Auch hier sage ich hallo an alle und entschuldige mich dafür, dass ich zunächst Bezüge in diesen Thread hinein-nehme, die gar nicht aus ihm selbst stammen.
Von denjenigen, die in diesem Thrad geschrieben haben, kenne ich (soweit ich es überblicke) noch niemanden.
Was mich an der Angelegenheit besonders beschäftigt, weicht von der Mainstream-Diskussion etwas ab. In dieser ist man vor allen Dingen (inzwischen) sehr erstaunt darüber, dass die meisten Menschen sich so denkbar wenig betroffen fühlen von der Tatsache, ausgespäht und überwacht zu werden. Big Brother ist also Realität geworden - aber es juckt keinen mehr.
Nun - diese Angelegenheit ist für mich persönlich abgehakt. Ich bin darüber nicht erstaunt. Mich wundert das kein Stück.
Menschen gewöhnen sich an alles Mögliche oder man kann sie an alles Mögliche gewöhnen - noch an erheblich schlimmere Dinge als eine weltweite Überwachung.
(Kleine Anekdote: Mir ist es gelungen, in Venezuela einmal in ein Gespräch zu kommen mit einem Landwirtschafts-Gehilfen, den ich dabei beobachtet hatte, wie er kleine Ferkel ohne jede Betäubung kastriete - reihenweise - und ohne dabei auch nur die geringste Gefühlsregung zu zeigen.)
Das ganz und gar erschreckende bei uns Menschen ist nur, dass sich auch unter denjenigen, die sich anfänglich über etwas aufregen, am Ende ein verblüffend hoher Anteil versteckt, der genau so mit der großen Herde mitläuft wie alle anderen auch. Der treffendste Spruch dazu, den ich je gehört habe:
"Ob du Vegetarier bist, das zeigt sich erst nachdem du eine Wurstfabrik geerbt hast."
Also: Dass etwas, was (scheinbar) anfänglich recht hohe Wellen schlug, von Anfang an oder inzwischen so gut wie keinen juckt, das verblüfft mich keineswegs - das verwundert mich nicht - das erstaunt mich nicht.
Der Gerechtigkeit halber muss zu diesem Punkt allerdings noch hinzugefügt werden: Schließlich haben wir im breiten Durchschnitt ja auch kaum oder gar nicht unter dem Ausgespäht-Werden zu leiden! Ganz anders als beim echten "Big Brother". Wir dürfen (bis jetzt jedenfalls) darauf vertrauen, dass uns unser Staat nichts Böses will. Etwas naiv formuliert sieht es sogar so aus: Uns werden durch die Ausspähung nicht Freiheiten genommen. Vielmehr werden wir ausgespäht, damit uns keine Freiheiten genommen werden.
Zudem: In den Geheimdiensten sitzen weltweit Heerscharen von Leuten, die à la "Men in Black" zu den Besten der Besten gehören - hochintelligente Kopf-Akrobaten also - und in der Tendenz haben wir doch auch gelernt, dass wir im breiten Schnitt nicht unbedingt schlecht fahren, wenn wir uns in die Hände der Experten begeben und auf ihren Fachverstand vertrauen.
Die dunkle Seite (die ich heute und vielleicht auch künftig aber aussparen möchte) tut sich dort auf, wo uns bewusst wird, dass wir als Wesen einer langen Evolution so getrimmt sind, dass wir besonders laut aufschreien, wenn wir Blut sehen / wenn wir Rot sehen. Aus diesem Primitiv-Mechanismus haben wir uns als Menschheit noch nicht befreit. Feingeistigere Interpretationen sind allemal den Massen nicht vorbehalten. Ihr Aufschrei ist nach wie vor der gleiche wie er vor 100.000 Jahren schon gewesen sein mag.
Dabei liegt es vor unser aller Augen, dass durch unzählige verschlungene Machenschaften (die fast allesamt mit Geld und über Geld mit Macht zu tun haben) das Leben unsagbar vieler Menschen gefährdet oder gar zerstört wird. Dabei fließt aber kein Blut. Dort sehen wir nicht Rot. Das läuft auf einer ganz anderen Schiene, die wesentlich auch zu unserem Selbstschutz beiträgt:
Die im Dunkeln sieht man nicht...
So - jetzt aber endlich zu dem, was mich persönlich eher beschäftigt bei der gesamten Angelegenheit:
Nur wenige scheinen zu realisieren, dass wir Menschen in einer bestimmten Weise nur dann handeln, wenn wir Grund dazu haben.
Wir sehen, dass die Geheimdienste weltweit inzwischen über Mittel und Personal verfügen, das doch irgendwie schwindel-erregend wirken müsste.
Aber es wird wenig thematisiert, dass dahinter doch Angst stecken muss.
Was gelegentlich vorgeschützt wird, halte ich für reine Augenwischerei und für Volksverdummung:
Die NSA mache nur deshalb so riesige Anstrengungen, weil man es sich nicht "verzeihen könne" bei 9/11 versagt zu haben. Blödsinn.
Genau solche mundgerechten Parolen eignen sich eben nur hervorragend als Desinformation, um die "Leute von der Straße" damit abspeisen zu können - bei einem Minimum an Aufwand.
Nein - in unseren Geheimdiesten sitzen wiegesagt höchst-intelligente Menschen und von den zig-tausenden, die dort arbeiten, haben die wenigsten damit zu schaffen in Emails von Hinz und Kunz herum zu schnüffeln.
Es geht um etwas anderes, das sein unmittelbares Pendant im Verhalten biologischer Systeme ganz generell hat:
Solche komplexen Systeme kippen nicht von heute auf morgen. Da zeigt sich nicht heute ein Riss und morgen versacken wir im Untergrund.
Biologische (oder noch allgemeiner: komplexe) Systeme zeichnen sich gewissermaßen durch Puffer aus. Sie können jede Menge weg-stecken, bevor sie dysfunktional werden. Bei uns selbst: Wir werden krank - und es kann eine lange Weile dauern, bevor eine Krankheit den gesamten Organismus zerstört. Innerhalb dieser Zeit versucht er noch alle möglichen Selbstheilungs-Kräfte zu mobilisieren.
Nun: DAS ist es also!: In unserer Welt sind Angst und Hektik angekommen - oder eigentlich fast schon Panik. Die Sehenden sehen eben (schlicht und ergreifend...), was auf uns zukommen wird in schon sehr naher Zukunft. So einfach ist die Angelegenheit. Und der Grad, in welchem sich Geheimdienste weltweit aufblähen, ist ein unmittelbares Maß ihrer Einschätzung...
Wobei es dann aber wiederum (Ironie der Angelegenheit) zu ihren Aufgaben zählt, jede Form von öffentlich sich ausbreitender Angst oder Panik so gut es geht schon im Vorfeld abzufangen und zu verhindern:
Wir leben inzwischen in einer Welt, wo das wechselseitige Sich-Beschwichtigen bereits zu einer Kunstform geworden ist.