Die USA als Freund und Verbündeter - Ja oder nein?
11.05.2015 um 13:50@Fedaykin
Wäre nicht gerade Frühstückszeit gewesen, wäre Japan nicht aus Holz und Papier gebaut, und hätte man Luftarlarm gegeben wäre die Wirkung recht bescheiden gewesen.Mir vielleicht. Deshalb verlasse ich mich ja auch auf Experten wie dem japanischen Historiker Hasegawa.
...
Ich denke da fehlt dir eindeutig der Hintergrund.
Die Enola Gay , das amerikanische Flugzeug, das am 6. August 1945 die Atombombe über Hiroshima abwarf, tat dies, wie ein japanischer Historiker und Journalist jetzt belegen kann, offenbar in einer Art und Weise, die die "Ergebnisse" tatsächlich "maximierte"http://www.zeit.de/online/2009/35/atombombe-hiroshima
Wie er in einem aktuellen Beitrag für die Zeitschrift Aera schreibt, hat Hasegawa schriftliche Berichte von militärischen Beobachtern am Boden ausgewertet und mit Überlebenden gesprochen, die bestätigen: Der B-29-Bomber flog Hiroshima nicht, wie in seiner offiziellen "Field Order" angegeben, direkt an. Die nach der Mutter des Kommandanten benannte Enola Gay umkreiste Hiroshima stattdessen zunächst einige Male, woraufhin in der Stadt Alarm ausgelöst wurde. Dann flog sie weiter nach Osten und kreiste über Harimanada, nahe der Stadt Okayama.
Erst danach flog sie über das japanische Binnenmeer zurück nach Hiroshima, um gegen 8.15 Uhr die Bombe mit dem zynischen Spitznamen Little Boy abzuwerfen. Dieses Tarnmanöver habe dafür gesorgt, meint Hasegawa, dass die Menschen in Hiroshima nicht in den Schutzräumen saßen, sondern völlig überrascht wurden. Das habe die Zahl der Opfer in Hiroshima stark erhöht – etwa 70.000 Menschen starben sofort, mindestens ebenso viele in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren an den Folgen der nuklearen Strahlung.
Hasegawa glaubt, dass Tibbets dieses Tarnmanöver nicht eigenmächtig oder spontan flog, sondern in vollem Einklang mit den Forderungen seiner Vorgesetzten handelte: Die damalige US-Militärführung und auch Präsident Harry Truman hätten den Atombombenabwurf wie ein "Experiment" durchgeführt, behauptet Hasegawa, und dazu gehörte der Überraschungseffekt zur Erhöhung der Opferzahlen.
Die Waffe, die so viel Zeit, Geld und Forschungsaufwand gekostet hatte, sollte also im echten Einsatz getestet werden, um sie weiterzuentwickeln. Für Hasegawas These sprechen auch die aufwendigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die die amerikanische Besatzungsmacht nach dem Krieg in Hiroshima und Nagasaki durchführte – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Den amerikanischen Forschern sei es dabei nicht um medizinische Hilfe für die Opfer gegangen, so Hasegawa, sondern um Erkenntnisse zur Wirkung der Explosion und der Strahlung.
Dass der Einsatz der neuen Massenvernichtungswaffe den Verantwortlichen nur wenige Skrupel bereitete, hatte nach Hasegawas Ansicht auch mit dem durch Kriegspropaganda verstärkten anti-japanischen Rassismus zu tun. "Ich glaube nicht, dass sie die Atombombe auf Deutschland geworfen hätten", sagt Hasegawa.
Auf die "Dehumanisierung" der Japaner während des Krieges hat schon 1992 James Weingartner hingewiesen. Ihre fanatische Kampfesweise und ihr brutaler Umgang mit Gefangenen machten sie in den Augen der US-Soldaten zu Unmenschen. Amerikanische Soldaten schändeten vielfach die Leichen gefallener Japaner oder verwendeten abgeschlagene Köpfe als Trophäen. Diese Entmenschlichung machte offenbar auch vor dem Weißen Haus nicht halt. Präsident Truman nannte Japan Weingartner zufolge ein "beast", das als solches zu behandeln sei.