""Kooperation statt "Zwangsbeglückung"
Nach Ansicht von Dieter Halwachs hat der von der OSZE vor fünf Jahren beschlossene Aktionsplan gegen die Diskriminierung von Roma nicht viel gebracht. Die Hilfe dürfe nicht nur darin bestehen, ihnen Sozialwohnungen, Strom und Wasser zur Verfügung zu stellen. Man müsse endlich dazu bereit sein, "die Roma als Teil der Bevölkerung und als Teil der Kulturhistorie des jeweiligen Landes" zu sehen, sagte der Leiter des Romani-Projektes am Institut für Sprachwissenschaft an der Universität Graz.
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König: Kann man sagen, Jahrhunderte der Ausgrenzung haben bei den Roma zur Abgrenzung geführt, zu einem Leben im Nischendasein?
Halwachs: Bis zu einem gewissen Grad ja. Wenn man jemanden ausgrenzt, dann grenzt er sich auch ab, um einen letzten Rest an Würde und Anstand zu bewahren. Und natürlich ist diese Abgrenzung als Folge der Ausgrenzung durchaus eine Schwierigkeit, Roma jetzt sozial zu integrieren, weil sie den Mehrheitsstrukturen ganz einfach misstrauen, weil sie nie irgendwie von den Mehrheitsstrukturen akzeptiert worden sind und auch damit wenig anfangen können, das ganze Problem, was die Bildung bei Roma anbelangt. Solange man Roma nicht klarmachen kann, dass sie von Bildung und von unserem Bildungssystem in irgendeiner Weise profitieren, werden sie dem auch negativ gegenüberstehen."
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http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/813739/""Es ist eine sehr, sehr diffzile Problematik, sehr vielschichtig und darf in keiner Weise schwarz-weiß betrachtet werden", sagt Dieter Halwachs, einer der profundesten Roma-Experten in Österreich, der gegenwärtig im Auftrag der Europäischen Union in Osteuropa ein Bildungsprojekt für Minderheiten - auch mit Roma - aufbaut. Halwachs gibt Ceipek teilweise recht. Natürlich gebe es diese Clan-Chefs und Strukturen und all die Realitäten, wie sie Ceipek schildere. "Aber das gilt nicht für alle, nur für einen Teil. Man muss genau hinschauen, woher die Familien kommen, in jedem Land ist die Situation unterschiedlich", sagt Halwachs im Gespräch mit dem STANDARD.
Man müsse vordergründig allerdings sehen, dass das Betteln, das Scheibenputzen der Autos, die kleinen Diebstähle für viele die einzige Möglichkeit seien, überhaupt zu überleben. Es sei aber gefährlich, warnt Halwachs, die Problematik zu ethnisieren."
http://derstandard.at/1363711565625/Armenpfarrer-Pucher-Kenne-keine-Roma-Frau-die-Kinder-alleinlaesst