http://m.spiegel.de/wissenschaft/mensch/a-954570.html#spRedirectedFrom=www&referrrer=Mehr als hundert Tonnen verseuchtes Wasser sind in Fukushima kürzlich im Boden versickert, das muss die Betreiberfirma Tepco jetzt eingestehen. Dabei soll unter anderem Strontium-90 in deutlich erhöhter Konzentration freigesetzt worden sein.
Tokio - Es ist eine weitere peinliche Nachricht des Versagens, die der japanische Energiekonzern Tepco nun öffentlich machen muss: Aus einem Tank an der Atomruine Fukushima sind nach Angaben des Unternehmens rund hundert Tonnen schwer radioaktiv belastetes Wasser ausgetreten. Das Problem sei am Mittwoch aufgetreten, weil ein Sperrventil an dem riesigen Behälter versehentlich offengeblieben sei. Arbeiter hätten auf einem Kontrollgang festgestellt, dass Wasser aus einer Leitung an der Seite des Tanks getropft sei.
Am Donnerstag habe man das Leck stopfen können. Der Konzern ergreife verschiedene Maßnahmen und bitte die Öffentlichkeit um Entschuldigung für den Vorfall, so Firmensprecher Masayuki Ono.
Die Tanks befinden sich nach Angaben der Firma rund 700 Meter vom Meer entfernt. Tepco geht nach eigenen Angaben davon aus, dass kein verseuchtes Wasser in den Pazifik gelangt ist - und dass die komplette Menge im Boden versickert ist. Zur Begründung gibt die Firma an, in dem Bereich des Geländes gebe es keine Entwässerung, die zum Ozean führe.
Es handelt sich demnach um das größte Leck, seit im August 2013 rund 300 Tonnen Wasser aus einem anderen Tank geflossen waren. Infolge des schweren Erdbebens und Tsunamis im März 2011 waren drei der sechs Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima zerstört worden; es kam zu Kernschmelzen. Tepco flutet die Anlage mit Wasser, um die überhitzten Reaktoren zu kühlen. An den Speichertanks, in denen jenes verseuchte Wasser gelagert wird, werden immer wieder undichte Stellen entdeckt. Tepco hat angekündigt, alle Reaktoren in Fukushima dauerhaft stillzulegen - also auch die vergleichsweise wenig beschädigten Blöcke 5 und 6.
Die japanische Atomaufsicht hatte die Firma zuletzt kritisiert, weil sie problematische Strahlenwerte zum Isotop Strontium-90 im Grundwasser erst mit massiver Verspätung veröffentlicht hatte - trotz wiederholter Anfragen der Behörden. Auch bei dem aktuellen Vorfall soll unter anderem Strontium-90 freigesetzt worden sein. Die Strahlenbelastung des betroffenen Wassers habe bei 230 Millionen Becquerel pro Liter gelegen. Der betreffende Grenzwert für die Freisetzung von Strontium-90 in den Pazifik liegt eigentlich bei 30 Becquerel pro Liter.