So ich schrieb bereits dass der Eingangsposting nur ein sehr kleiner Ausschnitt ist aus dem Buch.. Osho gab auch zu Fragen viele Antworten.. übrigens Osho hat nie ein Buch geschrieben.. es sind alles Texte aus seinen täglichen Diskursen als er zu den Leuten sprach.
Ich verstehe Osho ganz gut so für mich, allerdings gehört es nicht zu meinen Stärken etwas genausogut wiederzugeben...
Nichteinmal einen Witz den ich mal wo gehört habe kann ich gut wiedererzählen,.. sind halt nicht meine Stärken. Für mich allerdings weis ich was gemeint war, aber ich möchte euch Osho Antworten zu den Fragen nicht vorenthalten.. denn die Leute haben ähnliche Fragen gestellt wie ihr hier:
"Gestern abend sagtest du, alle Philosophien seien anti-meditativ.Aber andererseits bist du auch der Meinung die östlichen Philoso-phien wie Tantra, Yoga und Vedanta seien die Schriften vonerleuchteten Weisen. Wie können erleuchtete Weise aber eine starkeStruktur philosophischer Kontemplation hinterlassen, wenn Philo-sophie anti-meditativ ist?"
Philosophie ist nicht dasselbe wie darshan. Darshan heißt es inIndien; darshan bedeutet Erkennen, Philosophie bedeutet Den-ken. Hermann Hesse hat ein neues Wort geprägt, um darshan inwestliche Sprachen zu übersetzen: Er nennt es philosia — von sia,sehen.
„Philosophieren" bedeutet Denken, und „Darshan" bedeutetSehen. Beide sind von Grund auf verschieden — nicht nur ver-schieden, sondern diametrisch entgegengesetzt. Denn wenn ihrmit Denken beschäftigt seid, könnt ihr nicht sehen, dann seid ihrso voller Gedanken, daß die Wahrnehmung verschwimmt, dieWahrnehmung nebulös wird. Erst wenn das Denken stillsteht,seid ihr in der Lage zu sehen. Dann gehen euch die Augen auf, verzieht sich der Nebel.
Für Sokrates, Plato und Aristoteles und die gesamte westlicheÜberlieferung bildet das Denken die Basis. Für Kanad, Kapil,Patanjali, Buddha und die gesamte östliche Überlieferung bildetdas Sehen die Basis. Buddha ist also kein Philosoph, mitnichten; ebensowenig wie Patanjali oder Kapil oder Kanad. Das sind keine Philosophen. Sie haben die Wahrheit gesehen, sie habennicht über sie nachgedacht!
Macht euch klar, daß ihr nur dann überhaupt nachdenkt,wenn ihr nicht sehen könnt. Wenn ihr sehen könnt, gibt eskeinen Grund nachzudenken. Alles Denken geschieht ausUnwissenheit. Denken ist nicht Wissen, denn wenn du Bescheidweißt, brauchst du nicht nachzudenken. Wenn du nicht Be-scheid weißt, füllst du die Lücke mit Denken. Denken heißt imDunkeln tappen. Die „Philosophien des Ostens" sind also garkeine Philosophien. Das östliche „Darshan" mit dem Wort„Philosophie" zu übersetzen, ist absolut verkehrt. „Darshan"bedeutet „sehen", „ins Auge fallen", „erkennen", „wissen" — unmittelbar, auf direktem Wege, ohne zwischengeschaltetesNachdenken oder Gedanken.
Kein Nachdenken kann zum Unbekannten hinführen. Wiesollte es das können? Es ist unmöglich, wenn man verstandenhat, was der Denkvorgang eigentlich darstellt. Wenn du denkst,was tust du dann wirklich? Du führst dir alle möglichen altenGedanken, Erinnerungen vor Augen. Wenn ich dir eine Fragestelle - z.B. „Existiert Gott?" -, kannst du darüber nachdenken.Was tust du damit? Du wirst alles nachplappern, was du je überGott gehört hast - alles was du gelesen hast, alles was du hierü-ber aufgeschnappt hast. Selbst wenn du zu einem neuen Schlußkommst, wird das Neue daran nur dem Schein nach, nicht wirk-lich neu sein. Es wird einfach nur eine Kombination alterGedanken sein. Du kannst viele alten Gedanken kombinierenund so zu einer neuen Struktur kommen, aber diese Strukturwird nur dem Schein nach neu sein, keineswegs neu.
Denken kann niemals zu irgendeiner ursprünglichen Wahr-heit führen. Denken ist niemals ursprünglich - kann es nichtsein. Es gehört immer der Vergangenheit, dem Alten, demBekannten an. Denken kann nicht ans Unbekannte rühren, esdurchläuft nur immer den Kreis des Bekannten - unweigerlich.Du kennst die Wahrheit nicht, du kennst Gott nicht. Was bleibtdir übrig? Du kannst darüber „nachdenken". Du wirst dich dre-hen, immerzu nur in Kreisen herumlaufen. So gelangst du nie-mals zu einer Erfahrung davon.
Also legt der Osten den Akzent nicht auf das Denken, sondernauf das Sehen. Du kannst über Gott nicht nachdenken, aber dukannst sehen. Du kannst dir kein schlüssiges Bild von Gottmachen, aber du kannst erkennen. Es kann zu einer Erfahrungkommen. Zu der gelangst du nicht durch Informationen, durchWissen, durch Schriften, durch Theorien und Philosophien -nein, damit kommst du nicht weiter. Zu der kommst du nur,wenn du alles Wissen auf den Müll wirfst. Alles, was du je gehörtund gelesen und angesammelt hast, all der Staub, den dein Ver-stand angesammelt hat, die gesamte Vergangenheit, muß beisei-tegeräumt werden. Dann sind deine Augen frisch, dann ist deinBewußtsein unvernebelt, und dann kannst du es sehen.
Es ist hier und jetzt – nur bist du umnebelt. Du brauchst nir-gendwo anders hinzugehen, um das Göttliche oder das Wahrezu finden – es ist hier. Es ist genau da, wo du bist. Und so ist esseit jeher gewesen – nur bist du umnebelt, machst du die Augenzu. Es kommt also nicht darauf an, noch mehr zu denken; eskommt darauf an, zu einem nicht-denkenden Bewußtsein zugelangen. Aus diesem Grund sage ich, daß Meditation antiPhilosophie ist – daß sie einander entgegengesetzt sind. Die Phi-losophie denkt nach, die Meditation kommt zu einem nicht-denkenden Bewußtsein. Und die östlichen Philosophien sind inWirklichkeit gar keine Philosophien. Im Westen gibt es Philo-sophien; im Osten dagegen nur religiöse Offenbarungen.
Natürlich, wenn sich ein Buddha ereignet, oder sich einKanad oder ein Patanjali ereignet, wenn sich irgendwem dasAbsolute offenbart, dann werden auch von den BetroffenenÄußerungen darüber gemacht. Diese Äußerungen unterschei-den sich von den Äußerungen eines Aristoteles, von den Schlüs-sen westlicher Philosophen. Und dies ist der Unterschied: EinKanad, ein Buddha kommt erst zur Erkenntnis – die Erkennt-nis kommt zu allererst – und macht danach seine Äußerungendarüber. Die Erkenntnis kommt zuerst, die Aussage als zweites.Aristoteles, Hegel, Kant – die denken zuerst, und kommendann, mithilfe von Denken und logischen Argumenten undDialektik, zu ganz bestimmten Schlußfolgerungen. DieseSchlüsse werden durch Denken gewonnen, durch den Verstand,nicht durch irgendwelche meditative Praktiken. Erst als zweitesstellen sie ihre Thesen auf, erst als zweites treffen sie bestimmteAussagen. Sie schöpfen aus einer anderen Quelle.
Die Aussagen eines Buddha dienen lediglich als Vehikel derKommunikation. Niemals sagt er, ihr könnt durch seine Kom-munikation zur Wahrheit gelangen. Wenn ihr Buddha „ver-standen habt", heißt das nicht, daß ihr damit zur Wahrheitgelangt seid, sondern nur, daß ihr euer Wissen vermehrt habt.Erst werdet ihr Meditationen, tiefe Ekstasen, tiefe geistigeGewässer durchqueren müssen, nur dann werdet ihr zur Wahr-heit gelangen.
Zur Wahrheit gelangt man also nur durch eine gewisse existentielle Erfahrung.
Sie ist existentiell, sie ist nicht mental. Dumußt dich verändern, um sie zu erkennen und sie zu sein.Wenn du immerzu derselbe bleibst und nur Wissen ansam-melst, magst du zu einem großen Gelehrten, Philosophen, wer-den, aber du wirst nicht erleuchtet sein. Du wirst derselbeMensch bleiben; es wird zu keiner Mutation gekommen sein.
Aus diesen Gründen habe ich gesagt, daß Philosphie in dieeine Richtung, Meditation hingegen in die entgegengesetzteführt – genau in die entgegengesetzte, in die polar entgegenge-setzte Richtung. Denkt also nicht über das Leben nach, lebt eslieber in seiner Tiefe aus. Und zerbrecht euch nicht den Kopfüber die letzten Dinge, geht vielmehr gleich jetzt, in diesemAugenblick, in die letzten Dinge ein. Und die letzten Dingebefinden sich nicht in der Zukunft. Sie sind immer da, zeitlos da.
Jemand anders hat ebenfalls eine ähnliche Frage gestellt. Er hatgefragt:
Lassen sich Probleme durch Denken lösen?
Ja, gewisse Probleme lassen sich durch Denken lösen – undzwar können nur die Probleme, die durch Denken erzeugt wer-den, auch durch es gelöst werden. Aber kein echtes Problemkann durch es gelöst werden, kein gelebtes Problem kann durches gelöst werden. Es wird nicht durch es erzeugt – es ist einfachda, im Leben selber. Da hilft kein Nachdenken weiter. Nur ineiner Beziehung kann dir das Nachdenken helfen – wenn mandurch Denken und Denken und Denken endlich auf die Wahr-heit stößt, nämlich daß alles Denken Quatsch ist. Und sobald dirklar wird, daß alles Nachdenken über existentielle ProblemeQuatsch ist, hat es dir in gewisser Weise geholfen. Schließlichbist du durch Nachdenken darauf gekommen ...
Aber nur Probleme, die durch Denken entstanden sind, kön-nen auch durch Denken selber gelöst werden. Zum Beispiel einmathematisches Problem – das läßt sich durch Denken lösen,weil die gesamte Mathematik eine Frucht des Denkens ist. Wärezum Beispiel kein einziger Mensch auf der Welt, gäbe es dann Mathematik?
Es gäbe keine Mathematik. Mit dem Ver-schwinden des menschlichen Verstandes würde die Mathematikverschwinden. Im Leben und in der Existenz gibt es sowas wie„Mathematik" nicht. Im Garten stehen Bäume herum, aberwenn du zählst: „Eins, zwei, drei Bäume", dann sind deswegenkeine „drei Bäume" da, weil drei etwas Mentales ist. Die Bäumesind zwar da, aber die Zahlen sind nicht da. Die Zahl drei ist indeinem Verstand. Wenn du nicht da bist, werden die Bäume dasein, aber nicht drei Bäume – einfach nur Bäume. Die Drei isteine Eigenschaft, die ihnen vom Verstand verliehen wird; sie isteine projizierte Eigenschaft.
Der Verstand erzeugt die Mathematik, also läßt sich auchjedes mathematische Problem durch den Verstand lösen. Merkteuch: Ein mathematisches Problem ist nicht durch Nichtdenkenzu lösen. Da hilft kein Meditieren, weil das Meditieren den Ver-stand nur auflösen wird – und mitsamt dem Verstand wird sichauch die ganze Mathematik auflösen. Es gibt also Verstandes-Probleme, und die können gelöst werden. Aber es gibt auchProbleme, die nicht vom Verstand erzeugt wurden, die existen-tiell sind. Solche Probleme lassen sich nicht vom Verstand lösen.Dazu müßt ihr erst tief in die Existenz eintauchen.
Zum Beispiel die Liebe. Die ist ein existentielles Problem. Ihrkönnt es nicht durch Denken lösen, sonst bekommt ihr nurnoch mehr Kopfschmerzen machen. Je mehr du darüber nach-denkst, desto weniger wirst du mit der Wurzel dieses Problemsin Berührung sein. Da hilft nur Meditieren. Das wird dir zurEinsicht verhelfen, das wird dich zu den unbewußten Wurzelndes Problems hinführen. Wenn du nur darüber nachdenkst,bleibst du an seiner Oberfläche kleben.
Merkt es euch also: Lebensprobleme können nicht durchDenken gelöst werden. Im Gegenteil; in Wirklichkeit verfehltihr aufgrund von vielem Denken jegliche Lösungen, und es ent-stehen noch mehr Probleme.
Zum Beispiel der Tod. Der Tod ist kein vom Denken erzeug-tes Problem – das könnt ihr durch Denken nicht lösen. Ihrkönnt denken, was immer ihr wollt – wie sollte es die Lösungsein? Ihr könnt trösten und meinen, das Trösten sei eine Lösung – es ist keine.
Ihr könnt euch selber täuschen; das istdurch Denken möglich. Ihr könnt euch Erklärungen ausdenken,und mithilfe dieser Erklärungen könnt ihr euch einbilden, dasProblem gelöst zu haben. Ihr könnt euch dem Problem durchNachdenken entziehen, aber lösen könnt ihr es nicht. Undmacht euch den Unterschied ganz klar.
Zum Beispiel steht plötzlich der Tod vor dir. Dein Partnerstirbt oder dein Freund oder deine Tochter – der Tod ist da. Waskannst du jetzt tun? Du kannst darüber nachdenken. Du kannstdir einbilden und es auch sagen, daß die Seele unsterblich ist.Denn so hast du es gelesen. In den Upanishaden steht, daß dieSeele unsterblich ist, daß nur der Körper stirbt. Du selbst hastkeine Ahnung, denn wüßtest du wirklich Bescheid, gäbe es dakein Problem – woher denn? Wenn du wirklich weißt, daß dieSeele unsterblich ist, dann ist kein Tod eingetreten, dann gibt esda gar kein Problem. Aber das Problem ist da: Der Tod ist ein-getreten und du bist durcheinander und bist tieftraurig. Jetztmöchtest du diese Trauer loswerden. Jetzt möchtest du irgend-wie diese Trauer vergessen.
Du kannst dir diese Erklärung: „Die Seele ist unsterblich"zueigen machen. Nun, das ist ein Trick. Nicht, daß die Seeleetwa nicht unsterblich wäre – das will ich damit nicht sagen;aber was dich betrifft, ist es ein Trick: Du willst dich selbst über-listen. Du bist traurig, und jetzt möchtest du diese Trauer lossein, also kann dir diese Erklärung helfen. Nun kannst du dichdamit trösten, daß die Seele unsterblich ist, daß niemand stirbt,nur der Körper – fast so, als würde da jemand nur die Kleiderwechseln oder jemand in eine andere Wohnung umziehen, alsoist die Seele nur vom einen Haus ins andere gewandert. Dukannst dir vieles denken; aber du hast keine Ahnung, was los ist.Du hast nur davon gehört, du hast dies und jenes aufgeschnappt;aber zumindest spenden dir solche Erklärungen Linderung: Dudarfst den Tod vergessen.
In Wirklichkeit wird das Problem damit nicht gelöst. Nichtsist gelöst worden. Am nächsten Tag wird jemand anders sterben,und wieder hast du das gleiche Problem. Dann stirbt wiederjemand anders, und du stehst vor dem gleichen Problem.
Und tief drinnen weißt du, daß du sterben mußt. Du kannst dem Todnicht entrinnen – und das macht dir Angst. Aber du kannst esimmerzu vor dir herschieben, und du kannst dich in Rationali-sierungen flüchten. Das führt nicht weiter.
Der Tod ist ein existentielles Problem. Du kannst es nichtdurch Nachdenken lösen. Was aber dann tun? Da gibt es nocheine andere Dimension – die Dimension der Meditation, nichtder „Mentation", der Gehirntätigkeit. Du stellst dich einfach derSituation. Jemand ist gestorben – dein Geliebter ist tot. Laß dichnicht erst aufs Denken ein, befrag nicht die Upanishaden unddie Bhagvatgita und die Bibel. Befrag nicht die Christusse unddie Buddhas. Laß sie in Frieden.
Der Tod steht vor dir: Stell dich ihm, tritt ihm entgegen. Laßdich total auf diese Situation ein. Denk nicht über sie nach – wasgibt es da schon zu denken? Du kannst nur alten Müll ausgra-ben. Der Tod ist ein taufrisches Phänomen, er ist so unbekannt,daß dich all dein Wissen im Stich lassen wird. Laß also deinenKopf aus dem Spiel, geh in tiefe Meditation mit dem Tod.
Tu gar nichts. Denn was kannst du schon tun, das irgendwiehelfen kann? Du weißt nichts. Also bleib bei deiner Unwissen-heit, komm nicht mit falschem Wissen, mit geborgtem Wissen.Da ist der Tod – halt es mit ihm aus! Stell dich dem Tod mit tota-ler Präsenz. Wandere nicht ab ins Denken, denn damit läufst dunur vor der Situation weg, schleichst du dich weg aus dem Hier.Denke gar nichts; sei in der Gegenwart des Todes.
Es wird Traurigkeit aufkommen, Kummer aufkommen, eineschwere Last wird dich niederdrücken – laß sie da sein. Dasgehört dazu – zum Leben und zum Reifeprozeß und zur letz-ten Erkenntnis. Halte es damit aus, total anwesend. Dies wirdzur Meditation werden, und du wirst zu einem tiefen Verstehendes Todes gelangen. Dann wird der Tod selber zum ewigenLeben.
Aber laß den Verstand und dein Wissen außen vor. Bleibebeim Tod; dann wird der Tod sich dir offenbaren, dann wirst duwissen, was das ist: Tod. Du wirst in seine inneren Gemächervordringen. Dann wird der Tod dich bis in den innersten Kerndes Lebens führen ... Denn der Tod ist der eigentliche Kern des Lebens.
Er ist dem Leben nicht entgegengesetzt, er ist derLebensprozeß an sich. Aber der Verstand kommt immer mitdem Widerspruch – daß Leben und Tod Gegensätze seien. Unddann grübelst du darüber nach, und weil die Wurzel nichtstimmt, der Gegensatz nicht stimmt, kannst du niemals zueinem Schluß kommen, der wahr und wirklich wäre.
Wann immer dir ein gelebtes Problem begegnet, dann bleibbei dem Problem, ohne deinen Verstand. Das ist es, was ich mitMeditation meine. Und einfach dies Beim-Problem-Bleibenwird es lösen. Und wenn du wirklich dabeigeblieben bist, wirddir der Tod nie wieder begegnen, denn dann weißt du, was derTod ist.
Aber niemals tun wir dies, nie mit der Liebe, nie mit demTod – nie mit allem, was authentische Wirklichkeit ist. Wirwandern immerzu in Gedanken ab, und die Gedanken sind dieVerfälscher. Sie sind geborgt, gehören nicht euch selbst. Sie kön-nen euch nicht befreien. Nur eine Wahrheit, die eure eigene ist,kann zur Befreiung werden.
Und zu deiner eigenen Wahrheit kommst du nur durch einesehr stille Präsenz. Das Denken bei keinem einzigen Problemetwas ausrichten. Kein Denken wird die echten Probleme lösen;wohl kann Denken die unechten Probleme lösen, die durch dasDenken selber erzeugt werden – weil diese Probleme denRegeln der Logik unterliegen. Das Leben hält sich nicht an dieRegeln der Logik. Das Leben hat seine eigenen verborgenenGesetze, und denen kannst du keine Logik aufzwingen.
Noch eine weitere Anmerkung hierzu: Wo immer man denVerstand einbringt, dort nimmt der Verstand auseinander, dortanalysiert er. Die Wirklichkeit ist eins, und der Verstand teiltalles auf. Und wenn deine Wirklichkeit in Schubladen aufgeteiltist, hast du sie verfälscht. Jetzt kannst du dich dein Leben langabquälen – nichts wird dabei heraus kommen, weil die Wirk-lichkeit im Grunde eins war, der Verstand sie aber entzweite unddu dich jetzt mit der Teilung herumschlägst.
Zum Beispiel sind, wie ich schon sagte, Leben und Tod eins.Aber für den Verstand sind es zweierlei und der Tod ist der Feinddes Lebens. Er ist es nicht, denn das Leben kann ohne den Tod nicht existieren.
Wenn das Leben ohne Tod gar nicht existierenkann, wie kann dann der Tod sein Feind sein? Er ist die Aus-gangssituation; er macht Leben allererst möglich. Das Lebenwächst aus ihm hervor - er ist die Seele. Ohne ihn ist Lebenunmöglich. Aber der Verstand, unser Denken, teilt sie und stelltsie als polaren Gegensatz hin. Dann kannst du immerzu drübernachdenken. Alles, was du da denkst, wird falsch sein, weil du vonvornherein eine Sünde begangen hast - die Sünde der Teilung.
Wenn du meditierst, verschwindet alle Teilung. Wenn dumeditierst, kann es keine Teilungen geben, denn wie kannst duim Schweigen teilen?
Wir befinden uns hier. Jeder denkt sich in seinem Verstandetwas, dies oder jenes; insofern sind wir verschieden, unter-scheiden wir uns alle, weil dein Gedanke dir gehört und meinGedanke mir. In meinem Verstand laufen meine eigenenTräume und du hast deine eigenen. Es gibt viele Individuenhier, aber wenn wir alle meditieren - weder ihr denkt noch ichdenke, alles Denken steht still -, dann werden nicht mehr so-und-so-viele Individuen da sein. Tatsächlich werden überhauptkeine Individuen da sein. Wenn wir alle meditieren, dann habensich alle Abgrenzungen aufgelöst.
Wenn ich meditiere und du meditierst, dann sind wir nichtmehr zwei Personen; das ist ausgeschlossen, denn eine Stilleplus eine Stille ergeben eine. Es können nicht zwei sein - dennwie wollt ihr die eine Stille gegen die andere Stille abgrenzen?Ihr könnt sie nicht abgrenzen. Ihr könnt einen Gedanken voneinem anderen abgrenzen, einen Verstand von einem anderen,aber „zwei Stillen" sind einfach nur eine - genau wie zweiNullen. Zwei Nullen sind nicht zwei; zwei Nullen sind eine. Ihrkönnt tausend Nullen hinschreiben, aber sie ergeben eine.
Meditation heißt, eine Null im Inneren herstellen - alleBegrenzungen, alle Abteilungen verschwinden. Und das gibtdir das wirkliche Auge, das dritte Auge - darshan. Jetzt hast duwirklich „Augen zu sehen".
Für diese wirklichen Augen ist die Wirklichkeit klar, offen -offenbar. Und für die offenbare Wirklichkeit gibt es keineProbleme.