geisonik schrieb:Doch so war es

Nein war es nicht.

Möchtest du die rote oder die blaue Pille wählen ?


Neo: Ich nehme Blau, das sieht lecker aus.

Ein sehr schönes, persönliches Interview zum Brexit im Spiegel.
Ich finde diese Passagen interessant, aber das kurze Interview ist im Ganzen sehr lesbar.


Kate Connolly: Je näher der 29. März kommt, also das potenzielle Austrittsdatum aus der EU, desto panikartiger werden die Leute. Sie hamstern zum Beispiel Lebensmittel. Gleichzeitig habe ich den Verdacht, dass manche Briten dieses Drama genießen. Denn es ist ein Zusammenhalt entstanden, den man lange nicht gespürt hat.

SPIEGEL ONLINE: Man vermutet eigentlich das Gegenteil zwischen den Brexit-Lagern.

Connolly: Ja, aber als May die Abstimmung über den Vertrag mit der EU verloren hat, haben sich beide Seiten gefreut. Vor dem Parlament herrschte Karnevalsstimmung. Das fand ich pervers; es ist fast ein "Dunkirk-Spirit", wie damals im Zweiten Weltkrieg.

SPIEGEL ONLINE: Sie meinen damit den Moment, als britische Soldaten an der französischen Küste von Nazis eingekesselt wurden und britische Zivilisten sie in Booten auf die Insel retteten.

Connolly: Genau, als Churchill gegen jede Vernunft sagte: Wir schaffen das zusammen, wir holen euch. Das war so irrational. Es passt zur Gegenwart.
..
Connolly: ...Humor. Der ist im Alltag in Großbritannien sehr wichtig, er ist unser Ventil: Wenn zum Beispiel die U-Bahn nicht fährt, reagieren wir mit schwarzem Humor und lachen. Sogar über den Brexit, der ja auch bloß ein Ausdruck unserer Identitätskrise ist.

SPIEGEL ONLINE: Woher kommt die?

Connolly: Man kann sie zurückführen auf die Zeit, als wir ein großes Empire waren und es langsam zerbröckelte, also Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Das hat man nie verwunden.

SPIEGEL ONLINE: Wie meinen Sie das?

Connolly: Deutschland und Großbritannien sehen ihre Gegenwart durch das Prisma der Vergangenheit. Für die Deutschen heißt das, dass sie ihre NS-Vergangenheit vergessen wollen. Für sie ist die EU ein Fluchtort, der sie vor sich selbst rettet. Die Briten wiederum wollen zurück zum glorreichen Empire und damit zurück in die Vergangenheit.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/brexit-guardian-korrespondentin-ueber-eu-grossbritannien-und-theresa-may-a-1250300.html

@subgenius
Es wurde gefragt bleiben oder nicht!

Geisonik schrieb:@subgenius
Es wurde gefragt bleiben oder nicht!

Deine Sichtweise diesbezüglich erklärt ziemlich gut warum ich inzwischen Referenden & Volksabstimmungen ablehne, die komplexer sind wie die Entscheidung über den Anstrich eines öffentlichen Gebäudes.

Nach Darstellung der BBC wird Theresa May in einer Spitfire in die EU fliegen, um den irischen backstop neu zu verhandeln.

https://www.theguardian.com/politics/2019/jan/31/theresa-may-will-not-be-flying-to-brussels-in-spitfire-bbc-clarifies

Absicht oder Panne?

@Anaximander
Idealerweise fliegt sie mit BJ, JC, NF und Co in einer alten Lancaster... und stürzt über der Nordsee ab.

Hab heute einen wunderbaren Leserkommentar gefunden, den ich hier einstellen möchte.
Er bezieht sich auf eine Passage im Tagesspiegel:

Tagesspiegel:
Der britische Außenminister Jeremy Hunt hält eine Verschiebung des Brexits nicht für ausgeschlossen. Das sagte Hunt am Donnerstag in einem Interview des BBC-Radios. „Ich glaube es ist wahr, dass wir ein bisschen Extra-Zeit brauchen könnten, um wichtige Gesetze zu verabschieden, wenn wir einem Abkommen nur Tage vor dem 29. März zustimmen“, so Hunt. Wenn es schon früher Fortschritte gebe, sei möglicherweise aber auch keine Verlängerung der Austrittsfrist nötig.
https://www.tagesspiegel.de/politik/eu-austritt-britischer-aussenminister-brexit-verschiebung-koennte-notwendig-sein/23932788.html

Leserkommentar:
Mit anderen Worten, während sich die 27 EU- Staaten  vorbereitet haben sind Sie, Herr Minister und der Rest der Pfauen im Jahrmarkt der Eitelkeiten, sprich Unterhaus, hin und her gerannt, habt Euch tagelang die gleichen Fragen und Antworten an den Kopf geworfen, bei denen der Zuschauer glauben musste es herrscht die kollektive Senilität, bei der Regierungschefin und Oppositionsführer sich nicht merken konnten was sie sich 15 Minuten vorher gefragt haben.
Bei den wichtigen Dingen aber, die Vorbereitung Eures selbstgewählten Ausscheidens aus der Union, steckten alle Köpfe im Sand.
In der Landjunkervereinigung Parlament scheint Verantwortung für das Land ein Fremdwort zu sein.
Dann lasst mal ab heute den Fünfuhrtee ausfallen und bringt Euern Laden in Ordnung., das Ihr keine Gesetze habt ist kein Grund für irgend eine Verlängerung.

In den heutigen Nachrichten werden Erste-Hilfe-Kästen, die sonst bei Katastrophenereignissen, wie Terroranschlägen, aus Belgien importiert werden, sowie Magnum Eiscreme gehortet. Außerdem soll das Schulessen wieder von Salat auf fritiertes umgestellt werden. Krankenhauspersonal in Kent, das von Staus betroffen ist, soll im Krankenhaus übernachten. Für die Parlamentsabgeordnten wird der Urlaub im Februar gestrichen.

Business as usual also :D

Glaubt die britische Presse denn noch, dass die EU sich bewegen wird?

@sigbert

Die rechte Hetzpresse sieht eine Chance, da die EU dafür bekannt sei, erst in letzter Minute Verträge abzuschließen. Wenn nicht, hat man sich zumindest nichts gefallen lassen müssen.

Ok, von denen war nichts anderes zu erwarten.

Und der andere Teil der Medien?

@sigbert

Es ist klar, dass man den backstop nicht grundsätzlich ändern kann, wie von den Brexiteers gewünscht, das wird von den meisten Briten, auch der seriösen Presse, so verstanden.

Es ist also ein völlig anderer Fall als bei der Griechenland-Rettung oder einzelnen Handelsabkommen.

Anaximander schrieb:In den heutigen Nachrichten werden Erste-Hilfe-Kästen, die sonst bei Katastrophenereignissen, wie Terroranschlägen, aus Belgien importiert werden, sowie Magnum Eiscreme gehortet. Außerdem soll das Schulessen wieder von Salat auf fritiertes umgestellt werden. Krankenhauspersonal in Kent, das von Staus betroffen ist, soll im Krankenhaus übernachten. Für die Parlamentsabgeordnten wird der Urlaub im Februar gestrichen.

Aber das ist doch die britische Art, für den Fall der Fälle gut vorbereitet zu sein.
In dem von mir verlinkten Artikel sagt die britische Journalistin (sie ist gegen den Brexit u. hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen), dass sie ein Zusammenrücken wahrnimmt.

Kate Connolly: Je näher der 29. März kommt, also das potenzielle Austrittsdatum aus der EU, desto panikartiger werden die Leute. Sie hamstern zum Beispiel Lebensmittel. Gleichzeitig habe ich den Verdacht, dass manche Briten dieses Drama genießen. Denn es ist ein Zusammenhalt entstanden, den man lange nicht gespürt hat.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/brexit-guardian-korrespondentin-ueber-eu-grossbritannien-und-theresa-may-a-1250300.html

@frauZimt

Davon gibt auch dieser Artikel einen Eindruck:

Geoffrey Chesters was supposed to be helping at his daughter’s shop in Crewe on Wednesday, but he was engrossed in a book about money-making schemes, bought for £1 at Nantwich market. He’d reached a chapter entitled “How to become even richer when everyone else goes to the wall”, and was learning how to survive financial apocalypse.

“Look at this,” he said, pointing to a paragraph about negotiating a banking collapse. “This is what’s coming.” He’d been stockpiling tins for months. A no-deal Brexit was going to make everyone poorer, he said. But it was worth it, if it meant the UK got control over immigration.

Shermin Hassan, a 28-year-old aspiring actor of Cypriot heritage, only moved to Crewe a month ago, to be with her partner, Kyan Adams. Originally from Tottenham in London, she voted remain but moving north had “opened her eyes”. She said she was now much more sympathetic to the idea of leaving the EU.

Living in multicultural north London, it was hard understand why anyone would have a problem with immigration, she said: “But coming here has broadened my mind … there aren’t as many jobs and many of them are on lower pay.” Adams works in a lingerie warehouse alongside Romanians and Poles

Original anzeigen (0,2 MB)
Shermin Hassan (right) and Kyan Adams

https://www.theguardian.com/politics/2019/jan/30/it-is-terrible-but-i-still-want-it-crewe-voters-size-up-no-deal-brexit

Anaximander schrieb:Erste-Hilfe-Kästen,

Wir stellen auf Arbeit bereits Listen für CERB-Pakete (Cooperative for European Remittances to Britain) zusammen... habt ihr Vorschläge ?

Etwa ein Drittel aller britischen Firmen hat entweder bereits Geschäfte in das Ausland verlegt oder steht vor der Verlegung.

https://www.theguardian.com/politics/2019/feb/01/one-three-uk-firms-activate-plans-move-operations-abroad-no-deal-brexit-iod-survey

@subgenius

Gerade Bananen?

subgenius schrieb:habt ihr Vorschläge ?

Gute Frage. Was stellt Ihr Euch denn so vor?
Generell: Konserven und ohne Kühlung haltbare Produkte. Kein Glas.
Wie wäre es mit Baked Beans und Earl Grey-Teebeuteln?

Macht es nicht so kompliziert.
Paniermehl reicht völlig. Fisch haben die ja selbst.

Fichtenmoped schrieb:Was stellt Ihr Euch denn so vor?

Nun eigentlich glauben wir nicht das es wirklich notwendig ist. Es ist eher ein Gedankenspiel was Europa den Briten senden könnte.

Da haben wir z.B.
* Marmite aus den Niederlanden.
* Haribo aus Deutschland
* Cheddar aus Irland (die Briten selber beziehen 80% Ihres Cheddars aus Irland)
* Sherry aus Spanien
* Toblerone aus der Schweiz
* SPAM.. jede menge leckeren SPAM aus dänischen Schweinefleisch

wuec schrieb:Paniermehl reicht völlig. Fisch haben die ja selbst.

Wir hatten da alte Zeitungen auf der Liste

@subgenius
Wie wäre es mit Erdbeer-Marmelade? :)