@KillingTime KillingTime schrieb:Nein, es ist kein Problem der Außenpolitik. Es wird zwar gern behauptet, dass die Terroristen dadurch entstehen, dass der Westen die Welt ausbeutet, aber das ist nur zur Hälfte korrekt. Gerade im islamischen Kulturkreis (vielleicht nicht bei den Türken, aber bei den radikalislamischen Koranauslegern) ist Gewalt und Unterdrückung oft ein angewendetes Mittel der Konfliktlösung. Da gibt es regelrechte Stammeskämpfe, Dorfälteste, Friedensrichter, "Großfamilien" usw. Das hat mit unserer westlichen Demokratie nichts zu tun, und die daraus entstehenden Probleme (zB Terrorismus) lassen sich mit Außenpolitik nicht lösen. Hier hilft uns am Ende nur noch eine gewisse Art der Abschottung.
Ich finde, du vermischt da einige Sachen.
In der arabischen Welt und in Afrika ist es seit Ewigkeiten Teil der Kultur der Menschen, in Stämmen und Großfamilien zu leben.
Ebenso ist es Teil der Kultur, Anführer im Dorf zu haben und Streitigkeiten bis zu einem gewissen Grad von Friedensrichtern oder eben islamischen Richtern klären zu lassen.
Das allein gibt uns doch nicht schon das Recht, solche Zustände herabzuwürdigen.
Es ist zunächst einmal ein anderer Kulturraum.
Und obwohl ich ein klarer Anhänger von Demokratie und Rechtsstaat bin, finde ich, dass man auch aus einer solchen Position heraus nicht arrogant sein und ein System von Stämmen und lokalen Richtern als zurückgeblieben betrachten sollte.
Es steht nicht in Stein gemeisselt, dass auf der ganzen Welt ,,westliche Werte" existieren MÜSSEN, das ist ohnehin fragwürdig, wenn man sich vor Augen führt, dass Unternehmen aus ,,dem Westen" oft genug die Zustände in anderen Ländern ausnutzen oder sogar herbeigeführt haben und verfestigen.
Ich denke NICHT, dass Terrorismus aus einem Umfeld mit Stämmen und Großfamilien und lokalen Richtern entsteht.
Politischer oder religiöser Terrorismus entstehen meiner Beobachtung nach speziell bei starker Unzufriedenheit der Menschen mit politischen Verhältnissen oder unter der Annahme, man habe eine Art göttliche Aufgabe.
Allein Unzufriedenheit mit dem Stammessystem kann es nicht sein, wenn das nun schon wirklich seit Jahrtausenden existiert.
Sehr wohl kann der Versuch von ausländischen Mächten, vor allem von Mächten mit anderem, religiösen Hintergrund, zu Aktivitäten führen, die wir ,,Terrorismus" nennen.
Das hat die Vergangenheit oft genug gezeigt.
In jüngerer Vergangenheit sehe ich da den Versuch, in der arabischen Welt Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nach westlichem Vorbild mit der Brechstange einzuführen.
Der Westen hat fälschlicherweise angenommen:,Wir gehen hin, schießen die Taliban und Saddam zusammen und Gaddaffi, dann gibt`s vielleicht noch ein wenig Geplänkel und schließlich sind alle glücklich und leben so, wie wir in Deutschland, England und Amerika."
Ein ganz böser Fehler.
Selbst wenn die Absichten tatsächlich gut gewesen sein mögen, sind ,,wir" immer irgendwo die Besatzer, die Andersgläubigen, die der einheimischen Bevölkerung einen neuen Lebensstil aufzwingen wollen.
Oft genug haben dann die Einheimischen, durchaus auch zu Recht, das Gefühl, übervorteilt und missachtet zu werden. Da haben sie seit vielen Jahrhunderten so gelebt, dass der Dorfälteste der Chef ist, das Land einen König hat und Streitereien vom Imam gelöst werden - und auf einmal kommen die GIs und sagen:,,So Leute, jetzt ist Ebbe! Ihr müsst fein ein Parlament wählen, ihr müsst den Bürgermeister wählen, Konflikte werden nur noch durch Richter gelöst, die ein staatliches Ausbildungssystem durchlaufen haben, damit alles fair ist."
Das kommt schon sehr arrogant rüber, ich würde mich beleidigt fühlen, muss ich sagen, für mich klingt das, wie die Botschaft:,,So, ihr Hillbillies, wir zeigen euch jetzt mal, wie man richtig lebt."
Dann kommen solche Sachen hinzu, wie Fehlschläge beim Einsatz vom Militär, wie Demütigung und Folter in Gefängnissen selbst gegenüber Menschen, die gar nichts gemacht haben und nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
SOWAS fördert die Entstehung von Terrorismus, das ist für mich nachvollziehbar.
Eine Kultur von Stämmen und lokalen Richtern oder auch islamisches Recht alleine fördern nicht Terrorismus, sie haben viele, viele Jahrhunderte funktioniert ohne derartige Auswüchse.