Fedaykin schrieb:1923 waren Frauen in Deutschland also Objekte? Das denke ich nicht TIM.
Ich weiß nicht, ob sie als Objekte angesehen wurden, aber das Frauen in Deutschland die Genehmigung des Mannes einholen mussten, damit sie einer Beschäftigung nachgehen konnten, liegt gar nicht mal so weit in der Vergangenheit. Das Vermögen der Frau wurde auch dem Mann unterstellt. Vielleicht kann man nicht von Objekten reden, sie wurden aber wirtschaftlich ausgebeutet und das per Gesetz.
Es beunruhigt mich manchmal, wie sehr man heutige Verhältnisse für selbstverständlich hält, obwohl einige, heute unvorstellbare Zustände gar nicht mal so weit in der Vergangenheit liegen. Deshalb wollte ich das gerne ansprechen, mir geht es nicht darum, ob die Frauen 1923 in Deutschland als Objekte gesehen wurden oder nicht.
Manchmal ist es nicht schlecht sich dieser Dinge klar zu werden, damit die ganzen Trumps, Erdogans und Putins einem nicht den Boden unter den Füßen wegziehen können.
Fedaykin schrieb:Also in ganz vielen Ländern ab 1918 Die SChweiz sticht da negativ hervor
Sind ein paar mehr als nur die Schweiz. Z.B. Belgien, Griechenland, Portugal, Bulgarien... Wie dem auch sei, man sollte evtl. berücksichtigen, dass der Kontinent bis 1945 im Krieg versunken war.
@cheroksMeiner Auffassung nach ist der wesentliche Bestandteil eines guten Fundamentes das Bildungssystem. In diesem Bereich versagt die Akp kläglich in meinen Augen. Ständig werden größere Änderungen vorgenommen, wobei man bei dem Bildungssystem in kleinen Schritten an den Stellschrauben drehen sollte. Schließlich kann man die Auswirkungen nicht sofort sehen, die die Änderungen mit sich bringen. Und mittlerweile kann es passieren, dass man ideologisch nicht zur Türkei passt und der Schule bzw. Hochschule verwiesen wird.
Bezeichnend ist natürlich auch das Verbot der Evolutionstheorie an türkischen Schulen. Ansonsten werden auch bei der Vertonung von ausländischen Doku's Dinge auf Allah zurückgeführt, obwohl in der Originalvertonung andere Dinge erzählt werden. Das Verbot von Wikipedia ist immer noch ein Rätsel.
Desweiteren solltest du dir mal die Entwicklung der Steuereinnahmen ansehen und unter welcher Steuerlast die Menschen in der Türkei leben müssen. Dann relativiert sich vieles, ja man könnte sich sogar darüber ärgern, weil Straßen, Brücken, Flughäfen und Krankenhäuser nicht direkt vom Staat bezahlt werden sondern bis zu 20 Jahre lang verpachtet werden. Warum kann man sich ärgern? Weil lt. Aussagen der Akp keine direkte finanzielle Last anfällt und man mit dem "Yap-Islet-Devret" Model nichts aus der Staatskasse bezahlen muss. Da frage ich mich, wo die ganzen Steuergelder bleiben. Mit den Projekten, die du aufzählst ist das alles nicht aufzuwiegen.
Nur leider passiert es oft, dass der türkische Staat und damit der türkische Steuerzahler viel miese macht bei diesen Geschäften. Die Diskussionen um die zugesagten Mengen an Nutzern für die neuen Brücken dürfte an dir auch nicht vorbeigegangen sein.
Aber kommen wir mal auf die Steuerlast zurück. Guck dir mal bitte folgende Seite an:
Preisliste VW TürkeiEin Polo Trendline 1.0 Benziner kostet in der Türkei Netto 40.726,94 türkische Lira. Mit Steuern und anderen Abgaben kommt man auf 70.600 Lira. Das sind so mir nichts dir nichts ca. 30.000 Lira, die in die Staatskasse wandern.
Aus der Preisliste geht hervor, dass eine gesonderte Abgabe zu leisten ist mit 45% oder 50%. In diesem Beispiel sind es 45%. Das interessante ist, dass diese Steuer auf den Nettopreis draufgerechnet wird und von diesem neuen Betrag werden nochmal 18% Umsatzsteuer berechnet und draufgepackt. Es werden quasi Steuern versteuert :-) Das geht aus dem Betrag unter "KDV" hervor.
Nebenbei bemerkt, in Deutschland gehen die Preise für dieses Auto bei ca. 13.000 € los lt. VW Preisliste.
Das Beispiel VW habe ich gewählt, weil sie in ihrer Preisliste die Steuern transparent auflisten. Habe auch bei Fiat geschaut, weil die ja zum Teil in der Türkei herstellen und mein Gedanke war, dass sie evtl. dadurch weniger Steuerabgaben verursachen. Aber die Brutto-Preise sind bei den vergleichbaren Modellen mehr oder weniger identisch, so dass ich davon ausgehe, dass die gleichen Steuern anberaumt werden.
Ein neuer Golf 1.0 TSI 110 PS Manuel Midline Plus kostet 98.300 Lira brutto, Nettopreis liegt bei 55.019,10 TL. 98.300,00 TL - 55.019,10 TL = 43.280,90 TL Steuern + Abgaben sind es bei diesem Modell, die in die Staatskasse wandern.
Schlimmer sieht es beim Passat 2.0 TDI 150 PS DSG Comfortline aus. Habe dieses Modell gewählt, weil man ähnliche Modelle oft auf deutschen Straßen antrifft. 223.900,00 TL werden bei diesem Modell fällig. Nettopreis liegt bei 93.819,41 TL. Hier werden 100% "Luxussteuer" fällig, also kann man den Nettopreis mal 2 nehmen und landet bei 187.638,82 TL. Hinzu kommen 18% Mehrwertsteuer, die man von den 187.xxx,xx TL berechnet. Das macht dann 33.774,9876 TL, die man auf 33.774,99 TL aufrundet. Spätestens mit dieser Rechnung sollte klar werden, was ich mit "eine Steuer wird versteuert" meine. Denn wenn man die Mehrwertsteuer vom Nettopreis berechnen würde, würde man auf 16.887,49 TL kommen. Kann man alles auf der oben verlinkten Seite nachvollziehen.
Bei diesem Modell sind 130.080,59 TL der 223.900,00 TL Steuern und Abgaben. D.h. umgangssprachlich ausgedrückt: Wenn du dir dieses Auto kaufst, kaufst du ca. 1,5 Autos für den Staat mit bei diesem Modell.
In Deutschland kostet ein vergleichbares Modell ca. 35.757,00 €.
Ich würde gerne noch einen anderen letzten Vergleich ziehen. Deshalb habe ich oben bei 2 Modellen die deutschen Preise mit angegeben.
Vergleichen wir mal eine Person aus Deutschland und eine Person aus der Türkei. Diese beiden Personen sind normale Arbeiter. Beide sollen 1500,00 Einheiten an Geld verdienen. Gehen wir mal davon aus, dass sie keine anderweitigen Kosten zu tragen haben und 100% sparen können im Monat.
Macht bitte nicht den Fehler und sagt: Der in Deutschland verdient sein Geld in €, deshalb müssen wir die 1500 € mit 5 mal nehmen, weil der aktuelle Wechselkurs bei ca. 5 TL pro 1 € liegt. Denn wenn wir das machen, landen wir bei 7.500 € und das ist kein Betrag, den ein Arbeiter in der Türkei verdient. Da sind wir schon bei dem Gehalt von türkischen Ärzten etc. Mein Ziel ist es die Kaufkraft von Personen gegenüber zu stellen, die sich im ähnlichen sozialen Status befinden in den jeweiligen Ländern.
Rechnung für den Polo:
Während der türkische Kollege ca. 47 Monate sparen muss, kann der Deutsche nach ca. 9 Monaten sein Auto kaufen.
Rechnung für den Passat:
Türkei ca. 150 Monate sparen, Deutschland ca. 24 Monate sparen.
Den Golf hab ich ausgelassen, weil ich kein vergleichbares deutsches Modell gefunden habe.
Dieser Vergleich sollte zum einen aufzeigen, wie viel Steuern auf einige Produkte aufgeschlagen werden und wie viel Arbeitskraft in den jeweiligen Ländern aufgewendet werden müssen. Das muss man sich mal vorstellen. Die Unterschiede sind gewaltig. Ich habe den Betrag 1500 gewählt, weil er den Mindestlöhnen in den jeweiligen Ländern ziemlich nah ist. Auch wenn ich die richtigen Beträge genommen hätte, wäre die Schere etwas kleiner geworden zwischen den Ländern, aber es hätte keinen gravierenden Unterschied gemacht. Ich wollte gerne 2 Personen wählen, die gleich viel verdienen.
Dieser Vergleich ist auch vor allem deswegen interessant, weil sich einige User mit den Brücken und den Strassen, die in der Türkei gebaut wurden brüsken. Nur wollen sie meistens nicht wissen, wie teuer sich die Akp diese Dinge bezahlen lässt.
Mittlerweile wird diese "Luxussteuer" auch bei Lebensmitteln, wie bei der Limonade angewendet und diversen anderen Softdrinks. Gut, Softdrinks kann man vielleicht noch mit einer Steuerpolitik begründen, die die Gesundheit der Bürger begünstigt.
Ansonsten gibt es im Internet sehr viele Vergleiche von Exiltürken, die ihre Einkaufskörbe mit den jeweiligen Ländern und der Türkei vergleichen. Da wird der Unterschied bei den Lebensmitteln und bei anderen Produkten schnell klar und damit auch, dass es überhaupt nicht rosig aussieht für die Menschen in der Türkei.
Bei der Berechnung des wirtschaftlichen Wachstums werden neue unlautere Berechnungsmethoden verwendet und damit die Zahlen beschönigt. Selbiges passiert auch bei der Berechnung der Inflationsrate. Der Warenkorb für die Berechnung der Inflationsrate wird einfach mal angepasst, damit die Rate besser aussieht. Sehr viele Menschen sind arbeitslos oder arbeiten für den Mindestlohn in der Türkei, was eigentlich unter dem Existenzminimum liegt.
Der Dollar ist mittlerweile ca. 4 TL wert und der Euro ca. 5 TL. Das macht sich bei den Preisen für Produkte, deren Rohmaterialien importiert werden, bemerkbar. Und mittlerweile wird sehr vieles importiert in die Türkei.
Zu dem militärischen Bereich kann ich nicht viel sagen, bin aber der Meinung, dass die weitere Entwicklung im Auge behalten werden muss. Da bekommt man schnell den Eindruck, dass mit den Errungenschaften, die eigentlich noch in den Kinderschuhen stecken, Wahlkampf betrieben wird. Ich für meinen Teil wäre aus Fairness-Gründen bereit dem Ganzen noch mehr Zeit zu geben und würde erst in ein paar Jahren schauen, wie es dort aussieht mit den Projekten. Solche Projekte brauchen eben Zeit und man muss auch schauen, wie diese weiterentwickelt werden, ob man daraus eigenständig Technologien herstellen kann, anhand der Erfahrungen, die man sammelt etc.
Aber ich sehe die Entwicklung eher negativ wegen dem Bildungssystem und der Bildungspolitik der Türkei, die ich Anfangs erwähnt habe.