@Grymnir Tacitus verklärte die Germanen zu rassenreinen, edlen und gestitteten Wilden. Obwohl er sich selbst nie persönlich davon ein Bild gemacht hat, hatte diese Darstellung einen Grund. Die Dekadenz Roms war auf dem Zenit, Korruption, moralischer Verfall und Untreue. Lies doch mal seine Analen. Von allen Lastern frei, dem Zeitgeist trotzig und Keusch. Das war das Spiegelbild Roms, sein Pamphlet gegen die Dekadenz.
Und nein. Mit Deutschland hatte die Varusschlacht rein gar nichts zu tun. Arminius hatte kein Deutsches, ja nicht einmal ein Germanisches Bewusstsein. Zwischen Rhein und Oder war ein heilloses Durcheinander von verfeindeten Stämmen. Diese Stammesangehörigen alle als Germanen zu bezeichnen war eine Einfachheit Roms, war aber grundlegend falsch. Da gab es so viel Brüderlichkeit wie zwischen Nord- und Südkorea. Soviel Nationales Zusammengehörigkeitsgefühl wie zwischen Deutschland und Brasilien.
Die Varusschlacht wurde erst später von Luther und dann im Bismarckreich als Geburtsstunde der Deutschen angeführt und hatte eine Symbolwirkung. Aber mehr als ein Symbol war es nicht. Mit dem Sieg der Varusschlacht wurde keine Nation gegründet, kein Deutsches Bewusstsein geschaffen. Viel mehr behielten die Cherusker ihre angestammte Freiheit. Schliefen auf Bärenfellen und beteten ihre Götter an. Statt wie die Gallier in den Genuss zivilisatorischer Errungenschaften zu kommen. Städte, Theater, Thermen, Straßen, Rechts- und Münzwesen.