Liberalismus

Mich hat gestern ein Beitrag in der Rheinischen Post fassungslos gemacht.
Es ging um den Auszug der FDP aus den Bundestag und den nicht mehr vorhandenen Liberalismus in Deutschland

die Überschrift lautete:

"Warum Deutschland Liberalismus braucht"

Auszug des Artikels:

"...Ist Deutschland ohne den organisierten Liberalismus im Parlament nun auf den Weg in den reinen Versorgungsstaat? Der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD könnte solche Befürchtungen nähren: Mindestlohn, Rente mit 63, neue Pflegeleistungen und Aufstockung der Altersbezüge der Mütter, die vor 1992 ihre Kinder zur Welt brachten.
Nicht gerade ein Paradeprogramm für mehr Freiheit und Eigenverantwortung."...

Quelle: Rheinische Post, 2.1.14

Da werden Themen wie Mindestlohn oder Rente mit 63 so negativ dargestellt als wären sie ein Übel der Menschheit, da der Autor sie regelrecht fürchtet.
Und der Satz "Nicht gerade ein Paradeprogramm für mehr Freiheit und Eigenverantwortung" heißt also, das Freiheit bedeutet, das ein Arbeitnehmer nur 4 Euro die Stunde verdienen soll und somit seine Familie nicht ernähren kann, oder ein Bauarbeiter bis ins hohe Alter schuften muss, das soll Freiheit sein?

Ich wünschte der Autor diesen Beitrages müsste mal ein Jahr lang mit nur 600 Euro im Monat auskommen!

Das Problem ist halt die Finanzierung. Wir sind nicht bei Wünsch dir was, es muß auch finanziert werden. Mindestlohn führt dazu, dass Arbeitsplätze wegfallen. Denn nicht jedes Tätigsein produziert 8,5 €. Die Tätigkeiten, die das nicht schaffen, fallen weg. Rente mit 63 ist schlicht und ergreifend ein Geschenk. Auch das will finanziert werden.

@praiseway

Die Finanzierung ist das Problem, ja, aber dann wäre es angebrachter zu schreiben " Mindestlohn, Rente mir 63 etc. sind eine gute Sache, sind aber im Moment schwierig zu finanzieren"
und nicht diese Themen so negativ darzustellen und ein Mini-Einkommen oder die Schufterei bis 67 als "Freiheit" zu bezeichnen.

@Linner74
OK. Aber zumindest die Möglichkeit, auch länger als bis 65 arbeiten zu können, sehe ich als Freiheit an.

Ja, wenn man in Rente geht und trotzdem weiter arbeiten möchte, dann ist das ja in Ordnung , es steht jedem frei, aber nicht wenn man gezwungen wird bis 67 zu arbeiten weil es vorher keine Rente gibt.

Und dann gab es in den Artikel noch das Schreckgespenst "Versorgungstaat".
Wie schrecklich, der Staat sorgt sich um seine Bürger, wie kann man nur?

Da frag ich mich was das mit Liberalismus zu tun hat, wenn jemand fünf Euro pro Stunde verdient und sich den Rest vom Staat holen muss.
Jetzt werden eben gewisse Jobs aufgewertet. Ist doch eine gute Sache. Und die paar Cent die dann
beim Endpreis des Produkts aufgeschlagen werden, wird niemanden wirklich überfordern. Preisanstiege hat man sowieso überall. Irgendwann müssen eben die Löhne steigen...

@Linner74
Du mußt aber doch auch mal sehen, dass die Menschen immer älter werden. 100 ist heute nicht so weltfremd. Und, wenn jemand 30 Jahre arbeitet, und danach noch 30 Jahre durch Rente finanziert leben möchte, dann kommt man in ein arges Finanzierungsproblem.

@Orbiter...

Orbiter... schrieb:Jetzt werden eben gewisse Jobs aufgewertet. Ist doch eine gute Sache.

Ist halt Blödsinn. Die Jobs werden nicht aufgewertet, sie fallen weg.

praiseway schrieb: 100 ist heute nicht so weltfremd.

Ob ich 80 Jahre alt werde oder 110, mit 67 ist man trotzdem zu alt zum arbeiten, zumindest in viele Berufen.

@Linner74
Das ist Blödsinn. Nur in Berufen, in denen man körperlich tätig wird.

Arbeiten die jemand erledigen muss, fallen nicht weg. Personen müssen befördert werden und die Haare müssen auch geschnitten werden. Beide Branchen haben Preisanstiege angekündigt. @praiseway

In den allermeisten europäischen Ländern gibt es Mindestlöhne und ich glaube kaum das dadurch die Wirtschaft kollabiert, wie Sol.... schrieb müssen Haare weiterhin geschnitten werden, nur das es dann teurer für den Kunden wird. Aber diesen Preis zahle ich gerne.

@Orbiter...
Das wiederum ist interessant. Dann zahlt also die Allgemeinheit. Finde ich sogar gut. Ehrlich gesagt verstehe ich aber immer noch nicht - Stammtischargument, gut - warum man nicht an die herantritt, die eh mehr haben, als irgendjemand nutzen könnte.

@praiseway
sie fallen nicht weg. man braucht sie immernoch, nur werden sie besser bezahlt.

@Linner74
Die Mindestlöhne in den allermeisten europäischen Ländern liegen aber bei unter 4 €.

praiseway schrieb: Die Mindestlöhne in den allermeisten europäischen Ländern liegen aber bei unter 4 €.

Für deren Verhältnisse "viel" Geld, so wie etwa 8,50 bei uns

@Linner74
Weswegen man auch die Währungsunion als gescheitert ansehen müßte.

praiseway schrieb:Das Problem ist halt die Finanzierung. Wir sind nicht bei Wünsch dir was,

Das kann man auch sachlicher umschreiben. Der TE hat völlig recht. Ein Grund mehr, nie der FDP meine Stimme zu geben.

Es hätte ja eine Rentenbeitragssenkung geben müssen, aufgrund der Kassenlage, aber die GroKo vermied das (unter einem Vorwand, so mein Eindruck).
Die Folge dieser Umgehung geltenden Rechts ist, dass die nicht erfolgte Beitragssenkung bei der Rentenberechnung wie eine Erhöhung zu sehen ist, was dazu führt, dass die Renten langsamer steigen in Zukunft.

Verstanden? Ich auch nicht.

Ich versteh ehrlich gesagt nicht, warum immer so derbe auf die FDP draufgeschlagen wird. Es ist die Partei, die den Wünsch-Dir-Was-Versprechungen immer gesagt hat: ok. Wäre schön; muss aber auch finanziert werden.
Besonders toll: @allmotlEY 's post. Völlige FDP Position, aber FDP? Der Teufel in Person.

@praiseway
Hab ehrlich gesagt nie gehört das die FDP meinte "wäre schön, aber nicht finanzierbar"
Sie vergöttert doch nur die Wirtschaft als das Größte und Wichtigste, das menschliche, bedürftige kommt zu kurz.