@lukistarlukistar schrieb:Wer Religionen pauschal für ein Problem erklärt...
Ich halte nicht Religion an sich für ein Problem, ich halte den Einfluß von Religion auf Politik und Gesellschaft für ein Problem. Und dafür gibt es Belege. Die Geschichte gibt mir recht.
Ich habe während dieser Diskussion erfahren, daß Sultan Beyazid II. den Bichdruck arabsicher Schriftzeichen unter Androhung der Todesstarfe verboten hat. Das muss man sich mal vorstellen. Natürlich war das religiös motiviert, aber er hat damit effektiv verhindert, daß sich Ideen und Wissen unter der arabisch sprechenden Bevölkerung ausbreiten konnten. Und damit fehlte dem osmanischen Reich am Ende der technische Vorsprung, der z.B. für Niederlagen wie Lepanto oder Navarino verantwortlich war.
Das christliche Europa hat sich früher von seine religiösen Zwängen befreit. Das geschah nicht, weil die Christen klüger waren als die Moslems, oder weil sie vorhergesehen hätten, daß es ihnen einen Entwicklungsvorsprung geben würde. Schließlich waren die Deppen, die einen Galilei zum Widerruf zwangen Vertreter der christlichen Kirche.
Nein, es war wahrscheinlich nur ein Zufall.
Meiner Meinung nach gehört Religion ins Private. Das solte dich eigentlich für den Seelenfrieden genügen.
Und genau so hat es Atatürk gesehen. Er hat den Islam schließlich nicht verboten, oder Moscheen niedergebrannt. Er hat nur die Imame aufgehängt, die sich mit dem Schwinden ihres Einflusses auf die Menschen nicht abfinden wollten.
lukistar schrieb:und versucht mit Zwangsmaßnahmen das eingebildete Problem aus der Welt zu schaffen, ist kein Anhänger demokratischer und freiheitlicher Werte.
Das ist Quatsch. Schließlich gab es fast immer und überall Kleidervorschriften. Das ist faktisch auch ein Zwang, führt aber nicht automatisch zum Ende von Demokratie und Freiheit.
Das Kopftuchgebot hat aber auschließlich religiöse und damit von der Geschichte überholte Gründe. Nur 1923 betrachtete man das Kopftuch als Selbstverständlichkeit und hinterfragte es nicht. Da waren stärkere Maßnahmen notwendig, um es den Menschen beizubringen.