@abraham_abraham_ schrieb:ihr nehmt hier alle rege an der diskussion teil. dürfte ich fragen, wer von euch eine eigene positive erfahrung diesbezüglich schon gemacht hat mit dem visualisieren?
Ich kann dir gerne ein Beispiel dafür geben, was ich unter Visualisierung verstehe. Es ist ein Beispiel dafür, wie allein die Sprache, die ich verwende, meine Wirklichkeit erschafft und zwar unverzüglich.
Denn ein Aspekt, der vielen Menschen nicht klar ist, wenn ich über die Wirklichkeit spreche, ist ja der, dass ich meine Wirklichkeit mit Wörtern beschreiben muss. Und die Wörter sind in allerhöchstem Maße entscheidend, wie ich meine Wirklichkeit empfinde.
Sprache, das heißt, die Worte die ich benutze, sind ja meine in einen manifestierten kommunikativen Ausdruck umgeformten Gedanken. Das bedeutet: Wenn ich mit dir spreche, dann zeige ich dir damit ein Abbild meiner inneren Wirklichkeit, wie ich beispielsweise die jeweilige Situation sehe. Das heißt, allein die Sprache hat eine sehr große Bedeutung für die Visualisierung der eigenen Wirklichkeit.
Wenn ich beispielsweise von einem "Bullen" rede, dann habe ich ein anderes Bild der Wirklichkeit, als wenn ich von einem Polizisten oder gar von einem Menschen rede. Und genauso werde ich dann auch auf diesen Menschen zugehen und mich ihm gegenüber verhalten.
Oder wann sind Menschen Terroristen und wann sind sie Freiheitskämpfer? Das entscheidet, wie ich die Situation sehe. Wenn ich die Nachrichtensendung aufmerksam verfolge, dann stelle ich genau fest, mit welchen Regierungen wir liiert sind, und mit welchen nicht und ich höre, dort sind dann plötzlich Freiheitskämpfer zugange.
Das heißt, die Wörter, die wir verwenden, sind unglaublich wichtig, wie wir unsere Wirklichkeit erschaffen und sie dann auch genauso erleben.
Oder wenn bestimmte Menschen jemand anderen als "kanake" bezeichnen, wobei das Wort "kanaka" ursprünglich "Mensch" bedeutet, aber das wissen diese Leute nicht mal, die es verwenden, - dann sehen sie keinen lebenden und gleichgestellten Artgenosssen. Das heißt, wenn wir Feindbilder aufbauen, dann brauchen wir als erstes Begriffe, die ent-menschlichen. Und wenn das dann ein "Bulle" ist, dann werde ich vollkommen anders auf ihn zugehen, als wenn das ein Polizist oder gar ein Mensch ist.
Wenn ich nun die Formulierung ändere, dann transformiere ich das, was ich dabei erlebe. Statt in einer ärgerlichen Situation zu sagen "Ich bin sauer", könnte ich es vollkommen anders formulieren und beispielsweise sagen "Das ist aber eine Herausforderung!" oder "Das ist ja faszinierend!"
In dem Moment wird das sogenannte Problem zu einer Herausforderung, zu einer faszinierenden Aufgabe, zu der Lernaufgabe "Was kann mich das lehren?", und dann werde ich ganz anders darüber denken und es auch vor allem ganz anders empfinden. Das heißt, ich ändere meine Welt allein durch die Formulierung. Unverzüglich.
Das waren ein paar Beispiele für Visualisierungen, wie ich sie verstehe.