Dr.Precht schrieb am 09.04.2012:Bin ich noch ich selbst, wenn ich meine Worte und Handlungen, analog der mich interessierenden Person maßschneidere?
im grunde sind wir sowieso niemals die, die wir zu sein glauben.
wir werden uns selbst erst sichtbar in der wechselwirkung mit anderen.
ein schönes beispiel ist bei "alice im wunderland" zu finden, wo die raupe immer bezweifelt, dass es die richtige alice ist. erst als alice erkennt, dass sie nicht durch ihr image definiert wird oder ihre herkunft, ihre kleider oder die worte, gedanken, die sie über sich verliert, sondern durch ihre handlungen, taten, erkennt sie auch die raupe als die richtige alice an.
zu viele sind charakterlose schattengestalten, die sich in der masse verstecken, wenn verantwortung gefragt ist, und wünschen sich eigentlich insgeheim, zu handeln. doch unsichtbare ketten halten sie im zaum, lähmen jedes noch so zögerliches heraustreten aus den schatten. nichts ist uns unangenehmer als die angreifbarkeit auf dem präsentierteller, wird uns doch so stetig wie latent eingetrichtert, uns über jene herzumachen, die es wagen, sich zu zeigen. dabei schlummert hinter unserer stirn eigentlich der blanke hass auf diese vermaledeiung und das leidenschaftliche verlangen nach heldentaten. doch nur kleine taten sind es, die uns abseits des gleißenden lichts, das jede ehrlichkeit verbrennt, zu charakter und persönlichkeit verhelfen. nichts destotrotz ist es gut, wenn wir im entscheidenden moment initiative ergreifen, und uns gegen jede scham heldenhaft in die belange anderer einmischen.
durch jene ehrlichkeit und offenbarung unserer menschlichkeit vor uns selbst und dem anderen finden wir erst zusammen, werden unzertrennbar wie ein herz und eine seele. und das sind keine lorbeeren auf denen man sich ausruht.
was das verstellen angeht, das freundliche aufeinander-zu-gehen, heran-tasten, infiltrieren, assimilieren, die heuchelei, und ob wir dann noch wir selbst sind: ja und nein, denn jede unserer handlungen, lässt uns weiter evolvieren, macht aus uns jemand anderen. so sind wir.
wer sich selbst verpflichtet ist, liebt seinen status. doch wer diesen künstlich aufrecht erhält, braucht sich nicht wundern, wenn er sich irgendwann nicht mehr im spiegel erblicken mag.
@Dr.Precht schade dass du weg bist.