@Makrophage @Lamm @larryned @AtheistIII @JPhys @kastanislaus Meiner Meinung nach liegt das Problem der kontroversen Beziehung zwischen Weisheit und Wissenschaft im falschen Ansatz religöser Interpretationen. Niemand wird je versteh weshalb dieser gut Schöpfer uns in einer Welt beläßt, welche in ihrem Grauen oft nicht erträglich ist. Wieso die Wissenschaft verurteilen, wenn sie versucht diese Welt zu erklären und halbwegs erträglich zu machen ? Es geht nicht so sehr um Akzeptanz von Wissenschaft sondern um deren Macht Weltbilder zu zerstören und darum, diese Welt so zu gestalten, das sie irgendwann auf allen Ebenen beeinflußbar wird. Das sind die Ängste teilweise der Gläubigen, sich ausgeliefert zu fühlen. Lieber sich auf einen allmächtigen Gott berufen, als zu Lebzeiten willkürlichen Eingriffen ausgeliefert sein, wenn sie nicht dem eigenen Wohl dienen. Das ist eine berechtigte menschliche Furcht und ernst zu nehmen.
Wie aber kann man einen angeblich allwissenden und guten Gott interpretieren, wenn man auf diese Welt sieht in welcher gnadenlos Existenz gegen Existenz kämpft ? Ist diese Welt von Gott verlassen ? Hierzu gibt eine völlig plausible Definition aus der Theodizee von Isaak Luria:
Allwissen: Gott hätte wissen müssen, dass die vorherigen Welten unvollkommen sind.
Allmacht: Gott hätte die unvollkommenen Welten perfekt erschaffen oder sie zumindest so weit beseitigen können, dass das Böse und Unvollkommene nicht Einzug in unsere Welt erhält.
Allgüte: Wie kann Gott seine eigenen Schöpfungen zerstören, wenn er gütig ist? Und wie kann er zulassen, dass seine unvollkommenen Werke Leid über Unbeteiligte in unserer Welt bringen?
Wikipedia: Theodizeeproblem#Kontraste und ihr NutzenDas ist ein Widerspruch und eigentlich nicht vermittelbar.
Isaak Luria und die Einführung der Notwendigkeit des Tzimtzum aufzulösen:
Luria interpretierte die theoretische und praktische Kabbala neu. Man spricht von lurianischer Lichtmystik. Zentrale Punkte seiner Lehre sind:
Der Tzimtzum, wörtlich Zusammenziehung oder Rückzug, ist ein Akt göttlicher Selbstbeschränkung des En Sof (der bzw. das Unendliche). Erst dadurch wird die Schöpfung ermöglicht. Dieser Rückzug von Gott ist eine Metapher für Exil. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahre 1492 erhielten die Begriffe Exil und Erlösung im Judentum neue Bedeutung. Zu Erlösung siehe unten Tiqqun.
Die Sefirot als zehn Dimensionen des Seins entstehen, zugleich auch der erste Geistmensch, Adam Qadmon. Der kabbalistische Lebensbaum enthält diese Sefirot.
Von Adam Qadmons Gesicht strömt Licht in die Gefäße der Sefirot.
Es kommt zu einem Unfall im Schöpfungsgeschehen: Das Licht ist zu stark, die Gefäße brechen (Bruch der Gefäße, hebr. Schwirat ha-Kelim), die Schöpfung gerät dadurch in Unordnung. Alle Geschöpfe befinden sich ab jetzt im Exil, von der Mikrobe bis zur Schechina als weiblicher Erscheinung Gottes.
Die materielle Welt entsteht, in der Gutes und Böses gemischt sind. Die Lichtfunken sind in den Qlipot (Schalen) gefangen.
Im Tiqqun, einem komplizierten Prozess der Wiederherstellung wird das Licht aus den Qlipot befreit und zum Ursprung zurückgebracht. Dem Menschen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Beim Tiqqun spielen Gilgul (Seelenwanderung / Reinkarnation) und Ibbur (Schwängerung einer lebenden Seele durch eine andere Seele) ebenso eine Rolle wie die Kawwana als meditatives Gebet, aber auch Askese und die Mitzwot (Erfüllung der Gebote). Owohl es sehr schwer vorstellbar ist, das sich Letzteres wirklich praktizieren läßt, weil eben eigene Erfahrungen immer noch besser sind selbst zu entscheiden was nun Gut und Schlecht ist und zwar nicht nur für den einzelnen, sondern auch für das Ganze.
Wikipedia: Isaac LuriaInteressant dabei ist, das solche Interpretationen nicht den Weg in die offiziellen Kirchlehren finden. Warum ? Weil es schwer vorstellbar ist, in einer unfertigen und von Gott verlassenen Welt existieren zu müssen, denn das möchte Niemand und diese Interpretation läßt sich nur ganz schwer verkaufen. Wenn wir Annäherungen wollen, dann müssen wir den offiziellen Kirchenlehren ein wenig den Rücken kehren und dort nach Antworten suchen, wo sich Wissenschaft und Weisheit nicht mehr in den Haaren liegen müssen.
Das vorliegende ist nur ein Beispiel, um zu zeigen, das sich Menschen nicht über das Unfertige und Unverständliche Gottes schon Gedanken gemacht hätten.
:)