@CurtisNewton schrieb:
Wie eine Abkehr von der EU ausgehen kann, wenn ein nicht geringer Teil der Bevölkerung dagegen ist, haben wir in der Ukraine gesehen.
Die Türkei und die Ukraine kann man mich nicht miteinander vergleichen, mMn.
Diejenigen Türken, die nicht auf AKP-Linie sind, bzw. sich nicht von den Hetz/Desinformationskampagnen und der Einlullpropanganda beeinflussen lassen, haben keine Macht irgendwas zu ändern.
Der staatliche Überwachungsapparat und der Aufruf zur Denunziation, die vielen Verhaftungen usw., sind derart repressiv und abschreckend, dass sich kaum jemand wagt, offen Paroli zu bieten.
Der Putschversuch (falls es nicht ohnehin ein von der AKP inszenierter war) war das "Gottesgeschenk", welches Erdogan genutzt hat, Um den Staatsapparat so schnell und so gründlich wie möglich zu säubern, vor allem Militär und Polizei. Zudem hat er eine wochenlange emotionale Riesen-Medienshow inszenieren lassen, die eine große Mehrheit der Türken gefühlsmäßig erreicht hat. Erinnert sei an die Menschenmengen, die tagelang Fahnen schwenkten, Erdogan feierten, Loblieder sangen.
Diese Gemeinschaftsgefühle haben die Bevölkerung zusammengeschweißt. Auf der einen Seite die Medienzensur, und auf der anderen Seite die allgegenwärtige Propaganda, mit der sie unausgesetzt im TV und allen anderen Medien berieselt werden, tut ihr übriges, so dass sie Erdogan als Lichtgestalt empfinden, der ihr Land in ungeahnte Größen führen wird.
Aufruhr, organisierten Widerstand oder so, wird es in der Türkei erst dann geben, wenn es gelingt, große Menschenmengen zu mobilisieren und/oder genügend Teile des Militärs unterstützend mitmachen. Aber das wird (falls überhaupt) erst sehr viel später passieren, wenn es der Bevölkerung wirtschaftlich (o. anderen Gründen) so richtig doll schlecht geht, dass es wehtut. Und zu diesem Zeitpunkt ist das EU-Referendum wahrscheinlich schon längst gelaufen. Denn mMn. muss und wird Erdogan nach dem Präsidial-Referendum so schnell wie möglich den nächsten Schritt tun, um die Bevölkerung gar nicht erst zur Besinnung kommen zu lassen.