Unruhen in der Ukraine

Über die Lage der Krimtartaren kann ich Dir derzeit nichts mitteilen, @nocheinPoet.

Allerdings werde ich im nächsten Jahr eine zweiwöchige Rundreise über die Krim unternehmen. Mit Sicherheit werde ich dann auch die Gelegenheit wahrnehmen, mit Krimtartaren zu sprechen.

Um das mal klarzustellen. Ich bin kein "Putinversteher" und ich halte Putin mit Sicherheit nicht für einen lupenreinen Demokraten. Die Manöver der USA und der EU, Unterdrückung freier Informationen, Russen-Bashing und dergleichen sprechen aber gewiss auch nicht für eine demokratische Situation hierzulande. Gezielte Desinformation eingeschlossen.

Wäre Putin jedoch nicht so besonnen und ließe sich zum Einmarsch in die Ostukraine reizen, hätte die NATO einen gewünschten Grund für einen Krieg. Wir sind vor einigen Wochen haarscharf am dritten Weltkrieg vorbeigeschrammt!

Wenn dann aktuell Kommentare von einem Anders Fogh Rasmusen wie "Greenpeace und Umweltschutzorganisationen, die gegen Fracking eintreten, werden maßgeblich von Russland finanziell und propagandistisch gefördert" abgelassen werden, so stelle ich mir die Frage, was solche Irren oder pillenschmeißenden Typen an der Spitze der NATO verloren haben. Solche gestörten und/ oder gesteuerten Subjekte sind eine Gefahr für den Weltfrieden!

Dass Fracking zweifelsohne erhebliche Umweltrisiken birgt und vor allem us-amerikanische und britische Unternehmen hieran partizipieren, ist schon lange kein Geheimnis mehr und wird seit Jahren von Umweltschutzorganisationen so kritisiert.

Die Qualität der neuen Propaganda deutet jedoch schlicht darauf hin, worum es hier tatsächlich geht: Vorherrschaft um Ressourcen und Ausbeutung letzter Reserven. Nicht nur Russenbashing, also auch noch Umweltschutzorganisationsbashing. Hauptsache, es dient den Interessen der Öl- und Gasmagnaten.

@nocheinPoet kein Problem, so weiß ich, dass du es nicht ignorieren möchtest. :-)

Die Schlüsse die sofort gezogen wurden, ohne Fakten, lassen schon eine Grundhaltung der Regierung erkennen

nocheinPoet schrieb:Die Anschläge wurden verurteilt und es gab ein paar Tage Trauer:

Übergangspräsident ordnet Trauer für Opfer von Odessa an

Kiew (dpa) - Nach den blutigen Ausschreitungen im ukrainischen Odessa mit mindestens 46 Toten hat Übergangspräsident Alexander Turtschinow eine zweitägige landesweite Trauer angeordnet. «Der 2. Mai war ein tragischer Tag für die Ukraine», sagte Turtschinow einer Mitteilung vom Samstag zufolge. Am (heutigen) Samstag und Sonntag solle auch der Sicherheitskräfte gedacht werden, die bei der «Anti-Terror-Operation» gegen prorussische Aktivisten in der Ostukraine am Vortag getötet worden waren.

«Wir müssen die richtigen Schlüsse aus dieser Tragödie ziehen, die allem Anschein nach wegen einer ausländischen Provokation passiert ist», betonte Turtschinow. «Die Schuldigen für die Organisation und Provokation dieser Ereignisse werden bestraft werden.» Der Geheimdienst SBU nennt den nach Russland geflüchteten Ex-Regierungschef Sergej Arbusow als einen der angeblichen Drahtzieher der Gewalt in der Schwarzmeerstadt Odessa.


http://www.greenpeace-magazin.de/tagesthemen/einzelansicht/artikel/2014/05/03/uebergangspraesident-ordnet-trauer-fuer-opfer-von-odessa-an/

@Lazaros

Lazaros schrieb:Um das mal klarzustellen. Ich bin kein "Putinversteher" und ich halte Putin mit Sicherheit nicht für einen lupenreinen Demokraten. Die Manöver der USA und der EU, Unterdrückung freier Informationen, Russen-Bashing und dergleichen sprechen aber gewiss auch nicht für eine demokratische Situation hierzulande. Gezielte Desinformation eingeschlossen.

Hatte Dich auch nicht so gesehen, bin übrigens auch kein Obamaversteher, mich nervt da einiges, die Drohnenangriffe und die NSA Spitzeilei ist da nicht mal alles.

Es ist ja eben nicht so einfach, gut und böse sind nicht klar, da ist viel Grauzone.

@Lazaros

Lazaros schrieb:Wäre Putin jedoch nicht so besonnen und ließe sich zum Einmarsch in die Ostukraine reizen, hätte die NATO einen gewünschten Grund für einen Krieg. Wir sind vor einigen Wochen haarscharf am dritten Weltkrieg vorbeigeschrammt!

Also das ist nun wieder nur Deine Meinung, gibt dazu sicher einige, die sehen in Putins Handeln keine Besonnenheit, sondern kalte Berechnung.

Krieg zwischen Russland und NATO wird es nicht geben, da haben die Mächtigen zu viel an Wohlstand zu verlieren. Wenn dann kämpfen die in anderen Ländern.

Das mit dem Fracking war nur "seltsam", gibt auf beiden Seiten unüberlegte Behauptungen.

Hoffentlich gibt es da keinen Krieg.

@nocheinPoet

Im Übrigen halte ich die subjektive Meinung einer Bevölkerung für sehr wichtig.

Ich halte auch von der Auslegung "Völkerrecht sei Staats- und Territorialrecht" rein gar nichts. Für mich ist "Völkerrecht gleichbedeutend mit Menschenrecht".

Wenn also die Bevölkerung eines Territoriums in einem Referendum über seine Zugehörigkeit zu einem Staat oder ggf. über einen eigenen Staat abstimmt, so bewerte ich dies höher und halte dies grundsätzlich für legitim.

Als Nikita Chruschtschow beim Spielen und Saufen die Krim dem Gebiet der Ukraine zuschlug, interessierte dies im Westen kein Schwein. Das waren ja schließlich alles die "bösen Russen". Genausowenig interessierte den Westen die Deportation der Krimtartaren unter Stalin. Wenn sich andere Territorien für unabhängig erklären, erscheint dies dem Westen legitim, nicht jedoch, wenn ein Volk einschließlich seines Territoriums zu Russland gehören möchte. Auch an die NATO-Osterweiterungsversprechen haben wir uns nicht gehalten, die Russen immer weiter zurückgedrängt. Und jetzt jammern wir, dass Russland sein Staatsgebiet erhalten will, weil doch schließlich die Ukraine auf Atomwaffen verzichtet habe, dafür dass nach dem Zerfall der Sowjetunion die Krim weiterhin ukrainisches Gebiet blieb. Strittig bleiben aber auch die Fragen nach der verfassungsmäßig vorgeschriebenen Amtsenthebung des früheren ukrainischen Präsidenten Janukowitsch.

Wenn man dieses ganze Wirrwarr betrachtet, sollte man ganz klar sagen: wir messen mit zweierlei Maß und sollten die Ukraine in Ruhe lassen! Eine neutrale Ukraine nach Schweizer Vorbild mit Wirtschaftshilfe aus Russland und aus der EU stünde besser da, denn als EU-Mitglied.

Usul schrieb:Hoffentlich gibt es da keinen Krieg.

Der ist längst da. Mehr Tote pro Tag als in Syrien, das will schon was heißen. Die Heftigkeit der Kämpfe zu verschweigen ist oberstes Gebot der ÖR hierzulande.

rockandroll schrieb:
Es ist legitim Werbung für sich zu machen. Sie bieten sich als Schutzmacht an,

Ach so, aber wenn der "Westen" das macht, dann ist das Einmischung?

Einmischung ist es so oder so (jeder will seinen Einflußbereich sichern, und ggf. ausbauen), nur hab ich niergends behauptet, dass es nicht legitim ist.

Ein Land darf dehalb aber noch lange nicht zerbrechen, nur weil eipaar Ausländer um den dortigen Einflußbereich buhlen. Der Bruch kam von innen.

Wir sollten alle bei allen Emotionen mal überlegen, wo wir einer Meinung sind, kein Mensch sollte Gewalt erfahren, unterdrückt werden und um sein Leben fürchten müssen. Sicher finden wir doch da zusammen.

Uns passiert hier wohl auch dass, was da passiert, Emotionen bestimmen oft das Handeln, hier zum Glück sind es nur Worte, dort gibt es dann Tote.

Es ist sehr schwer, sachlich zu bleiben und persönliches runter zu schlucken und nicht frei raus zulassen.

Wenn es hier uns schon so schwer fällt, wie schwer muss es für Betroffene dort unten sein? Da zu differenzieren und nicht jeden Russen zu hassen, weil einer einem Leid angetan hat?

Oder jeden Ukrainer.

nocheinPoet schrieb:Wenn es hier uns schon so schwer fällt, wie schwer muss es für Betroffene dort unten sein? Da zu differenzieren und nicht jeden Russen zu hassen, weil einer einem Leid angetan hat?

Frag mich welcher Russe den Menschen im Donbass gerade Haus und Leben nimmt, mir fällt keiner ein.

@clubmaster

Es hat Übergriffe von beiden Seiten gegeben.

nocheinPoet schrieb:Es hat Übergriffe von beiden Seiten gegeben.

Das ist dann wohl die salomonische Antwort.

Exakt so ist es, rockandroll.

Die Eurokraten und Berlinokraten hätten gut daran getan, sich vor Jahren für eine Freihandelspartnerschaft mit Russland stark zu machen.

Stattdessen buhlen sie um die Connection über den großen Teich (und TTIP verheißt für die Menschenrechte mit Sicherheit ebensowenig Gutes). Die ganze Entwicklung in den letzten drei Jahren ist unheilvoll und zeigt unsere "nicht vorhandene" Souveränität (nicht nur deutschlandweit, sondern europaweit).

Zur Thalassokratie und Tellurokratie ein interessanter Beitrag:

https://www.youtube.com/watch?v=EjXGQsNsdMA (Video: Alexander Dugin - Deutschland und Russland hätten sich verbünden sollen)

(Achtung: hier wird nicht Nationalsozialismus oder Bolschewismus hochstilisiert, sondern ganz kühl und nüchtern analysiert. Bitte bis zum Ende schauen!)

clubmaster schrieb:Frag mich welcher Russe den Menschen im Donbass gerade Haus und Leben nimmt, mir fällt keiner ein.

Was ist mit radikalnationalistischen russischen Gruppen die sich der Aufgabe der Minderheitenverfolgung (Sinti-Roma, Juden und überzeugte Ukrainer) gewidmet haben und das noch bevor die Antiterroroperationen seitens der Ukrainischen Streitkräfte begonnen haben? Die gesamte jüdische Bevölkerung ist westwärts vor Russennazis aus der Donbass Region geflohen. Laut Flüchtlingsberichten gab es eine Reihe von Brandstiftungen sowie Folter.

@Tenthirim

Hast Du dazu Quellen?

@nocheinPoet
Dazu wurden im Thread schon eine handvoll Quellen erbracht und das nicht nur von mir.
Poste diese in Kürze.

@nocheinPoet er meint das hier:

"Eine Flugblatt-Aktion im Osten der Ukraine sorgt international für Auffuhr. Angeblich sollen sich ab sofort alle Juden über 16 Jahre in Donezk registrieren lassen und ihre Vermögensverhältnisse offen legen. Verteilt wurden die judenfeindliche Pamphlete von maskierten Männern in Tarnuniform."

http://www.focus.de/politik/ausland/hass-gegen-juden-juden-sollen-sich-in-der-ost-ukraine-registrieren-lassen_id_3784608.html

aber

"Die Verteilung von rassistischer Flugblätter im ostukrainischen Donezk hat international harsche Reaktionen ausgelöst. Ein Rabbi aus der Stadt hält die Flugblätter allerdings für unecht.

Die Flugblätter wurden vom ukrainische Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk sowie von US-Aussenminister John Kerry scharf verurteilt. Wie der britische «Guardian» berichtet, handelt es sich bei den Flugblätter allerdings wohl nicht um das Werk von Antisemiten oder Neonazis. Der Rabbi der betroffenen Synagoge sieht die Flugblätter allerdings nicht als echt antisemitisch an. «Ich glaube, dass jemand die jüdische Gemeinschaft in Donezk in diesem Konflikt instrumentalisieren will. Darum sind wir wütend», sagte Pinchas Vishedski laut dem «Guardian»."

http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/In-der-Ukraine-grassiert-der-Judenhass/story/11494481

@Lazaros

Lazaros schrieb:(Achtung: hier wird nicht Nationalsozialismus oder Bolschewismus hochstilisiert, sondern ganz kühl und nüchtern analysiert. Bitte bis zum Ende schauen!)

Hier wird lediglich kühl (oder sogar eiskalt) so getan, als würde man analysieren, um letztlich auch nur eine absolut subjektive Meinung objektiv aussehen zu lassen.

@Lazaros
Alexander Dugin? Wirklich?

http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/auf-diesen-mann-hoert-putin-12991924.html