Link: www.bernd-leitenberger.de (extern) (Archiv-Version vom 25.02.2005)@bardudo
Natürlich - Es gibt Ausbeutung. Nach wie vor. Hier bei uns in der (noch) großenteils inzwischen milderen Form im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft, dem gemäßigten Kapitalismus. Es gibt Ausbeutung der verschärften Art in den Ländern der südlichen Hemisphäre und in den Gebieten des ehemaligen Ostblocks. Überall da, wo der Macht des Geldes NICHT eigenständige starke Zusammenschlüsse der Vielen gegenüberstehen.
Das "kleine 1x1 der ausgebeuteten Masse" - das "Gemeinsam sind wir stark", das unsere Altvorderen mühsam lernten und das sie ihren Ausbeutern in vielen sozuialen Kämpfen zu verdeutlichen hatten und das in den Ländern Westeuropas zu dem System der gegenseitigen Achtung und Akzeptanz führte - es ist mittlerweile auch hier in Gefahr.
Wieder einmal glaubt "das Kapital" sich von "alten Fesseln" befreien zu müssen. Das staatlich organisierte Gegenmodell hatte sich als Irrweg erwiesen - aber solange es existierte WAR es ein Gegenmodell, zudem bis an die Zähne bewaffnet! Da galt es vorsichtig zu taktieren. "Das Kapital" bedurfte der Zustimmung der Massen. DAS galt SO in den entwickelten Industrienationen bis 1989.
Damals endete der "Kalte Krieg" und wie jeder Krieg war auch dieser Krieg "teuer". Und wie immer hat das Volk die Zeche zu bezahlen. Zumal der "Sieg" des kapitalistischen Systems gleichzeitig Neuinvestitionen zur Eroberung neuer Märkte benötigte. Das Ganze geht noch einher mit einer 3. technologischen Revolution, deren Auswirkungen darin bestehen, daß "denkende Maschinen" die Automatisierung aller Produktionsbereiche in derzeit ungeahntem Tempo beschleunigen. Das Ergebnis: Weniger Arbeit für die auf Arbeit angewiesenen Menschen.
Und wer nichts anderes anzubieten hat als seine Arbeitskraft hat nun schlechte Karten. Eines der ehernen Gesetze des Kapitalismus lautet: Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Ein weiteres. Die Ware Arbeitskraft ist ein Produktionsfaktor. Im Konkurrenzkampf der Besitzer der Produktionsmittel untereinander gewinnt derjenige, der die Kosten der Produktion niedriger gestalten kann als andere.
Schon unsere Ur-UR-Großväter und -mütter wußten um diese Gesetze. Ein paar kluge Menschen - meist aus der Schicht der begüterten Klasse - hatten sich auf die Seite der ausgebeuteten Lohnsklaven gestellt, denn DAS WAR die Masse der damals arbeitenden Menschen in Wirklichkeit. Sie erforschten mit wissenschaftlichen Methoden die Gesetze der kapitalistisch orientierten Gesellschaft, die das alte Feudalsystem abgelöst hatte und vermittelten diese Kenntnis dem Volk.
Aus der Kenntnis der Zusammenhänge erwuchs der Bevölkerung Kraft und Selbstbewußtsein. Damals ausgedrückt durch den Slogan: "Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will!". Das DAS allerdings nicht ein Mensch alleine bewerkstelligen könnte, was DAMALS allgemein bekannt. Jedenfalls in der sich organisierenden Arbeiterschaft, den "Parias" der damaligen Gesellschaft.
Um das jetzt nicht zu einem "Kolleg" ausufern zu lassen in verschärfter Kürze:
um ausgebeutet zu werden bedarf es immer zweier Gegebenheiten. Einen der ausbeuten will (er ist bei Strafe des Untergangs ja auf Senkung der Produktionskosten angewiesen) und Einer, der sich ausbeuten lässt (Bei Strafe seines Untergangs hat DER zu lernen: "Allein machen sie dich ein!").
Nun kommen wir nicht umhin uns anzuschauen ob dem heutigen lohnabhängigen Menschen das ehedem gelernte 1x1 des Kapitalismus nicht geschickt entwunden wurde.
Meine Behauptung: JA! Genau das ist passiert! WAS fürchtet der am meisten, der schwache uninformierte Gegner bevorzugt? Starke, selbstbewußte informierte Gegner. Das Rezept muß also heißen: Wie mache ich aus einer selbstbewußten, informierten Gruppe, die gelernt hat zusammenzuhalten, wieder vereinzelte, dadurch schwache und uninformierte Einzelne?
In dem zum einen ein neuer Mythos ezeugt wird. Der heißt: Jeder ist seines Glückes Schmied. Erzählt werden muß die Geschichte des einsamen Helden! Des erfolgreich sich durchsetzenden Einzelkämpfers. Zum anderen: "Schlechtgeredet" werden muss jede Form von Organisation der Vielen.
Bücher, Filme, Funk und Fernsehen - die Medien also - nahezu vollständig in Händen derer die die Produktionsmittel besitzen werden zu Kündern der "neuen" Botschaft.
Die andere Seite HAT AUCH ihre Verbände. Viele - sehr viele! Und DIE sind natürlich "gut" sinnvoll und unverzichtbar. Wer weiß schon, daß es 10x mehr Funktionäre der diversen Arbeitgeber- Standes- und Berufsverbände gibt als angeblich so große Heer der Gewerkschaftsfunktionäre. Daß das Heer der Lobbyisten unvergleichlich zahlreicher ist als DAS der Vertreter der lohnabhängigen Massen!
Nein kaum jemand macht sich DIESES Mißverhältnis noch klar. Kaum jemand emfindet DAS veraltet und nicht mehr zeitgemäß, oder gar als Bremse des Fortschritts. Dabei ist es dieser Umstand, der Neuerungen und Reformen wesentlich mehr und nachhaltiger verhindert als die im Schwinden begriffene Macht - die Vertretung der organisierten arbeitenden Bevölkerung.
Wenn ich hier die Darstelung der Erfolgsstory eines Bill Gates lese, so fühle ich mich in meiner Analyse (sie ist zwangsläufig rudimentär) bestätigt. Die alte "vom-Tellerwäscher-zum-Milliorär-Story"...
(Eine, die Wirklichkeit besser und stimmigere Version habe ich als link beigefügt. )
Der Mann ist reich geworden AUCH und vor allem, weil er sich die Erfindungen anderer aneignen konnte. Er war der rücksichtslose unter den menschlich gesehen hochanständigen jungen computerbesessenen Hippies, denen die Welt den PC verdankt.
Das ist eine faszinierende - in Teilen auch schutzige - Geschichte. Aber kein Heldenepos.
Ich schreibe jetzt nicht: Noch Fragen? Denn es gäbe dutzende offene - noch nicht erwähnte, die zu beantworten wären. Aber dies ist ein allmy-Beitrag, kein Essay!
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher. (Gregory Bateson)