Kant und der deutsche Idealismus
12.08.2006 um 02:52In der Geschichte der Philosophie bilden zweifellos der deutsche
Idealismus und derphänomenologisch-hermeneutische Ansatz Heideggers die
beiden letzten Höhepunkte desmetaphysischen Denkens. Beide haben aber
den teils ehrwürdigen, teils verdächtigtenTitel der Metaphysik weitgehend
gescheut und zum Teil von sich gewiesen. Kant hatallzu bekanntlich der
‘Metaphysik’ einen Todesstoß versetzt, obwohl erironischerweise vielleicht
der moderne Denker gewesen ist, der den Begriff derMetaphysik im Titel
seiner Schriften am hartnäckigsten verwendet hat, wie Titel wieProlegomena
zu einer jeden künftigen Metaphysik, Grundlegung zur Metaphysik derSitten,
Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft, Fortschritte der
Metaphysik und Metaphysik der Sitten bezeugen. Keiner hat vielleicht
metaphysischer gedacht als Kant, aber seine Wirkungsgeschichte hat in ihm
eherden Antimetaphysiker hervorgekehrt und fortgesetzt. Das gilt zum Teil
auch für dendeutschen Idealismus.
( H. Seubert)
Bisher nahm man an, alle unsereErkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche über sie apriorietwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unterdieser Voraussetzung zunichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgabender Metaphysik damit besser fortkommen, dass wir annehmen, die Gegenstände müssen sichnach unserer Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Möglichkeiteiner Erkenntnis derselben apriori zusammenstimmt... Es ist hiermit ebenso wie mit denersten Gedanken des Copernicus bewandt, der, nachdem es mit der Erklärung derHimmelsbewegung nicht gut fortgehen wollte, wenn er annahm, das ganze Sternenheer drehesich um den Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er denZuschauer sich drehen und die Sterne in Ruhe liesse.
(Immanuel Kant, Kritik derreinen Vernunft, B XVI)
Entsprechend dieser, von der konstruierenden Kraftdes Subjekts ausgehenden Überzeugung erklärte Kant das Bild zum Produkt derschöpferischen Einbildungskraft. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass für Kant wiefür die ihm nachfolgenden Philosophen Fichte und Hegel das Bild wesentlichVorstellungs-Bild war.
der Idealismus zog wissenschaftlicher,
logistischer,also moderner klingende Titel wie Wissenschaftslehre, System
des transzendentalenIdealismus , oder
System der Wissenschaft bzw. Wissenschaft der Logik vor. Selbstwenn Hegel
in einem berühmten Ausspruch aus der Vorrede zu seiner Wissenschaft der
Logik gesagt hat, « ein gebildetes Volk ohne Metaphysik » sei wie ein
« Tempelohne Alleheiligstes »
, hat er sich selber nicht recht mit diesem
altmodischenTitel identifiziert, den er durch den « Logik » ersetzt wissen
wollte.
Wasmeint ihr?
grüße
Idealismus und derphänomenologisch-hermeneutische Ansatz Heideggers die
beiden letzten Höhepunkte desmetaphysischen Denkens. Beide haben aber
den teils ehrwürdigen, teils verdächtigtenTitel der Metaphysik weitgehend
gescheut und zum Teil von sich gewiesen. Kant hatallzu bekanntlich der
‘Metaphysik’ einen Todesstoß versetzt, obwohl erironischerweise vielleicht
der moderne Denker gewesen ist, der den Begriff derMetaphysik im Titel
seiner Schriften am hartnäckigsten verwendet hat, wie Titel wieProlegomena
zu einer jeden künftigen Metaphysik, Grundlegung zur Metaphysik derSitten,
Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft, Fortschritte der
Metaphysik und Metaphysik der Sitten bezeugen. Keiner hat vielleicht
metaphysischer gedacht als Kant, aber seine Wirkungsgeschichte hat in ihm
eherden Antimetaphysiker hervorgekehrt und fortgesetzt. Das gilt zum Teil
auch für dendeutschen Idealismus.
( H. Seubert)
Bisher nahm man an, alle unsereErkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche über sie apriorietwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unterdieser Voraussetzung zunichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgabender Metaphysik damit besser fortkommen, dass wir annehmen, die Gegenstände müssen sichnach unserer Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Möglichkeiteiner Erkenntnis derselben apriori zusammenstimmt... Es ist hiermit ebenso wie mit denersten Gedanken des Copernicus bewandt, der, nachdem es mit der Erklärung derHimmelsbewegung nicht gut fortgehen wollte, wenn er annahm, das ganze Sternenheer drehesich um den Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er denZuschauer sich drehen und die Sterne in Ruhe liesse.
(Immanuel Kant, Kritik derreinen Vernunft, B XVI)
Entsprechend dieser, von der konstruierenden Kraftdes Subjekts ausgehenden Überzeugung erklärte Kant das Bild zum Produkt derschöpferischen Einbildungskraft. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass für Kant wiefür die ihm nachfolgenden Philosophen Fichte und Hegel das Bild wesentlichVorstellungs-Bild war.
der Idealismus zog wissenschaftlicher,
logistischer,also moderner klingende Titel wie Wissenschaftslehre, System
des transzendentalenIdealismus , oder
System der Wissenschaft bzw. Wissenschaft der Logik vor. Selbstwenn Hegel
in einem berühmten Ausspruch aus der Vorrede zu seiner Wissenschaft der
Logik gesagt hat, « ein gebildetes Volk ohne Metaphysik » sei wie ein
« Tempelohne Alleheiligstes »
, hat er sich selber nicht recht mit diesem
altmodischenTitel identifiziert, den er durch den « Logik » ersetzt wissen
wollte.
Wasmeint ihr?
grüße